Geschichtliche Streiflichter

Der Paknam Vorfall und seine Auswirkungen, 1893

Duncan Stearn  

Teil 1: Der Hintergrund

Um die Reede von Bangkok zu erreichen, müssen Seefahrzeuge in die Mündung des Chao Phraya Flusses fahren. Schon in der Regierungszeit Königs Rama II. (1809-1824) erkannten thailändische Strategen die Bedeutung des Hafens von Samut Prakan, der auf der rechten Seite am Eingang des Flusses am Golf von Thailand liegt. Samut Prakan wurde zwischen 1620 und 1628 zur Blütezeit der Ayutthaya-Periode angelegt.

Als im Jahre 1819 der thailändische König mit Vietnam eine Auseinandersetzung hatte und einen möglichen Angriff von der See aus befürchtete, befahl er den Bau von sechs Festungsanlagen in der Gegend um Paknam. Drei der Festungsanlagen wurden innerhalb der nächsten drei Jahren fertig gestellt, während die verbliebenen drei unter der Herrschaft von König Rama III. zu Ende gebaut wurden.

Paknam war ursprünglich ein kleines Fischerdorf, begann aber aufzublühen, nachdem Bangkok im Jahr 1782 die thailändische Hauptstadt wurde. Alle Schiffe, die den Chao Phraya Fluss aufwärts benutzten, mussten in Paknam anhalten, um einen Zollbeamten an Bord zu lassen. In einer gewissen Zeitspanne mussten die Schiffe auch ihre Waffen in Paknam abgeben, bevor sie ihre Fahrt nach Bangkok fortsetzen durften.

Um die Verteidigungskraft auf See weiter zu stärken, wurde angeordnet, ein neues Fort auf der Westseite des Chao Phraya Flusses zu errichten und zwar am Eingang der Mündung. Das war das „Chulachomklao Fort", das dazu bestimmt war, die Flussmündung und weitere zwei Kilometer Wasserwege flussaufwärts zu beherrschen.

Das Phra Chulachomklao Fort, welches unter dem Befehl eines dänischen Kapitäns stand, wurde erst Anfang 1893 fertig gestellt, gerade zur richtigen Zeit als Thailand mit Frankreich in eine Auseinandersetzung über die Souveränität von Laos verwickelt war. Frankreich war entschlossen seine kolonialen Besitztümer in Indochina zu vermehren. Dieses Vorhaben brachte Frankreich natürlich in einen Konflikt mit Thailand.

Am 14. März erhielt der französische Geschäftsträger in Bangkok, Monsieur Pavie, von seiner Regierung die Anweisung, den sofortigen Rückzug Thailands vom Westufer des Mekong Flusses zu verlangen. Außerdem sollte er Schadenersatz für französische Anlagen einfordern, die angeblich nach französischer Darstellung beschädigt worden waren. Da zu dieser Zeit das französische Kanonenboot „Le Lutin" in Bangkok ankerte, blieb Thailand wohl nichts anderes übrig, als sich einverstanden zu erklären.

Doch die Auseinandersetzung Frankreichs und Thailands weitete sich durch zwei erneute Vorfälle in Laos aus. Ein französischer Kapitän wurde von thailändischen Soldaten festgenommen und ein französischer Staatsbürger wurde getötet. Frankreich behauptete, dass dieser ermordet worden sei. Thailand gab den französischen Kapitän wieder frei und erklärte sich einverstanden Schadensersatz zu zahlen, falls sich herausstellen sollte, dass der Franzose ermordet worden sei.

Die französische Regierung reagierte darauf, indem sie Monsieur Le Myre de Vilers als Gesandten mit Sonderaufgaben nach Bangkok schickte. Er hatte die Anweisung die gesamte diplomatische Vertretung abzuziehen und Kriegsschiffe an der Flussmündung des Chao Phraya Flusses zu verlegen, falls sich Thailand weigere, den französischen Anspruch auf das Westufer des Chao Phraya Flusses anzuerkennen und Schadenersatz für beschädigte französische Anlagen zu leisten.

Besorgt über die eskalierenden französischen Forderungen an Thailand, schickte Großbritannien drei Kriegsschiffe, um die Sicherheit britischer Staatsbürger in Bangkok sicherzustellen.