Liebe Tante Frieda,
Ich komme vielleicht mit einem etwas ungewöhnlichem Problem zu dir. Ich
sehe zu jung aus. Wo immer ich auch hingehe, die Leute glauben immer, dass
ich viel jünger bin als sie selbst und behandeln mich daher oft, als
wäre ich ein unmündiges Kind, das ich mit meinen 47 Jahren ganz sicher
nicht mehr bin. Sie wollen mich belehren, über Dinge aufklären, die ich
ihnen sicherlich wesentlich besser erklären könnte, da ich nicht nur
psychologisch geschult bin, sondern auch einen zweifachen Doktortitel
habe. Wenn ich den Leuten sage, wie alt ich wirklich bin, sind sie
geschockt, aber noch keiner sagte, dass es ihm leid getan hätte, mich wie
einen Teenager zu behandeln, auch wenn sie sehen, dass sich sauer bin. Was
soll ich tun?
Erwachsene
Liebe Erwachsene,
Du sollst Gott auf den Knien dafür danken, dass du so jung aussiehst.
Jeder andere würde das machen und sehr stolz darauf sein. Auf der anderen
Seite verstehe ich deinen Frust, nie so richtig für voll genommen zu
werden. Aber so sind die Menschen nun mal: selbstherrlich und von sich
selbst überzeugt, obwohl sie das manchmal gar nicht sein sollten. Du
sollst mit deinen Antworten und deinem Wissen, deiner Intelligenz und
deiner Klugheit die Menschen von dir überzeugen und nicht mit der Angabe
deines Alters. Denke einmal darüber nach, ob deine Reaktion vielleicht
oft zu heftig ausfällt? Bleibe kühl, sachlich und aufgeschlossen und nur
so kannst du Menschen überzeugen. Und bei Gelegenheit verrate mir bitte
dein Geheimrezept für den Jungbrunnen!
Liebe Tante Frieda,
Ich, ein über 50jähriger Mann, werde öfter eingeladen. Zu Privatfeiern
und ähnlichem. Dabei stellt sich dann oft heraus, dass die Gastgeber
einen brauchen, der grillt, die Teller abspült, Fotos von den Anwesenden
schießt oder den Rest Essen besorgt. Das bin dann immer ich. Manchmal ist
es auch so, dass ich abends einen Anruf bekomme, ob ich denn nicht gleich
zu dieser oder jener Feier kommen würde. Ich weiß dann schon, was mir
blüht. Mich macht es traurig, dass die Menschen in mir nur den Typen
sehen, der ihnen auf die eine oder andere Weise hilft und nicht die Person
in mir, den Freund. Ich komme mir ausgenützt vor. Was meinst du?
Ausgenützter
Lieber Ausgenützter,
Irgendwie liegst du mit deiner Annahme richtig, die Menschen nützen dich
aus. Andererseits lässt du dich gerne ausnützen, denn sonst würdest du
es nicht immer wieder mit dir geschehen lassen. Vielleicht denken sich die
Leute gar nichts Böses dabei und wären überrascht, wenn du ihnen deine
Gefühle mal beschreiben würdest. Sag einfach ein klares Nein zur
nächsten Einladung und wenn man fragt warum, sag die Wahrheit. Dann wirst
du schnell merken, wer deine guten Freunde sind und wer nicht.
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