Geschichtliche Streiflichter

Der Aufstieg Bangkoks

Duncan Stearn

Teil 3: Die rasante Entwicklung von 1890 bis 1947

Ab 1890 erfuhr die Ausdehnung der Stadt Bangkok durch den Bau von Straßen einen bemerkenswerten Wandel. Bis dahin war die Erweiterung Bangkoks auf den Fluss Chao Phraya und seinen dazugehörigen Kanälen beschränkt. Trotz der Anzahl in einem halben Jahrhundert vor 1910 neuer ausgehobener Kanäle verlor Bangkok langsam seine fast symbiotische Beziehung zum Wasser. Die weitere Ausdehnung erfolgte ins Landesinnere und fern vom Chao Phraya und seinem Kanalnetz.

In den 35 Jahren zwischen 1890 und 1925 wurden 135 Straßen gebaut. Die städtische Wucherung und das Wachstums von Vororten begann. Straßenbahnen, Fahrräder und Automobile verdrängten die Vorherrschaft des Wasser-Transportwesens. Zwischen 1890 und 1900 verwandelte sich Farmgelände in Hua Lamphong, Bangkapi und Samsen in kommerzielle, industrielle und Wohnbezirke.

Die Regierung reagierte mit der Bildung eines für die Hauptstadt zuständigen Ministeriums, dem die Aufsicht über die Entwicklung Bangkoks oblag. Es kontrollierte und regulierte den städtischen Häuser- und Straßenbau und war für die Instandhaltung, die sanitären Anlagen, die Wasserversorgung, die Straßenbeleuchtung, die öffentlichen Märkte, die Polizei, die Pfandhäuser und die öffentliche Gesundheit und Sicherheit zuständig.

Ein wichtiger Faktor bei der Ausdehnung von Bangkok war die Gründung der „Privatkasse" im Jahre 1890. Viele Reihenhäuser wurden gebaut. Nicht weniger als 15 Prozent der Staatseinnahmen wurden durch die „Privatkasse" zugewiesen. Aufgrund ihrer einmaligen Position konnte sie das Land in ersten Lagen zu angemessenen Preisen ankaufen.

Wenn ein Abschnitt mit Reihenhäusern gebaut war, konnte die „Privatkasse" (unter der Schirmherrschaft des Königs) das zuständige Ministerium unter Druck setzen, Zugangsstraßen zu bauen, um den Wert der neuen Grundstücke zu steigern. Zwischen 1890 und 1932 besaß dieses Büro die meisten Reihenhäuser Bangkoks. Zwischen 1913 und 1929 lebten viereinhalb Prozent der gesamten Bevölkerung Thailands in Bangkok.

Die Depression, die weltweit nach dem Zusammenbruch der Börse in der Wall Street im Oktober 1929 herrschte und die Revolution in Thailand, welche die absolute Monarchie im Juni 1932 überwand, hemmte das weitere Wachstum Bangkoks.

Die japanische Invasion in China 1938 führte zu einem Rückgang chinesischer Einwanderer in Thailand. Der Krieg in China und die Depression verringerte die Handelsmenge zwischen den beiden Ländern und der Bedarf an Arbeitskräften fiel. Bis zum Jahre 1940 gab es keine größere Straße, welche die Hauptstadt mit den Provinzen verband. Dies führte dazu, dass sich Bangkok von einer Hauptstadt, die zum größten Teil von seinen Hafenanlagen zur Erzielung von Einkommen und Handel abhängig war, in eine Stadt mit vielfältigen Gegebenheiten wandelte und begünstigte die Ausdehnung von Industrie-, Wirtschafts- und Finanzunternehmen.

Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) und Thailands Bündnis mit Japan brachten das Land in große Bedrängnis, besonders nach dem Jahre 1943 und dies hielt bis etwa 1947 an.

Die Reisproduktion sank im Jahre 1945 und stagnierte im Jahre 1946. Viele Bauern verließen ihr Land und gingen nach Bangkok und andere größeren Zentren.

Die Teakholzindustrie geriet in Unordnung und der Holzschlag ging um die Hälfte zurück. Das Bombardieren von industriellen Schlüsselgebieten Bangkoks und anderen Städten durch die Alliierten verlangsamte das Wachstum und die Auswirkungen waren noch zwei oder drei Jahre nach dem Ende der Feindseligkeiten zu spüren.