Auf den Bush geklopft

Franz Schmid

Die amerikanischen Präsidentschaftswahlen sind schon wieder lange vorbei. Bush war der siegreiche Kandidat. Amerika hat ihn gewählt. Zum Trotz gegen alle Proteste dieser Welt. Zum Trotz gegen die Drohungen der islamischen Welt. Sie zeigten wieder einmal, dass der Amerikaner nicht global denkt, nicht global denken will (oder kann?). Sie haben es vorgezogen, ihre ihnen eigene Moral auszuleben und den Präsidenten zu wählen, der strikt gegen die Schwulen ist und gleichgeschlechtliche Ehen verbietet. Sie haben es vorgezogen, ihre sinkende Ökonomie, den steigenden Terrorismus gegen ihr Land, die Anhäufung der Toten in Irak und Afghanistan zu vergessen und sich einem Mann weitere vier Jahre anzuvertrauen, der wahrlich kein Renommee für ihr Land darstellt. Sie haben es vorgezogen, sich gegen den Aufschrei der gesamten Welt hinter einen Präsidenten zu stellen, der ihnen – und auch dem Rest der Welt – mit Sicherheit noch viel Unheil und Leid bringen wird.

Bush ist gegen Hussein und Bush ist gegen Terrorismus. Bush ist auch gegen Osama Bin Laden. Doch gerade Bin Ladens Auftreten, so kurz vor den Wahlen, lässt einiges Unwohlsein aufkommen, denn kam er nicht gerade zur rechten Zeit wieder an die Oberfläche? Ein amerikanischer Journalist auf Fox Channel sagte noch vor den beendeten Wahlen, dass er nach der Ansprache Bin Ladens geradezu erwartet habe, Bush mit einem breiten Lächeln hinter dessen Rücken auftauchen zu sehen, um zu verkünden: „Herrschaften, Ihr seht, wie Ihr mich braucht. Ich bin der Einzige, der euch gegen ihn hilft!"

In einem Leserbrief in der Bangkok Post war zu lesen, dass Bin Laden mit Sicherheit nichts gegen die Wiederwahl von Bush haben kann. Im Gegenteil. Denn ein Präsident, der sein Volk während der letzten vier Jahre seiner Regierungszeit durch die Steuerkürzung für seine reichen Freunde, durch seine exzessiven Ausgaben für Kriege belastet hat, die Staatsverschuldung der USA auf 7,1 Billionen US Dollar erhöht hat, arbeitet einem Bin Laden in die Hand. Da dieser ja voraussagte, dass er die USA genauso bankrott machen wird wie weiland die UDSSR vor 10 Jahren.

Trotzdem haben sich 51 Prozent des Landes, für die anscheinend außerhalb ihres Kokons nichts existiert, wieder für ihren alten Präsidenten entschieden. Sie haben es vorgezogen, weiter mit Scheuklappen vor den Augen herumzulaufen. Dies wird den alten/neuen Präsidenten sicher vielleicht ermutigen, eine noch radikalere, noch aggressivere Politik anzustreben, da er durch diese Wahl in seinem Glauben an seine uneingeschränkte Macht bestärkt wurde.

Was die ganze Welt beunruhigt, ist die Angst, dass in naher Zukunft noch mehr Attentate verübt werden. Die amerikanischen Bürger haben zwar das Recht, ihre eigene Entscheidung zu treffen, aber sie scheinen dabei zu vergessen, dass die ganze Welt davon beeinträchtigt wird, da sich die Amerikaner immer als die führende Nation aufspielen. Ein anderer Journalist aus Europa sagte: „Eigentlich hätte der gesamte Erdball an dieser Wahl teilnehmen sollen, denn die USA mischen sich auch ungefragt in die Belange anderer Länder ein."