Der Schlankheits- und Jugendwahn geht allerorten um.
Viele Menschen fürchten sich davor, dick und älter zu werden. Ein
Großteil der Gesellschaft akzeptiert nur junge und hübsche Menschen. Wieso
sieht man auf Titelseiten von Zeitungen und Zeitschriften fast nur die
superschlanken Models? Warum werden in Werbeanzeigen für Diäten
Superpüppchen abgebildet, die es eigentlich gar nicht nötig haben
abzunehmen?
Die 50-jährige Schauspielerin Kim Basinger beklagte sich
laut bei der „Welt am Sonntag", sie könne kaum noch zählen, wie oft
ihr gesagt worden sei, sie sei zu alt für eine Rolle.
Frauen und junge Mädchen haben feste Vorstellungen ihrer
Traumfigur. Hollywood setzt die Maßstäbe: schlanke Beine, fester Po und
schmale Taille.
Gesucht sind Mädchen mit einer Topfigur und Jungen mit
einem Waschbrettbauch. Viele Menschen, die diese überzogenen
Idealvorstellungen nicht erreichen, entwickeln Schuldgefühle. Vor allen
Dingen Jugendliche haben Angst vor dem Dickwerden. In Deutschland ist
bereits jedes hunderste Mädchen im Alter zwischen 14 und 22 Jahren
magersüchtig. Sie halten sich für dick, obwohl sie an Untergewicht leiden.
Die Mehrzahl der Menschen macht ein Blick in den Spiegel
mit der Wahrheit bekannt. Die meisten haben kleine Speckfältchen, manche
gar die sogenannten „Rettungsringe". Wer hat nicht schon einmal eine
Diät versucht? Während auf die Folgen von Übergewicht in
Gesundheitsmagazinen und lautstarken Kampagnen hingewiesen wird, machen sich
die wenigstens über die Folgen von Untergewicht Sorgen. Die meisten Diäten
und Wunderkuren funktionieren sowieso nicht und sind nur darauf angelegt,
den Leuten mit einem schlechten Gewissen wegen ihres Übergewichts das Geld
aus der Tasche zu ziehen.
Das überzogene Schönheitsideal treibt die seltsamsten
Blüten. So mancher Personalchef, vielleicht selbst ein Opfer des
Schlankheits- und Jugendwahns, wählt die Bewerber dem Aussehen nach aus und
nicht nach Qualifikation. In Thailand ist das besonders häufig zu
beobachten, vor allem in Firmen, die viel Publikumsverkehr haben.
Qualifizierte, dem Ideal nicht entsprechende Fachkräfte führen oft ein
Dasein als Mauerblümchen, während das toll aussehende Püppchen in den
Vordergrund gerückt wird.
Der Schönheits- und Jugendwahn greift also nun auch auf
die Arbeitswelt über und beschränkt sich nicht mehr auf die
Unterhaltungsbranche. Laut Berichten thailändischer Medien wollen einige
inländische Golfplätze ihren Mitarbeiterinnen vorschreiben, welches
Gewicht und welche Körpergröße (!) diese haben müssen. Eine
Überschreitung dieser Vorgaben wird als Verstoß gegen die Arbeitsordnung
geahndet und kann eine Verminderung des Gehalts oder gar Entlassung nach
sich ziehen. Wo sind wir mit solchen Maßnahmen denn nun hingeraten? Die
Golfer sollen also von jungen, hübschen Mädchen ohne Erfahrung ihre
Schläger gereicht bekommen. Wollen diese das wirklich? Anstatt sich auf den
Golfball zu konzentrieren, soll das Augenmerk auf andere Bällchen gerichtet
werden?
Das normale Leben ist nicht so, wie es die selbst
ernannten Richter über Schönheit und Körperkult in Hollywood festgelegt
haben. Es waren immer Männer, die das Schönheitsideal festgelegt haben, in
der Jungsteinzeit und einigen orientalischen Ländern ist und war es anders,
Körperfülle hieß und heißt hier die Devise.
Auf die Betrachtungsweise kommt es in jedem Falle an: Ein
dicker Mann aus Preußen wird in Bayern „Fette S..." genannt, ein
dicker Mann aus Bayern ist dort hingegen ein „g’standnes
Mannsbild".