Das Quecksilber in der Heilkunde

Dr. Melanie Urschpach

Das Metall Quecksilber wird hauptsächlich in Europa gefunden. Als unsere Erde noch heiß war, waren alle Metalle flüssig und Quecksilber hat diese Form bis heute erhalten. Da Quecksilber gerne Verbindungen mit anderen Metallen eingeht und diese auflöst, entsteht Amalgam, das früher in der Zahnheilkunde verwendet wurde, aber in ungenügend verdünnter Form äußerst giftig ist.

Quecksilber kann allerdings auch als Heilmittel in der Allopathie verwendet werden. In der Homöopathie wird es immer noch nach Merkur dem Götterboten benannt, dem dieses Metall zugeordnet wurde. Chemisch heißt das Quecksilber Hydrargyrum: Silberwasser, das bereits bei Zimmertemperatur flüssig wird. Quecksilber ist sehr empfindlich, reagiert auf jede Bewegung und teilt sich sofort in Kügelchen. Es ist schnell wie ein Gedanke und es kann wie die Worte eines Menschen heilen, aber auch vergiften. Quecksilber bewegt sich gleichsam zwischen Tod und Leben hin und her.

Unverdünnt ist es ein Gift, das das Blut verdirbt und gesunde Zellen so krank macht, dass sie dahinsiechen, als ob der Tod bereits nahe wäre. In verdünnter Form kann es den Menschen allerdings aus schwindsuchtähnlichen Prozessen retten, wobei es stark auf die Drüsen, insbesondere die Lymphdrüsen und Lymphgefäße wirkt. Auf diese Weise wirkt das Quecksilber wie ein Desinfektionsmittel, das Geist und Körper zusammen hält.

„Mercurius" wurde früher Menschen verabreicht, die lebensmüde waren, unter Depressionen litten und Angst hatten, ihren Verstand zu verlieren und deren Gedächtnis und Willenskraft immer schwächer wurde. Diese Menschen hatten (und haben) einen schlechten Geruch an sich, sind meist schwindlig, haben Metallgeschmack im Mund und sind andauernd hungrig und durstig. Außerdem haben sie eine schlechte Verdauung und nachts unbestimmbare Schmerzen. Man verschreibt besonders bei krampfähnlichem Andrang zu Stuhlgang und Urinieren, gegen Nierenkrankheiten, brennende Augen, Halsentzündungen und Kolitis Mercurius corrisivus.

Mercurius cyanatus wiederum gibt man bei akuter Lungen- oder Nierenentzündung oder bei Diphtherie. Mercurius dulcis oder auch Calomel genannt, hilft gegen Ohrenentzündungen. Mercurius jodatus, entweder das gelbe Flavus oder das rote Ruber, hilft ebenfalls bei Diphtherie und anderen Hals- und Mandelentzündungen sowie bei Munderkrankungen.

Quecksilber hat ein großes Anpassungsvermögen und Vielseitigkeit. Allerdings dürfen Verabreichungen mit Quecksilber-Medizin nur von gewissenhaften und kompetenten Ärzten und Heilpraktikern verschreiben werden, da man ganz genau wissen muss, in welcher Form und Dosierung Mercurius in jedem bestimmten Fall verabreicht werden darf.

Quecksilber atmet auch. Wenn es nämlich fast auf dem Siedepunkt angelangt ist, zieht es plötzlich Sauerstoff an und verwandelt sich in rötliches Quecksilberoxyd. Bei noch größerer Erhitzung allerdings gibt es den Sauerstoff wieder ab.

Unter den Pflanzen gibt es das Kraut „Melde", das besonders viel Quecksilber enthält. Von merkurbetonten Menschen wird es deshalb oft und gerne als Gemüse gegessen.