Liebe Redaktion,
Wenn ich den Artikel „Verkehrskomitee legt polizeiliche
Zuständigkeiten fest" auf Seite 2 der Ausgabe Nr. 43 lese, bin ich
fast gezwungen, einen Kommentar zu schreiben, auch wenn ich weder Moped noch
ein schweres Motorrad fahre.
Herr Sanit erklärte unter anderem: „Sie (die Polizei)
halten Mopedfahrer ohne Helm an oder kontrollieren die Fahrzeugpapiere. Das
ist aber nur ein Teil der gesetzlichen Regelungen; es wäre besser, wenn die
Polizei zum Beispiel insbesondere auch Ausländer auf schweren Motorrädern
kontrollieren würde. Viele von denen haben keinen Führerschein und es
kommt dadurch zu vielen Unfällen, die nicht selten durch betrunkene Fahrer
entstehen". Zitat Ende.
Lieber Herr Sanit, ich pflichte Ihnen bei: betrunkene
Fahrer gehören nicht ans Steuer, weder eines Mopeds, eines Motorrades noch
eines Autos. Da Thais sich nie betrunken ans Steuer setzen, ist es klar,
dass man in dieser Beziehung vor allem Ausländer kontrollieren muss.
Weniger klar ist es bei den Führerscheinen! Ich bin fest
überzeugt, dass jeder Ausländer in seinem Heimatstaat eine
Führerscheinprüfung abgelegt hat (wenigstens für das Auto) und wissen
sollte, wie man sich auf der Straße verhält. Das Problem ist, dass in
Thailand offenbar legal schwere Motorräder gemietet und gefahren werden
dürfen, ohne dass man einen Führerschein für diese Fahrzeugkategorie
benötigt. Dass man ohne Ausbildung und Praxis schnell die Kontrolle über
ein solches Gefährt verlieren kann, liegt auf der Hand oder in diesem Fall
auf der Straße.
Die meisten Thais besitzen zwar einen Führerschein (ich
kenne aber auch Thais, die ohne herumfahren). Autofahren können die meisten
aber noch lange nicht, ob sie nun bei einem Fahrlehrer waren oder nicht.
Ich selber habe erlebt, dass der Prüfungsexperte in der
Schweiz einem Thailänder, welcher den schweizerischen Führerschein
erwerben wollte und über 20 Jahre unfallfreie Fahrpraxis in Thailand hatte,
erklärte, mit dieser Fahrerei könne er ihm den Führerschein nicht geben.
Mittlerweile hat er es geschafft. Als ein Freund von mir seiner
thailändischen Ehefrau (mit einem thailändischen Führerschein) erklärte,
bergabwärts müsse man zurückschalten, antwortete sie, ihr Fahrlehrer in
Thailand habe ihr gesagt, man müsse auskuppeln und bremsen. Der wisse es
wahrscheinlich besser. Also ließ er sie gewähren und prompt konnte sie den
Wagen auf der Waldstraße (in der Schweiz) nicht mehr stoppen und fuhr gegen
einen Baum (nicht zu schnell, sonst hätte er wohl eingegriffen). Als
anschließend das große Geheul losging, klärte er sie über die
Zusammenhänge auf. Die Lektion saß und die Frau fährt heute so gut Auto,
dass ich mich jederzeit bedenkenlos von ihr chauffieren lassen kann. Dies
zum Thema Fahrausbildung in Thailand.
Mir ist nicht bekannt, ob es in Thailand spezielle
Führerscheine für schwere Motorräder, Taxis, Lastwagen und Busse gibt.
Ich nehme es nicht an, bei der Fahrweise, die hier gezeigt wird. Es wäre an
der Zeit, dass hier etwas geschieht, denn es ist eine Zumutung, von welchen
verantwortungslosen Fahrern man in Taxis und Bussen oft herumkutschiert
wird. Sie scheinen zu vergessen, dass hinter ihnen Menschen sitzen, die
ihnen auf Gedeih und Verderben ausgeliefert sind.
Apropos ausgeliefert. Beifahrer von Motorradtaxis
bekommen keinen Helm aufgesetzt. Und was soll eigentlich der Unsinn, wenn
neben dem behelmten Vater die Mutter und zwei Kinder ohne Helm auf dem Moped
sitzen? Oder will man den Fahrer schützen, damit er nachher noch mehr Leute
in den Tod fahren kann? Haben sich die Thais schon mal darüber Gedanken
gemacht?
Wenn man schon kontrollieren will, könnte man vielleicht
einmal mit dem Tempolimit, bei dem „Gegen die Richtung" Fahren, beim
unerlaubten Anhalten und Parken usw. anfangen. Oder man könnte verhindern,
dass eine Mutter einhändig, mit dem schlafenden Baby auf dem Arm, Moped
fährt. Oder man könnte es den Fußgängern ermöglichen, die Straße auf
dem Zebrastreifen ohne Lebensgefahr zu überqueren. Zebrastreifen? Was ist
das? Scheinen die Thais zu fragen. Zur Erklärung: Das ist der breite
schwarz-weiße Streifen quer über die Fahrbahn.
Lieber Herr Sanit. Gehen Sie doch bitte einmal zu Fuß,
statt sich chauffieren zu lassen, und öffnen Sie die Augen. Vielleicht
sehen Sie selber, wo die Prioritäten gesetzt werden müssen. Sicher nicht
beim Kontrollieren der Führerscheine der ausländischen Motorradfahrer.
Peter Furer aus Naklua