Die amerikanischen Präsidentschaftswahlen sind schon
wieder lange vorbei. Bush war der siegreiche Kandidat. Amerika hat ihn
gewählt. Zum Trotz gegen alle Proteste dieser Welt. Zum Trotz gegen die
Drohungen der islamischen Welt. Sie zeigten wieder einmal, dass der
Amerikaner nicht global denkt, nicht global denken will (oder kann?). Sie
haben es vorgezogen, ihre ihnen eigene Moral auszuleben und den Präsidenten
zu wählen, der strikt gegen die Schwulen ist und gleichgeschlechtliche Ehen
verbietet. Sie haben es vorgezogen, ihre sinkende Ökonomie, den steigenden
Terrorismus gegen ihr Land, die Anhäufung der Toten in Irak und Afghanistan
zu vergessen und sich einem Mann weitere vier Jahre anzuvertrauen, der
wahrlich kein Renommee für ihr Land darstellt. Sie haben es vorgezogen,
sich gegen den Aufschrei der gesamten Welt hinter einen Präsidenten zu
stellen, der ihnen – und auch dem Rest der Welt – mit Sicherheit noch
viel Unheil und Leid bringen wird.
Bush ist gegen Hussein und Bush ist gegen Terrorismus.
Bush ist auch gegen Osama Bin Laden. Doch gerade Bin Ladens Auftreten, so
kurz vor den Wahlen, lässt einiges Unwohlsein aufkommen, denn kam er nicht
gerade zur rechten Zeit wieder an die Oberfläche? Ein amerikanischer
Journalist auf Fox Channel sagte noch vor den beendeten Wahlen, dass er nach
der Ansprache Bin Ladens geradezu erwartet habe, Bush mit einem breiten
Lächeln hinter dessen Rücken auftauchen zu sehen, um zu verkünden: „Herrschaften,
Ihr seht, wie Ihr mich braucht. Ich bin der Einzige, der euch gegen ihn
hilft!"
In einem Leserbrief in der Bangkok Post war zu lesen,
dass Bin Laden mit Sicherheit nichts gegen die Wiederwahl von Bush haben
kann. Im Gegenteil. Denn ein Präsident, der sein Volk während der letzten
vier Jahre seiner Regierungszeit durch die Steuerkürzung für seine reichen
Freunde, durch seine exzessiven Ausgaben für Kriege belastet hat, die
Staatsverschuldung der USA auf 7,1 Billionen US Dollar erhöht hat, arbeitet
einem Bin Laden in die Hand. Da dieser ja voraussagte, dass er die USA
genauso bankrott machen wird wie weiland die UDSSR vor 10 Jahren.
Trotzdem haben sich 51 Prozent des Landes, für die
anscheinend außerhalb ihres Kokons nichts existiert, wieder für ihren
alten Präsidenten entschieden. Sie haben es vorgezogen, weiter mit
Scheuklappen vor den Augen herumzulaufen. Dies wird den alten/neuen
Präsidenten sicher vielleicht ermutigen, eine noch radikalere, noch
aggressivere Politik anzustreben, da er durch diese Wahl in seinem Glauben
an seine uneingeschränkte Macht bestärkt wurde.
Was die ganze Welt beunruhigt, ist die Angst, dass in
naher Zukunft noch mehr Attentate verübt werden. Die amerikanischen Bürger
haben zwar das Recht, ihre eigene Entscheidung zu treffen, aber sie scheinen
dabei zu vergessen, dass die ganze Welt davon beeinträchtigt wird, da sich
die Amerikaner immer als die führende Nation aufspielen. Ein anderer
Journalist aus Europa sagte: „Eigentlich hätte der gesamte Erdball an
dieser Wahl teilnehmen sollen, denn die USA mischen sich auch ungefragt in
die Belange anderer Länder ein."