Malariaerreger schlagen zurück
Riskante Impfung: Die gefährlichsten Parasiten können überleben
Zahlreiche
Wissenschaftler bemühen sich zwar intensiv um die Entwicklung eines
Impfstoffs gegen Malaria. Sie haben aber mit prinzipiellen Schwierigkeiten
zu kämpfen. Die größte Hürde besteht in der Vielgestaltigkeit der
Erreger, der Plasmodien.
Werden durch die Impfung nicht alle Malariaparasiten
beseitigt, führt das unweigerlich zur Selektion von noch gefährlicheren
Stämmen. Eine Impfung, die nicht zu hundert Prozent wirkt, erreicht damit
letztlich das Gegenteil: Statt die Parasiten zurückzudrängen und
schließlich auszurotten, hilft sie ihnen sich weiterzuentwickeln und das
in einem weitaus gefährlicheren Ausmaß. Die Plasmodien können unter dem
hohen Selektionsdruck der Impfung optimiert und konditioniert werden - mit
verheerenden Folgen. Auf diese Gefahr weisen Margaret Mackinnon und Andrew
Read von der Universität Edinburgh in der Online-Zeitschrift „PloS
Biology" hin.
Mit einem Experiment haben die schottischen
Wissenschaftler eindrucksvoll belegt, dass es sich um kein theoretisches,
sondern um ein höchst reales Risiko handelt. Eine Gruppe von Mäusen
wurde zunächst mit dem Malariaerreger infiziert und dann medikamentös
behandelt. Die Tiere galten danach als immun. Eine zweite Gruppe von
Mäusen war zunächst nicht mit dem Malariaerreger in Kontakt gekommen,
konnte also keine Immunität im Sinne der Wissenschaft entwickeln.
Beide Gruppen wurden anschließend mit Malariaparasiten
infiziert und in regelmäßigen Abständen für die Infektion weiterer
Tiere herangezogen. Dabei zeigte sich, dass die Parasiten, die sich in den
immunisierten Tieren vermehrt hatten, weitaus virulenter waren als jene in
den nicht immunisierten Tieren. Unter dem Selektionsdruck hatte also eine
Evolution bei den Erregern stattgefunden.
Mackinnon und Read plädieren nun dafür, gegen die
Malariaparasiten lieber nicht mit Impfungen vorzugehen. Es sei eher
angebracht, sie in den Stechmücken zu bekämpfen oder nach einem Weg zu
suchen, wie die Übertragung auf den Menschen von vorneherein verhindert
werden kann.
Diese Geschichte erinnert einem ein wenig an die Filme:
„Die Gremlims", nicht wahr?
Und sie beweist eigentlich wieder einmal nur, dass die
Natur wesentlich stärker ist und sich gegen all die Medikamente und
Giftmittel, mit denen unsere modernen Wissenschaftler und Ärzte sie
bombardieren, sich sehr wohl und sehr erfolgreich zur Wehr setzen können.
Bleibt allerdings die Frage, ob sich der Mensch wieder einmal das Recht
herausnimmt, in den Kreislauf der Natur einzugreifen und etwas erfindet,
was die bösen, bösen Stechmücken ausrotten kann – ohne zu bedenken,
dass damit eben dieser trotz aller Krankheiten gesunde Kreislauf der Welt
wieder einmal zutiefst gestört wird. Und Mutter Erde wird sich bestimmt
etwas Neues ausdenke, etwas, gegenüber dem die Menschheit dann wieder
einmal machtlos dasteht. (AP)
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