Sparen

Franz Schmid

Die Horrormeldungen aus dem deutschen Finanzministerium scheinen nicht abzureißen. Täglich werden neue Steuerausfälle entdeckt, tun sich Abgründe beim Haushalt aus. Ob der eh schon angeschlagenen Finanzminister beim Erscheinen dieser Zeilen noch in Amt und Würden sein wird, oder ob der Öffentlichkeit ein neues Politikergesicht vorgestellt sein wird, war bei der Niederschrift dieser Zeilen noch nicht abzusehen.

Doch viel wichtiger als eine bloße Personalfrage, ist das uns alle bedrängende Problem der immer drückender werdenden Staatsverschuldung. Mit Schuldzuweisung ist man in der Politik immer schnell bei der Hand. Die Opposition weist anklagend mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Regierung, diese wiederum spielt den Ball zurück und verweist auf die 16-jährige Amtszeit der Vorgängerregierung. Doch mit solchen Spielchen ist niemandem geholfen.

Erst langsam dämmert es jetzt auch der Öffentlichkeit, was da in den nächsten Jahren und Jahrzehnten aus sie zukommen wird. Der Ursachen gibt es viele: Die immensen Kosten der Wiedervereinigung, die immer teuerer werdenden sozialen Sicherungssysteme, die Überalterung der Gesellschaft, die wachsenden Verpflichtungen Deutschlands...

Man könnte noch Dutzende von Gründen aufzählen, warum der Staat nicht mehr mit den Steuereinnahmen auskommt. Dabei fließen die Steuereinnahmen sehr reichlich, können aber mit den explodierenden Ausgaben nicht mehr Schritt halten. Steuert Deutschlands Bevölkerung nun hilflos in die Schuldenfalle und müssen die nachfolgenden Generationen für das finanzielle Fiasko büßen, dass ihnen von ihren Vätern und Großvätern hinterlassen wurde?

Fast ist man versucht zu sagen, mit Ja zu antworten, so groß erscheint mittlerweile die Problemlast. Doch die Bürger machen dem Staat vor, was dieser eigentlich schon seit Jahrzehnten hätte tun sollen, nämlich sparen. Man erinnere sich, der letzte Haushalt ohne Schulden wurde 1969 vom damaligen Finanzminister Franz Josef Strauß vorgelegt. Seitdem überboten sich Regierungen alle Couleur im Schuldenmachen. Entschuldigungen und Erklärungen wurden immer schnell gefunden. Mal war es die Ölkrise, mal Investitionsprogramme, dann die Wiedervereinigung, internationale Verpflichtungen und vieles mehr.

Schon als Kind lernt man, dass Schulden irgendwann einmal bezahlt werden müssen, die Frage ist nur von wem. Zahlt der Schuldner nicht oder nur unzureichend seine Gläubiger, dann erleidet er erstere einen Glaubwürdigkeitsverlust und der letztere einen wirtschaftlichen Schaden. Tatsache ist, dass die gesamte deutsche Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten gewaltig über ihre Verhältnisse gelebt hat.

Es wurde ein soziales Sicherungssystem aufgebaut, welches sich immer mehr als schwerfälliges Korsett und Investitionshindernis erweist. Es werden Wohltaten an Menschen verteilt, die – obwohl sie es könnten – noch nie eine Leistung für die Gemeinschaft erbracht haben. Ansätze von Eigeninitiative werden durch eine wild wuchernde Bürokratie zunichte gemacht, Leistungswillen und Freude am Erfolg durch Sozialneid und Gleichmacherei gehemmt und erstickt.

Es ist bestimmt kein Zufall, dass hier in Pattaya auch viele Deutsche sind, die vor der bürokratischen Enge und dem kleinkarierten Neid ihrer Mitmenschen in der Heimat geflohen sind und hier mehr oder weniger erfolgreich ihren Weg gemacht haben.

Und in Deutschland legen mittlerweile zu Recht viele Menschen ihr Geld auf die hohe Kante, da sie sich wegen der Zukunft Sorgen machen. Das Land hat mit 10,8 Prozent mittlerweile eine der höchsten Sparquoten der Welt. Daran könnte sich die Regierung durchaus mal eine Scheibe von abschneiden, anstatt die Bürger wegen ihres Konsumunlust zu tadeln.