Einfach tierisch

Der Thai „Ridgeback“ Hund (TRD)

Willi Netzer erzählt über Tiere

Willi Netzer

Falls Sie zu den Hundeliebhabern gehören, die einen Hund wegen seiner Schönheit und Vollkommenheit lieben, könnte dieser vielleicht etwas für Sie sein. Dies ist der Hund schlechthin. Zwei Jahre lang besaß ich einen davon und ich hatte mich immer wieder dabei ertappt, ihn mit anderen Augen zu betrachten, als ich dies normalerweise bei Hunden tue. Er hatte eine Art, als ob er nie aufgehört hätte, ein Welpe zu sein. Ich konnte mich nie satt sehen an diesem Tier.

Leicht etwas mehr als mittelgroß, wunderbar proportioniert, mit tiefer, breiter Brust und leicht gebaut um die Taille, könnte man den TRD ohne weiteres als Jagdhund bezeichnen. Rennen kann er auf jeden Fall. Etwas ganz Besonderes ist sein Fell. Extrem kurz, wohl ideal für dieses Klima, bietet es auch wenig Unterschlupf für Zecken, Flöhe und anderes Ungeziefer.

Unser Babbu.

Sein Markenzeichen ist natürlich, dass seine Fellhaare auf dem Rücken in Richtung Kopf wachsen, also genau verkehrt. Von der hiesigen Bevölkerung wird er deswegen „Lang aan" genannt, was man „als Sattel auf dem Rücken" übersetzen könnte. Die englische Bezeichnung „Ridgeback" bezieht sich ebenfalls auf diese Zeichnung.

Sein Kopf gleicht ein bisschen dem eines Pitbullterriers, vielleicht etwas länger, aber nicht weniger furchteinflössend und auch gar nicht zu Unrecht. Bei diesem Hund steigt keiner über den Zaun. Markant sind auch die geraden Ohren und nicht zuletzt der nur ganz leicht gebogene Schwanz, der nach thailändischem Schönheitsempfinden wie ein Schwert verlaufen sollte. Dies offenbart auch seinen Charakter: nicht feige, aber auch nicht zu draufgängerisch. Ich war für lange Zeit der Meinung, dass thailändische Hundezüchter vor nicht allzu langer Zeit diesen „Lang aan" züchteten, um einen eigenen thailändischen Rassehund zu haben.

Ich muss sagen, ich habe mich selten so geirrt. Dieser Hund hat das Recht von sich zu behaupten, dass er in gerader Linie, also ohne andersrassige Einmischungen, von dem sogenannten Urhund abstammt. Dies bezeugen 5000-jährige Ausgrabungen aus Ban Chieng in der Nähe von Udon Thani, alte Zeichnungen mit seinen typischen Merkmalen und nicht zuletzt seine genetisch bewiesene Sippschaft mit dem australischen Dingo.

Um seine Einzigartigkeit näher zu beschreiben, werde ich ihnen kurz hier die etwas tragische Geschichte unseres „Babbu" erzählen: An einem der Straßenrestaurants, an dem ich früher gerne saß, tauchte eines Tages ein junger „Lang aan" auf, mit dem schönsten kupferrotem Fell, das ein Hund haben kann.

Er hatte von seinem ersten Tag an ein schlechtes Image. Trotz seiner zwei Monate war er ein absoluter Beißer und niemand, auch nicht sein Besitzer, der nebenan ein Restaurant führte, war seines Vertrauens würdig. Offensichtlich seiner reinrassigen Abstammung bewusst, ließ er sich trotz ununterbrochener Hänselei nicht unterkriegen. Mir tat dieser junge Hund arg leid und ich kaufte ihn einfach kurz entschlossen.

Sein totales Vertrauen konnte ich jedoch nie erwerben. Dies zeigte sich in seiner ganzen konsequenten Art, als wir eines Tages einen neuen, jungen Welpen hatten. Nummer Zwei zu sein war nicht gut genug für ihn. Er sprang über den Zaun und war verschwunden, Zwei Tage später fanden wir ihn am Strand. Er warf uns einen leeren, fast angewiderten, Blick aus seinen familiären Augen zu und rannte einfach auf Nimmerwiedersehen davon.