Teil 3: 1918
– 1938
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges (1914-1918) fiel die
Frage der Opiumausrottung unter die Rechtsprechung des neu gegründeten
Völkerbundes.
Die thailändische Regierung verringerte das Ausmaß des
königlichen Opiummonopols während der Zwanziger Jahre. Das hatte geringen
Einfluss auf den Schwarzmarkt, der seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts
blühte. Das königliche Opiummonopol führte teueres Qualitäts Opium über
Indien und den Mittleren Osten ein. Von der chinesischen Provinz Yunnan kam
schlechteres, aber billigeres Opium und für die vielen verzweifelten und
verarmten Süchtigen erschwinglicher.
Als die Verteilung des offiziellen Opiums reduzierte wurde,
rauchten die Süchtigen illegal eingeschmuggelten Produkte.
In einem Artikel einer amerikanischen Zeitung aus dem Jahr
1917 hieß es unter anderem: „Opium ist nicht schlecht. Es gibt viele
Menschen, die das bestätigen können. Wir Amerikaner haben eine merkwürdige
Art immer das Gegenteil anzunehmen. Aber wir Amerikaner sind eben leicht
hysterisch und leichtgläubig. Ein Engländer sagte mir in Bangkok, dass Opium
nicht nur harmlos, sondern überaus segensreich sei. Er erzählte, dass er, als
er durch den Dschungel reiste, eine Gruppe Kulis ihn und sein Gepäck trugen.
Bei Anbruch der Nacht bemerkte er, dass seine Kulis nach dem langen Marsch total
erschöpft waren. Er gab jedem einen „Schuss" Morphium, woraufhin alle
Anzeichen von Ermüdung verschwanden. Sie vergaßen die Schmerzen, ihre
Müdigkeit und konnten die ganze Nacht durchlaufen.
„In der Nacht, als wir Bangkok verließen, gingen wir etwa
um 9 Uhr abends an Bord eines Schiffes. Im Laderaum sahen wir ein Menge Kulis,
die Reissäcke verluden. Zwei oder drei Dutzend von ihnen lagen auf Reissäcken.
Zwei Kulis hingen jeweils an einer Opiumpfeife. Wir lehnten uns über die offene
Entladeklappe und sahen zu, wie sie sich nach ihrer Arbeit erholten, um für den
nächsten Tag Kräfte zu sammeln. Opium ist wunderbar. Aber warum soll es auf
die unterdrückten Rassen der Welt beschränkt sein, obwohl es so heilsam und
gewinnträchtig ist? Warum beschränkt man es auf diese verachteten Rassen, die
nicht einmal wissen, wie man sich selbst regiert?" Man stelle sich vor,
dieser letzte Satz würde in einer heutigen Zeitung stehen!
Im Jahre 1921 schätzte man die Anzahl der Opiumsüchtigen im
Land auf 200.000. 1930 gab es nur noch 837 legale Opiumhöhlen. Nichtsdestotrotz
hatten sie täglich durchschnittlich 89.000 Kunden und versorgten immer noch die
Regierung mit 14 bis 20 Prozent ihrer gesamten Einnahmen.
Im November 1931 wurde eine internationale Konferenz über
Opiumrauchen unter der Leitung des Außenministers Prinz Varodaya in Bangkok
abgehalten. Nach der Konferenz wurde das königliche Opiummonopol nochmals
zurückgefahren, so dass 1938 nur noch acht Prozent der Regierungseinnahmen
über einen Gesamtimport von gerade einmal 32 Tonnen stammten.
Der Schwarzmarkt wurde größer und schuf Verbindungen mit
Opiumpflanzern in den Gebirgsregionen, die zwischen Burma, Nordthailand, dem
südlichen China und Laos liegen. Dieses berüchtigte Gebiet ist seitdem bekannt
als das „Goldene Dreieck". Der Region wurden tatsächlich fast 67 Prozent
der Opiumherstellung zugeschrieben.