George Campbell und der Direktor der Eisenbahnbehörde, Karl
Bethke, konnten nicht zusammen arbeiten. Sie stritten ständig, besonders im
Jahre 1893, nachdem ein anderer Deutscher, Luis Weiler, zum Chefingenieur
ernannt wurde. Die Beziehungen verschlechterten sich dermaßen, dass der Vertrag
von Campbell 1886 aufgehoben wurde und die Eisenbahnbehörde die Fertigstellung
der Linie übernahm. Der Vertrag von Campbell war nach britischem Recht
abgefasst. Der nachfolgende Prozess und Schiedsspruch beschäftigte Gerichte
sowohl in Asien als auch in Europa und brachte Thailand in Verlegenheit.
Die thailändische Regierung beschloss eine Wiederholung des
Falles Campbell zu verhindern und entschied im Februar 1898, dass die
Eisenbahnbehörde in Zukunft alle Eisenbahnen des Landes besitzen, bauen und
betreiben soll.
Die Strecke Bangkok-Khorat wurde am 21. Dezember 1900
offiziell eröffnet, während eine Nebenstrecke nach Lopburi noch im Bau war.
Dieser Teil, der nach Chiang Mai führte, wurde im April 1901 eröffnet. Im
Jahre 1909 führte die Strecke bis nach Phitsanulok.
Interessanterweise wurde die Strecke Bangkok-Khorat auf
Anraten von Bethge in der europäischen Standard-Spurweite gebaut. Er machte
geltend, dass Malaysia und Burma auch diese Spurweite hatten. Dies war nicht der
Fall. Großbritannien und Frankreich bauten ihre Eisenbahnen in der
Meter-Spurweite und Thailand baute ein Eisenbahnsystem, das mit denen der
Nachbarn nicht übereinstimmte. Ob dies absichtlich oder ein Versehen war, ist
nicht geklärt. Betrachtet man das politische Klima im ausklingenden 19.
Jahrhundert, erscheint es logisch für Thailand, Eisenbahnlinien zu bauen, die
nicht mit denen möglicher Feinde übereinstimmten. Interessant ist jedoch, dass
der Bau der südlichen Strecke von Thonburi nach Phetburi von 1900 bis 1903 in
der Meter-Spurweite durchgeführt wurde.
Das englisch-französische Abkommen über die Souveränität
Thailand von 1896, dem die Unterzeichnung der „Entente Cordiale" 1904
zwischen Frankreich und Großbritannien und der Rückzug Frankreichs aus dem
besetzten Chantaburi im selben Jahr folgte, gab Thailand ein hohes Ausmaß der
Sicherheit für seine politische Zukunft. Die Regierung stimmte zu, Kredite im
Ausland aufzunehmen, um eine Anzahl von Eisenbahnverbindungen fertig zu stellen.
Die Eisenbahnlinien erwiesen sich für Investoren
ertragreich, da die Dividenden zwischen 1900 und 1930 niemals unter die
Dreiprozentmarke fielen.
Im Jahre 1904 wurde der deutsche Chefingenieur Luis Weiler
zum Leiter der Eisenbahnbehörde ernannt und verblieb in dieser Stellung bis
Thailand im Juli 1917 Deutschland und seinen Alliierten den Krieg erklärte.
Weiler, andere Deutsche und Österreicher, wurden festgesetzt. Wegen seiner
schweren Krankheit gab man dem 54-Jährigen eine Passage auf einem Dampfer nach
England. Er verstarb während der Reise am 17. Januar 1918.
In den 20er Jahren verbesserte sich die politische Situation
auf dem Festland Südostasiens. Thailand fühlte sich nun sicher, seine
Eisenbahnlinien von der Standard-Spurweite zur Meter-Spurweite umzubauen.
Dadurch wurden Eisenbahnverbindungen mit Malaysia, Kambodscha und Burma
möglich. Die indische Rupie wurde durch den Baht als Währung zum Handel in
Chiang Mai und Umgebung ersetzt.
Der Bau von Eisenbahnstrecken über das ganze Land versetzte
die thailändische Zentralregierung in die Lage größeren wirtschaftlichen und
politischen Einfluss auszuüben. Die Eisenbahnen dienten als eine wirksame,
preiswerte und schnelle Methode, den Handel anzuregen und sie brachten die
Provinzen näher zueinander und schufen eine nationalen Einheit.