Geschichtliche Streiflichter

Pfadfinder in Thailand

Duncan Stearn  

Teil 2: Von 1912 bis heute

Die erste Gruppe der „Tiger Pfadfinderjugend" wurde in der neuen Königlichen Pagenschule eingeführt. Durch diese Schule erfuhr der König vom elterlichen Widerstand gegen die „Tiger Pfadfinderjugend". Im Februar 1912 gab es in Bangkok eine Vorführung des „Korps der wilden Tiger" und eine Abordnung der „Tiger Pfadfinderjugend" der Königlichen Pagenschule wurde zu dieser Veranstaltung geschickt.

Der König wunderte sich über die geringe Anzahl der Tiger-Jungen, die daran teilnahmen. Der örtliche Kommandierende unterrichtete ihn, dass viele Eltern ihren Kindern die Erlaubnis zum Beitritt verweigerten, da sie vermuteten, es sei eine verschleierte Art, ihre Kinder in die Armee zu ziehen.

König Vajiravudh, selbst ein ehemaliger Generalinspektor der Armee, wusste um die Methoden einiger Leute, eine Einberufung in die Armee zu umgehen. Ihm war auch der Widerstand der Eltern bekannt, ihre Kinder in die ersten öffentlichen Schulen zu schicken, die einige Jahre zuvor geschaffen wurden.

König Rama VI. wollte diese Ängste zerstreuen und brachte eine zweiteilige Werbekampagne für die „Tiger Pfadfinderjugend" auf den Weg. Zuerst befahl er die Bildung einer Wandertruppe von Schauspielern. Diese führten in den Provinzen das Theaterstück, „Das Herz eines Kämpfers", das der Monarch selbst geschrieben hatte, auf. Das Stück handelte von einem Vater, der seinem Sohn die Erlaubnis verweigerte, sich der Tiger Pfadfinderjugend anzuschließen. Als jedoch ausländische Eindringlinge ihn bedrohten und er von einer Gruppe der Tiger Pfadfinderjugend gerettet wurde, gab der Vater endlich nach.

Beim zweiten Teil dieser Kampagne, mehr praktisch, befahl der König dem Erziehungsministerium die „Tiger Pfadfinderjugend" zu koordinieren und für die Vorteile der Bewegung bei den Eltern zu werben, um gleichzeitig deren Sorgen zu zerstreuen.

Dies erwies sich als erfolgreich. Im Jahre 1920 gründete der König das „Korps der wilden Tigerinnen", das sich später zum „Girl Guides" entwickelte.

Zur Zeit der Bildung des „Korps der wilden Tiger" und der „Tiger Pfadfinderjugend" befand sich Thailand in einem wirtschaftlichen Abschwung, der 1905 begann. Die große Anzahl von chinesischen Einwanderern wurde hauptsächlich dafür verantwortlich gemacht, da zehn Prozent der thailändischen Bevölkerung Chinesen oder chinesischen Ursprungs waren. Viele der neueren Einwanderer wollten keine Mischehen mit örtlichen Thais eingehen.

Die antichinesische Stimmung wuchs, weil Chinesen in den Opiumhandel und die Steuereintreibung verwickelt waren und der Bestechung und Korruption auf höchster Ebene beschuldigt wurden. Gleichzeitig mit dem Erscheinen des thailändischen Nationalismus entstand auch der chinesische Nationalismus.

Vor diesem Hintergrund brach der Erste Weltkrieg (1914-1918) aus, und die Teilnahme Thailand Ende 1917 auf Seiten der Entente Cordiale war ein weiterer Ansporn für den thailändischen Nationalismus. All dies führte dazu, das „Korps der wilden Tiger" und die „Tiger Pfadfinderjugend" fest zu verwurzeln. Thailand wurde im Jahre 1922 eines der Gründungsmitglieder der Weltpfadfinderorganisation.

Die Pfadfinderbewegung in Thailand blieb stark. Sie ist ein Teil des Lehrplans der Schulen. Jede Woche verbringen die Schulkinder einige Zeit damit, Pfadfinderaufgaben auszuführen.