Ab 1890 erfuhr die Ausdehnung der Stadt Bangkok durch den Bau
von Straßen einen bemerkenswerten Wandel. Bis dahin war die Erweiterung
Bangkoks auf den Fluss Chao Phraya und seinen dazugehörigen Kanälen
beschränkt. Trotz der Anzahl in einem halben Jahrhundert vor 1910 neuer
ausgehobener Kanäle verlor Bangkok langsam seine fast symbiotische Beziehung
zum Wasser. Die weitere Ausdehnung erfolgte ins Landesinnere und fern vom Chao
Phraya und seinem Kanalnetz.
In den 35 Jahren zwischen 1890 und 1925 wurden 135 Straßen
gebaut. Die städtische Wucherung und das Wachstums von Vororten begann.
Straßenbahnen, Fahrräder und Automobile verdrängten die Vorherrschaft des
Wasser-Transportwesens. Zwischen 1890 und 1900 verwandelte sich Farmgelände in
Hua Lamphong, Bangkapi und Samsen in kommerzielle, industrielle und Wohnbezirke.
Die Regierung reagierte mit der Bildung eines für die
Hauptstadt zuständigen Ministeriums, dem die Aufsicht über die Entwicklung
Bangkoks oblag. Es kontrollierte und regulierte den städtischen Häuser- und
Straßenbau und war für die Instandhaltung, die sanitären Anlagen, die
Wasserversorgung, die Straßenbeleuchtung, die öffentlichen Märkte, die
Polizei, die Pfandhäuser und die öffentliche Gesundheit und Sicherheit
zuständig.
Ein wichtiger Faktor bei der Ausdehnung von Bangkok war die
Gründung der „Privatkasse" im Jahre 1890. Viele Reihenhäuser wurden
gebaut. Nicht weniger als 15 Prozent der Staatseinnahmen wurden durch die „Privatkasse"
zugewiesen. Aufgrund ihrer einmaligen Position konnte sie das Land in ersten
Lagen zu angemessenen Preisen ankaufen.
Wenn ein Abschnitt mit Reihenhäusern gebaut war, konnte die
„Privatkasse" (unter der Schirmherrschaft des Königs) das zuständige
Ministerium unter Druck setzen, Zugangsstraßen zu bauen, um den Wert der neuen
Grundstücke zu steigern. Zwischen 1890 und 1932 besaß dieses Büro die meisten
Reihenhäuser Bangkoks. Zwischen 1913 und 1929 lebten viereinhalb Prozent der
gesamten Bevölkerung Thailands in Bangkok.
Die Depression, die weltweit nach dem Zusammenbruch der
Börse in der Wall Street im Oktober 1929 herrschte und die Revolution in
Thailand, welche die absolute Monarchie im Juni 1932 überwand, hemmte das
weitere Wachstum Bangkoks.
Die japanische Invasion in China 1938 führte zu einem
Rückgang chinesischer Einwanderer in Thailand. Der Krieg in China und die
Depression verringerte die Handelsmenge zwischen den beiden Ländern und der
Bedarf an Arbeitskräften fiel. Bis zum Jahre 1940 gab es keine größere
Straße, welche die Hauptstadt mit den Provinzen verband. Dies führte dazu,
dass sich Bangkok von einer Hauptstadt, die zum größten Teil von seinen
Hafenanlagen zur Erzielung von Einkommen und Handel abhängig war, in eine Stadt
mit vielfältigen Gegebenheiten wandelte und begünstigte die Ausdehnung von
Industrie-, Wirtschafts- und Finanzunternehmen.
Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) und Thailands Bündnis mit
Japan brachten das Land in große Bedrängnis, besonders nach dem Jahre 1943 und
dies hielt bis etwa 1947 an.
Die Reisproduktion sank im Jahre 1945 und stagnierte im Jahre
1946. Viele Bauern verließen ihr Land und gingen nach Bangkok und andere
größeren Zentren.
Die Teakholzindustrie geriet in Unordnung und der Holzschlag
ging um die Hälfte zurück. Das Bombardieren von industriellen
Schlüsselgebieten Bangkoks und anderen Städten durch die Alliierten
verlangsamte das Wachstum und die Auswirkungen waren noch zwei oder drei Jahre
nach dem Ende der Feindseligkeiten zu spüren.