Advent, Advent, ein Lichtlein brennt... Das waren die
Reime und Gesänge, die man früher zu meiner Kindheit vor vielen Jahren,
noch im Kreise der Familie wenigstens am Sonntagabend beim gemeinsamen Mahl
im Schein der Adventskerzen aufgesagt oder gesungen hat. Manche zündeten
die Kerzen am Adventskranz auch täglich an. Aber bereits in meiner Jugend
war das Leben von Hast und Eile geprägt und man fand während der Woche
nicht viel Zeit dazu. Wir Kinder allerdings freuten uns auf das tägliche
Öffnen der Fenster im Adventkalender. Damals fand man noch keine kleinen
Geschenke oder Schokolade darin vor, sondern Bilder. Hübsch gemalte Motive,
bei deren Betrachten wir dann langsam einschliefen und vom nahen
Weihnachtsfest träumten. Damals wurde auch das Weihnachtsfest noch nicht
gar so arg vermarktet. Die Adventszeit war zwar schon eine Vorbereitungszeit
für die Einkäufe der Geschenke, die am 24. Dezember unter dem Christbaum
liegen sollten, aber dennoch war es immer noch eine Zeit der Besinnlichkeit,
der inneren Einkehr.
Leider können dies viele Kinder der westlichen Welt oder
besser gesagt in der Welt, in welcher der Kommerz herrscht, nicht mehr
erfahren. Die Kinder stellen nun bereits Forderungen an die Eltern, was sie
alles zu Weihnachten erwarten. Da werden keine Briefe mehr ans Christkind
geschickt, in der Hoffnung, dass sich wenigstens ein oder zwei Wünsche
erfüllen würden und man dann dafür dem lieben Christkind auch wirklich
dankbar war. Heutzutage werden die teuren Geschenke nicht mehr selbst von
den Eltern gekauft oder gebastelt. Sie werden oft von der Sekretärin des
Vaters ausgesucht oder per Katalog von der Mutter bestellt – Hauptsache
sie sind teuer. Meist verreisen die Familien auch oft zur Weihnachtszeit, um
dem Winter in den kalten Ländern zu entfliehen. Das ist gut und schön,
aber dadurch rückt Weihnachten noch mehr in den Hintergrund. Vielleicht
wird auf die Schnelle zur „Christmasparty" im Hotel, die meist
unpersönlich sind, noch schnell ein –sicher wieder teures – Geschenk
ausgetauscht.
Auch in Thailand wird Weihnachten gefeiert. Nicht von den
Thais, obwohl sie dieses Fest lieben, denn da können sie beim Verkauf von
Waren und im Tourismusgewerbe so richtig zuschlagen. Hier werden bereits im
November die Christbäume in den Geschäften, Einkaufszentren und überall
aufgestellt. Weihnachtslieder plärren aus allen Anlagen, sei es nun im
Supermarkt oder den berühmten Bierbars. Die Barmädels tragen kurze Santa
Claus Kleider und Zipefelmützen, um die potentiellen Kunden fürs Lokal und
nachher fürs Bett anzuheizen. Das Ganze wird monatelang so übertrieben,
dass es auch dem stärksten Anhänger von Weihnachten zuviel wird und die
ganze Vorfreude auf den Heiligen Abend verflogen ist, bis es endlich soweit
ist.
Keiner denkt mehr, von ein paar Priestern abgesehen, an
den wahren Grund für die Adventszeit, den wahren Grund für Weihnachten:
die Geburt von Jesus Christus. Vielleicht sollten wir versuchen, in diesem
Jahr wieder einen Adventskranz aufzustellen, um im sanften Licht seiner
Kerzen die Vorfreude auf das Christfest zu spüren und den wahren Gedanken
an Weihnachten zu pflegen.