Das katastrophale Abschneiden der deutschen
Fußballnationalmannschaft in Portugal war im Grunde genommen alles andere
als eine Überraschung. Zwar keimte nach dem relativ guten Spiel gegen die
Niederlande noch so etwas wie ein Fünkchen Hoffnung auf, doch wer sich
die zum Teil jämmerlichen Vorstellungen der sogenannten Elitekicker in
den Vorbereitungsspielen zu Gemüte geführt hat, der konnte sich unschwer
in der Illusion wiegen, dass mit dieser Mannschaft auch nur ein Blumentopf
zu gewinnen ist.
Seit über ein Jahrzehnt macht sich ein schleichender
Niedergang im deutschen Fußball bemerkbar und dies nicht nur in der
Nationalelf. Allein die Ergebnisse in den europäischen
Vereinswettbewerben der letzten Jahre sprechen Bände. Man kommt um die
bittere Erkenntnis nicht mehr herum: Deutschlands Fußball ist
zweitklassig und die Vizeweltmeisterschaft des Jahres 2002 war nur die
Ausnahme, die die Regel bestätigt.
Deutschlands Fußballer können kaum noch gegen
zweitklassige Mannschaften mithalten, geschweige denn gegen die Weltelite.
Dabei war und ist der Fußball untrennbar mit
Deutschlands Aufstieg zur Wirtschaftsgroßmacht nach dem Zweiten Weltkrieg
verbunden. Die Älteren unter uns erinnern sich noch der Euphorie, die der
Sieg der Walter-Elf 1954 in Bern ausgelöst hat. Es ging ein Ruck durchs
Land, die Menschen konnten wieder zu unproblematischen Helden aufschauen
und mit Optimismus in die Zukunft blicken.
Und sie vollbrachten eine wirtschaftliche Leistung, die
ihresgleichen in der Welt sucht. So waren die Weltmeisterschaften der
Jahre 1974 und 1990 sowie die Erfolge der National- und
Vereinsmannschaften bis weit in die Neunziger nur Ausdruck dieser
fußballerischen Vormachtstellung.
Doch wie sieht es heute aus? Die Nationalmannschaft ist
ein Schatten ihrer selbst, kaum besser stehen die Klubs der Bundesliga im
internationalen Vergleich. Und irgendwie strahlt dies auch auf weitere
Bereiche aus. In den letzten Wochen waren viele Interviews mit Börsianern
und Wirtschaftsleuten zu vernehmen, die auf einen Erfolg bei der EM
hofften, damit dadurch im Lande die so bitter notwendige psychologische
Aufbruchsstimmung erzeugt wird. Doch das ging gründliche daneben.
Deutschland zehrt mittlerweile von der Substanz, von
dem Fleiß und der Schaffenskraft der Generation, die das Land nach der
verheerenden Katastrophe des Zweiten Weltkrieges wieder aufgebaut haben.
Zu lange hat man sich auf den Lorbeeren des Erreichten ausgeruht. Seit
Jahren beträgt die Zahl der Arbeitslosen um die vier Millionen, die
Staatsschulden steigen unaufhörlich auf Rekordhöhen, ganze
Industriezweige wandern wegen wuchernder Bürokratie und unerträglich
hoher Steuern ins Ausland ab.
Doch es kommt noch dicker: Die vor einiger Zeit
durchgeführte PISA Studie enthüllte mit unbestechlicher Objektivität,
dass der Stolz unseres Landes, unser Bildungs- und Ausbildungssystem im
Argen liegt. Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass
Deutschland ein rohstoffarmes und somit ein grundsätzlich armes Land ist.
Unser wichtigster Rohstoff ist das Wissen und Können
seiner Bürger. Wenn nun der Nachwuchs nicht mehr in der Lage ist, Lesen,
Schreiben, Rechnen und sonstige Grundkenntnisse zu beherrschen, dann wird
es in Kürze düster aussehen. Man muss einigen Politikern, die den Mut
haben, den Rückkehr zu sogenannten deutschen Tugenden wie Fleiß,
Ordnung, Pünktlichkeit und Strebsamkeit fordern, Recht geben. Dazu
sollten allerdings noch Kreativität und Erfindungsreichtum kommen.
Noch ist Deutschland eine führende Exportnation und es gibt im Bereich
der alternativen Energien hoffnungsvolle Ansätze. Doch die Zeit drängt
und man sollte nicht warten bis das Kind in den Brunnen gefallen ist. Im
Fußball ist dies nämlich schon passiert.