Geschichtliche Streiflichter

Der Opiumhandel

Duncan Stearn  

Teil 1:
Die Anfänge bis 1852

Der Opiummohn ist eine Pflanze, die aus Kleinasien stammt und erstmals in sumerischen Texten erwähnt wird. Wahrscheinlich wurde sie durch arabische Händler im 7. und 8. Jahrhundert erstmals nach Südostasien und von dort nach China gebracht. Ursprünglich wurde sie für medizinische Zwecke verwendet. Opium war etwas Seltenes, bis man begann es zum Vergnügen zu rauchen, besonders um 1600 im China.

Die Holländer auf der Insel Taiwan rauchten eine Mischung aus Opium und Tabak, um Malaria zu bekämpfen – behaupteten sie. Nach der Eroberung Indiens begannen die Briten einen Silberhandel mit China im Austausch gegen Tee, fanden aber bald heraus, dass Opium eine gewinnträchtigere Einnahmequelle war. Da immer mehr Chinesen nach Opium süchtig wurden, versuchte die Regierung die Anpflanzung und die Einfuhr des Mohns zu unterbinden.

Chinesische Einwanderer im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert fanden in Thailand ausgezeichnete Arbeitsbedingungen und brachten Opium mit. Überall wo sie sich ansiedelten, entstanden Opiumhöhlen, angefangen von Chiang Mai im Norden bis zu Had Yai im Süden. Sie eröffneten Geschäfte als Händler, Handwerker und Kunstgewerbler. Die hart arbeitenden Chinesen begannen das Wirtschaftsleben in den größeren Städten Thailands zu beherrschen, besonders in der neuen Hauptstadt Bangkok.

Die thailändische Regierung erkannte schnell die sozialen Probleme, die mit dem Opiumrauchen verbunden waren. Bereits 1811 verbot König Rama II den Verkauf und den Genuss der Droge. Der Erlass wurde aber nicht beachtet. Im Jahre 1821 gab es schätzungsweise 440.000 chinesische Einwanderer in Thailand. Man nimmt an, dass 1880 über die Hälfte der Bevölkerung Bangkoks Chinesen oder chinesischen Ursprungs war, ein fruchtbarer Markt für das Rauchen von Opium.

Im Jahre 1839 erneuerte König Rama III das Opiumverbot und legte die Todesstrafe für diejenigen fest, die des größeren Handels beschuldigt wurden. Tatsächlich war die „Erklärung gegen Opium" die erste öffentliche Verlautbarung der thailändischen Regierung.

Chinesen, die am Opiumhandel beteiligt waren, konnten verhaftet und zu langen Gefängnisstrafen oder zum Tode durch thailändische Gerichte verurteilt werden. Britische Händler dagegen, die die unerlaubte Droge nach Thailand schmuggelten, waren praktisch immun gegen eine Verfolgung. Die britische Gesandtschaft stieß verhüllte Drohungen aus, sobald ein Brite gefasst wurde. Die Thais konnten nicht gegen die Macht des britischen Weltreiches und dessen Händler angehen. China versuchte den Opiumhandel zu verbieten. Das Ergebnis war der Erste Opiumkrieg (1839-1842), der zur Niederlage Chinas und des Abtretens Hongkongs an Großbritannien führte.

Indem er sich der realen Tagespolitik dieser Zeit beugte, führte König Rama IV (Mongkut) 1852 ein königliches Alleinverkaufsrecht für Opium ein, und verpachtete die Genehmigung an wohlhabende chinesische Händler. Innerhalb kurzer Zeit kamen zwischen 40 und 50 Prozent der staatlichen Einnahmen aus Opiumsteuern, Lotterien, Glücksspielen und Alkohol.

Der kluge König Mongut versuchte trotzdem zu verhindern, dass die Thais Opium abhängig wurden. Er veröffentlichte einen Erlass, der opiumrauchende Thais zwang, einen Zopf zu tragen und Steuern an die Chinesen zu zahlen. Dies bewirkte, das nur wenige Thais opiumsüchtig wurden.