Geschichtliche Streiflichter

Der Aufstieg Bangkoks

Die Ausdehnung ins Landesinnere

Duncan Stearn

Teil 2: 1860-1910

Mit dem Anstieg des Außenhandels wurden Kanäle ausgehoben, um die Zeitspannen zu verkürzen, welche die Reisbarken brauchten, um Waren vom thailändischen Hinterland in den Hafen von Bangkok zu bringen. Zwischen 1860 und 1910 wurden 15 neue Kanäle angelegt, um die Ausweitung des Handels zu erleichtern. Zu gleicher Zeit wurde der Ausbau des Straßennetzes weitergeführt. Nach 1865 wuchs mit der Gründung der „Bangkok Dock Company" die Hafenanlage, unterstützt durch britisches Kapital. Das Wachstum Bangkoks beschränkte sich auf die Ufer des Chao Phraya und nicht ins Landesinnere. Das gab Bangkok eine Art von „schlangenhafter" Ausdehnung bis ins 20. Jahrhundert. Jede Erweiterung der Stadt folgte der Kanalführung. Gleichzeitig wurden größere Verkehrsadern wie Silom und Rama IV Road erweitert.

In den 1880er Jahren war Thailand ein Anziehungspunkt für viele chinesische Einwanderer. Sie verdienten doppelt so viel Geld wie in China, besonders jene, die aus den südlichen Provinzen kamen. Berichten nach waren im Jahre 1883 die Löhne in Thailand angeblich dreimal höher als in Japan, einem Land, das sich spürbar auf dem schnellen Weg zur Modernisierung in dieser Zeit befand.

In den 1880er Jahren richtete ein dänisches Konsortium eine Pferde-Straßenbahn ein, die im Jahre 1893 elektrifiziert und erweitert wurde. Im selben Jahr wurde auch die erste Eisenbahnlinie eröffnet, die nach Ayutthaya führte. Im Jahre 1898 vereinigten sich die Dänen mit einer US-Stromversorgungsfirma und mit der Straßenbahnfirma. 1950 übernahm dann die thailändische Regierung die Kontrolle.

75 Prozent der Einkünfte bis zum Ersten Weltkrieg im Jahre 1914 im Außenhandel des Landes brachte der Reisexport ein. 1914 wurde die Bevölkerung Bangkoks auf 260.000 Menschen geschätzt, die Hälfte davon Chinesen oder chinesischen Ursprungs. Und diese stellten die Masse der Arbeiter, aber auch die Hauptstütze größerer und kleinerer Geschäfte dar.

Die Bedeutung der Chinesen als Quelle billiger Arbeitskräfte sowie als Schöpfer der Industrie kann nicht herunter gespielt werden, denn der größte Teil der bedeutenderen Industrien und der kleineren Produktionsbetriebe lag in ihrer Hand und sie zogen chinesische Wanderarbeiter den Einheimischen vor.

Vor dem 20. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung Bangkoks jährlich um ein Prozent, da es keinen Anlass gab, die ländlichen Gebiete zu verlassen. In den 1920er Jahren verkaufte Thailand über eine Million Tonnen Reis pro Jahr auf ausländischen Märkten. Während der 1930er Jahre wurden immer noch 80 Prozent der Reisexporte auf dem Wasserweg in die Hauptstadt geliefert, trotz der Verfügbarkeit und Ausdehnung des Eisenbahnnetzes.

Das teure Teakholz bedeutete ebenso eine größere Einnahmequelle und trug zum Wachstum Bangkoks bei.

Europäer und Chinesen bauten Sägewerke, das Rohprodukt kam aus den Wäldern Nordthailands. 1896 schuf die thailändische Regierung das Königliche Forstamt, um die Kontrolle zurückzugewinnen und Rechtsvorschriften für die Forstverwaltung einzuführen.

Die drittgrößte Einnahmequelle für Thailand und die Regierung war der Abbau von Zinn im Süden des Landes. Das gewonnene Erz wurde direkt exportiert und nicht über Bangkok.

Der Zinnabbau ist einer der ersten großen Industriezweige, die unter die direkte Kontrolle des großen Reformers Prinz Damrong kamen.