Teil 4:
1940-1948
Während der frühen Phase des zweiten Weltkriegs (1939-1945)
bezog Thailand sein Opium weiterhin von Ländern wie Iran oder der Türkei, aber
nachdem sie sich Ende 1941 mit dem Japan zusammenschlossen, waren diese Märkte
abgeschnitten.
Im Mai 1942 marschierte die thailändische Nordarmee unter
dem Kommando von General Phin Choonhaven in die Shan-Staaten im Nordosten Burmas
ein und errichtete ihr Hauptquartier in der Stadt Kengtung. Dadurch erhielten
sie Zugang zu den örtlichen Produkten ebenso wie zu chinesischem Opium. Wegen
der Allianz mit Japan wurden die Shan-Staaten annektiert und zu den Vereinigten
Thai-Staaten umbenannt.
Innerhalb nur weniger Monate wurden fast 37.000 Kilogramm
Opium nach Bangkok exportiert. Der Krieg hatte nur wenig Einfluss auf die
chinesischen Opium-Exporte in die südostasiatische Region. Die
Nationalchinesen, auch Kuomintang (KMT) genannt, kontrollierten das südliche
China. Obwohl sie einen erbitterten Krieg ausfochten, lieferten die Chinesen
weiterhin große Mengen Opium an Japan.
Zum erstenmal wurde das Goldene Dreieck zu einem bedeutenden
Ort der Opium-Produktion. Die Produktion stieg von 15.000 Kilogramm im Jahre
1940 auf 98.000 Kilogramm im Jahre 1944. Eine Reihe thailändischer
militärischer Schlüsselfiguren, die nach dem Krieg den Opiumhandel
beherrschten, betätigte sich auch in den Shan-Staaten.
Die Zahl der Drogenabhängigen wurde durch das Ende des
Krieges und die Kapitulation Japans 1945 kaum beeinflusst und blieb etwa auf
gleicher Höhe wie zu Kriegszeiten. Wenn man die Größe und die Nähe des
Absatzmarktes bedenkt, so ist es verwunderlich, dass vor 1940 in Thailand kaum
Mohn angebaut worden ist. Nach 1945 setzte die Region, die als Goldenes Dreieck
bekannt wurde, jedenfalls ihre massive Expansion fort. In weniger als drei
Jahrzehnten wurde die Region zum weltweit führenden Produzenten von Opium und
dessen Derivat Heroin.
Die von der UNO finanzierte Drogenkommission verabschiedete
eine Resolution, in der sie die Abschaffung des Opiumrauchens im Fernen Osten
fordert, und forderte die Schaffung eines entsprechenden Artikels in der
internationalen Drogenkonvention, die im Januar 1912 in Den Haag unterzeichnet
wurde. Thailand wurde von der Kommission gerügt, dass es das einzige Land in
Südostasien wäre, dessen Regierung ein legales Monopol auf den Opiumhandel
habe. In einer anderen Resolution wurde das baldmöglichste Ende des Exports von
nicht zu medizinischen Zwecken bestimmten Opiums gefordert. Iran, ein
bedeutender Exporteur nach Thailand, hatte bereits im April 1946 die Produktion
von Opium verboten und dadurch die thailändische Regierung veranlasst, in den
nördlichen Hügeln den Anbau von Mohn zuzulassen.
Im November 1947 kam Marschal Pibul Songgram durch einen
Putsch an die Macht in Thailand und mit ihm zwei mächtige Armee-Einheiten zum
Aufstieg, die eine von Oberst Sarit Thanarat und die andere vom Kommandeur der
Armee, General Phin, und dessen Sohn, Oberst Phao Sriyanonda, befehligt.
Beide Einheiten merkten schnell, welch enorme Profite der
Opiumhandel einbrachte und beide trachteten danach, diesen Handel zu
kontrollieren.
Im Jahre 1948 verkündigte die Thai-Regierung schließlich die Einleitung
einer Anti-Drogen-Kampagne, die darauf angelegt war, den Konsum von Opium bis
1953 zu beenden. Die beiden kontrollierenden Einheiten jedoch stellten
klammheimlich die Anti-Opium-Kampagne wieder ein.