Wie ich in dem letzten Artikel (Ausgabe 32) erwähnt
hatte, arbeiten Taubenspieler mit Erkennungsringen und Uhren, um den
eventuellen Sieger ausfindig zu machen. Bevor es jedoch zum Rennen kommt,
müssen die Tauben erst in Form gebracht werden.
Einer der wichtigsten Aspekte ist dabei natürlich das
Fitmachen der Tauben, gepaart mit dem Höchstmaß an Gesundheit.
Dieses Fertigmachen der Tauben ist dabei nicht sehr
schwierig, wenn die Tauben gesund sind. Sie brauchen in diesem Fall
keinerlei Aufmunterung für das tägliche Training ums Haus. Sie fliegen
dann sprichwörtlich die Ziegel von den Dächern. Da wir es hier in Thailand
bei den Taubenrennen hauptsächlich mit unerfahrenen Jungtieren zu tun
haben, werde ich zunächst einmal ein typisches hiesiges Trainingsprogramm
vorstellen.
Im zarten Alter von 21 Tagen nehme ich die Jungtauben von
ihren Eltern weg. Eine wettbewerbsfähige Jungtaube ist in diesem Alter
absolut in der Lage, sich selber zu ernähren. Auch unternimmt sie dann
schon ihre ersten Flugversuche und wird zur ersten Ausbildungsphase nach ein
bis zwei Tagen außerhalb des Schlages auf das sogenannte Einspringbrett
gesetzt. Von diesem Brett führen schmale Einsprunglöcher ins Innere des
Schlages. Einmal eingesprungen, kann eine Taube sich nicht mehr umdrehen,
ein Umstand, den man bei der heimgekommenen Taube beim Rennen ausnutzt, um
den Erkennungsring abzustreifen.
Auflass
zum Trainingsflug
Im Alter von 30 Tagen sind die meisten Tauben dann schon
flugfähig und ziehen ihre ersten Kreise um den Schlag. Mit zunehmender
Fluggeschicklichkeit werden die Jungtauben immer weitere Exkursionsflüge
unternehmen und sind dann oft schon bis zu zwei Stunden unterwegs.
Dies ist dann der Zeitpunkt, bei dem man die Tauben zum
ersten Trainingsflug einkorbt. Einkorben heißt, die Tauben kommen in einen
rechteckigen Korb oder Kasten und ich bringe sie dann ein paar Kilometer vom
Schlag entfernt auf eine Wiese und lasse sie dort, nachdem sie sich
einigermaßen beruhigt haben, zum Fliegen aus dem Korb. Wieweit die
anschließenden Trainingsflüge vom Schlag sind und wie oft, zu welcher
Tageszeit, bei welchem Wetter, in welchem Abständen und mit wie viel Futter
im Kropf sind dabei die Erfolgsgeheimnisse eines jeden Taubenspielers.
Wichtig ist, dass er die Tauben bis zum ersten Renntag in Form bringt.
Der Umstand, wie man die Tauben in Form bringt, ist für mich die
Hauptfaszination des Taubensports. Es spielen so vielerlei Faktoren dabei
eine Rolle und alte erfahrene Taubenspieler wären nicht zu schlagen, wenn
da der nicht unerhebliche Glücksfaktor wäre. Gott sei Dank muss ich dazu
sagen, ansonsten hätte nämlich ein Anfänger überhaupt keine Chance.
Willi
Netzer erzählt über Tiere