„Weißt du", sagte neulich ein Freund zu mir,
„ich bin aus Deutschland weg, weil ich den Klatsch und Tratsch, der dort
in einer Kleinstadt vor sich geht, ganz einfach leid war. Aber hier musste
ich zu meinem Entsetzen feststellen, hier ist es genauso schlimm, wenn
nicht noch ärger", klagte er.
Hat er nun recht, mein Freund oder nicht? Ich habe
über seine Klagen ein wenig nachgedacht und ich muss sagen, ich kam zu
dem Schluss, dass er in gewisser Weise Recht hat.
Pattaya ist, obwohl in den vergangenen Jahren rasend
schnell gewachsen, trotzdem immer noch ein „kleines Nest", was die
Anzahl der Farangs, speziell der deutschen Gesellschaft anbelangt. Hier
kennt jeder fast jeden. Und jeder weiß natürlich über den anderen
genauestens Bescheid! Logisch, wo man doch „eben alle kennt".
Manchmal allerdings beschränkt sich dieses „Kennen"
oder „Wissen" über seine Mitmenschen ganz einfach aufs
Hörensagen, einfach nur auf das, was man von anderen Leuten eben erfahren
hat. Meist von jenen lieben Mitmenschen, die eben „einfach alles"
über alle wissen.
Wie viel Leid und wie viele Probleme bereits in der
ganzen Welt dadurch geschaffen wurden, ist wohl jedem von uns klar, der
auch nur einigermaßen vernünftig denken kann. Wie viele Rufmorde wurden
schon durch gedankenloses Dahinplappern, Nachplappern von etwas, das man
vielleicht nur zur Hälfte gehört und verstanden hat und dann gleich an
seine nächsten Freunde weitergab, begangen?
Wird dieses Weitererzählen von Geschichten, die man
nicht genau kennt, die man eben nur von jemand anderem erfahren hat, als
Beweis von großer Klugheit empfunden? Möchten sich jene lieben
Mitmenschen vielleicht besonders hervortun, besonders im Ansehen ihrer
Mitmenschen steigen, wenn sie ihnen etwas anvertrauen? Etwas, das ihnen
vielleicht selbst unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut wurde
oder wie schon vorher erwähnt, sie nur vom Hörensagen kennen.
Ich kann das nicht ganz glauben, denn so dumm kann doch
kein Mensch sein, dass er das wirklich glaubt! Ich glaube, es ist vielmehr
die Sensationslust, die in jedem von uns ein wenig schlummert. Diese
Sensationslust, die nur darauf wartet, endlich aus seinem Schlaf erweckt
zu werden um dann wie ein Raubtier sich auf das wartende Futter zu
stürzen, es zu verschlingen und dann wieder auszuspeien. Egal, ob man
damit seine Freunde oder Bekannten bespuckt.
Wie schon ein sehr kluger Mensch einmal sagte, ist der
Mensch das größte Raubtier. Und das grausamste! Ein tierisches Raubtier
tötet nur aus Hunger und um am Leben zu bleiben. Ein Mensch jedoch,
dessen Hände zum Früchte- und Gemüsepflücken geformt wurden und dessen
Zähne keinesfalls zum Reißen von Nahrung gebildet wurden, hat sich
selbst entartet. Er benützt seinen Verstand zum Töten, sei es nun echter
Mord oder nur Rufmord.
Pattaya besteht nur aus wenigen Deutschsprachigen und
trotzdem bekriegen sie sich gegenseitig und verletzen sich, verbal und
körperlich, wo und wie oft es nur geht. Kann denn damit nicht endlich ein
Ende gesetzt werden?