Teil 4
Am vergangenen Wochenende hätte eigentlich unser erstes
Rennen stattgefunden. Es kam am Samstag allerdings eine Sturmwarnung
dazwischen und das Rennen wurde abgesagt. Ich war dabei wohl der am meisten
Enttäuschte. Eine Gruppe von Taubenfreunden, die hier ihren Urlaub
verbrachten, hatten sich zum Zuschauen angesagt, darunter auch bekannte
Namen wie Herbert Stickelbroeck sowie Herbert Guder, der beim Verband
Oberhausen Zentral fliegt und mit seinen Schellenstauben schon im zweiten
Jahr alles niedermachte. Er hatte mir voriges Jahr vier junge Tauben
mitgebracht und drei von deren Nachkommen waren bei jedem Vorflug die Ersten
im Schlag.
Das
ist meine Nummer 922.
Abgesehen von den Schellens habe ich noch Meulemans
Tauben, alle in der rostroten Farbe. Eine davon ist ein Urenkel des
berühmten Kadet, der über den Taubenhändler Gerhardt Schlepphorst nach
Thailand kam.
Dies sind meine Tauben für die Kurz- bis Mittelstrecken.
Für die weiten Strecken, die bei uns bis 830 Kilometer gehen, habe ich
Barcelonatauben, wie die bekannten Van der Wegen- und Wijnakertauben. Wenn
alle anderen ausbleiben, diese Tauben kommen zurück. Kreuzt man jetzt diese
Marathontauben mit den vorher erwähnten, dann sind welche dabei, die oft
eher etwas klein rauskommen, aber absolut schnell und verlässlich fliegen.
Mir ans Herz gewachsen ist davon eine Täubin, die sich
im ersten Jahr während der Reisezeit mit einem Virus infizierte. Das Virus
hatte zeitweise ihr Nervensystem beeinflusst und sie hielt dadurch für zwei
Monate ihren Kopf schief. Da sie ansonsten körperlich fit war, schickte ich
sie nach einiger Zeit wieder mit und sie flog wenigstens drei Rennen mit
schiefer Kopfhaltung. Beim letzten Rennen von Mae Sai, über 830 Kilometer,
kam sie dann als zweite im Verein, gemeinsam mit der Drittplatzierten und 20
Minuten hinter der Ersten, die alle aus meinem Schlag waren.
Diese Taube ist für mich ein Phänomen. Sie hat seit
ihrer Krankheit auch eine längliche, sehr asiatisch aussehende Pupille und
man kann sie mit vollem Recht als eingebürgert bezeichnen. Diese Taube ist
ein typisches Kreuzungsprodukt aus Kurz- und Langstreckentaube, und ich
hatte sie in diesem Jahr mit einem Schellensvogel gepaart.
Das Resultat sind ein kleines und ein großes Männchen, beide in
dunkelrot gehämmerter Farbe (gehämmert heißt, dass die Farbe des Flügels
zwei Farbnuancen hat). Der kleinere davon scheint nach der Mutter zu
schlagen, zumindest im Aussehen und in seiner Zuverlässigkeit. Seine
Schnelligkeit dürfte eher von seinem Schellensvater kommen. Dieser Vogel
hat die Endnummer 922, er heißt damit 922. Mal sehen, ob er die
Familientradition weiterführen kann.