Geschichtliche Streiflichter

Der Opiumhandel

Duncan Stearn  

Teil 6: 1955-1958

1955 hatte die thailändische Polizei das größte Opium-Syndikat des Landes. Grenzpolizei eskortierte KMT-Karavanen (Kuomintang) mit Opium zu polizeikontrollierten Lagerhäusern in Chiang Mai. Unter Bewachung wurde es per Zug oder Flugzeug nach Bangkok gebracht und unter marinepolizeilichem Schutz auf Schiffe nach Singapur oder Hongkong verladen.

Opium für das behördliche Opium-Monopol erhielt man durch Schießereien der Grenzpolizei mit den KMT-Schmugglern.

Diese warfen ihre Schmuggelware weg und flohen über Burmas Grenze zurück. Die Grenzpolizei brachte das „eroberte" Opium nach Bangkok und erhielt 12 Prozent des Verkaufswertes als Belohnung. Das Opium verschwand anschließend. Im Juli 1955 eroberte die Grenzpolizei angeblich etwa 20.000 Kilogramm Opium. General Phao stellte einen Antrag beim Finanzministerium auf Belohnung von über einer Million US-Dollar. Da er gleichzeitig stellvertretender Finanzminister war, unterschrieb er den Scheck selbst. Er behauptete, ihn persönlich einem Informanten übergeben zu haben. Bei der Presse gab Phao an, keinen Kontakt zu dem Mann zu haben, da dieser aus Furcht Thailand verlassen hätte.

Die Anti-Drogen-Kommission der Vereinten Nationen tadelte Thailand wegen seiner Drogenpolitik, nannte dabei Phao, der daraufhin untragbar wurde.

Premierminister Pibul Songgram unterstützte die Presse dabei, Phao zu attackieren. Im August 1955 musste er seinen Posten im Finanzministerium abgeben und reiste nach Japan und in die USA. Pibul lockerte die Pressezensur, übernahm die Kontrolle über die Polizeitruppen und befahl den verantwortlichen Polizisten, mit dem Opiumhandel aufzuhören oder ihren Dienst zu quittieren.

Bei Phaos Rückkehr im September entschuldigte er sich vor der Nationalversammlung und behauptete, die Polizei war nie in den Opiumskandal verwickelt. Zeitungsartikel beschäftigten sich jedoch mit Korruption innerhalb der Polizei und bezeichneten Phao als Marionette der Amerikaner.

Nach den Wahlen im Februar 1957 gelang ihm ein Comeback. Durch eine der gewalttätigsten Wahlkampagnen wurde Phao zum Innenminister nominiert.

Sarit Thanarat initiierte am 16. September 1957 einen Staatsstreich, stürzte Premierminister Pibul Songgram, der nach Japan floh. Phao setzte sich in die Schweiz ab, wo er ein Leben in Luxus führte. Sarit brach die Macht der Polizeitruppen, löste die gepanzerten und paramilitärischen Einheiten auf und überstellte viele militärischen Ausrüstungen an die Armee.

Nach den Wahlen im Dezember 1957 setzte Sarit General Thanom Kittikachorn als Premierminister ein. Im Oktober 1958 unternahm er als Führer der Clique „Revolutionäre Gruppe" einen internen Coup und übernahm die Macht. Sarit und die Revolutionäre Gruppe bestachen militärische Gegner mit hohen Geldbeträgen, damit diese loyal blieben.

Sarit sah die einfachste und lukrativste Möglichkeit dieses Geld aufzutreiben, indem er den Opiumhandel wieder aufleben ließ. Militäroffiziere wurden bevollmächtigt, in Hongkong und Singapur die Opium-Geschäfte in die Wege zu leiten. Hohe Polizei- und Armeeoffiziere gingen nach Nordthailand und organisierten Farmer zum Anbau von Mohnpflanzen. Die Ernte war erfolgreich und die Profite wurden unter den mittleren bis hohen Rängen des Militärs verteilt. Daher löste sich die Opposition gegen Sarit und seine Regierung auf.