„Stille Nacht" oder besser „Silent night"
dröhnt es aus den Lautsprechern der Supermärkte und Kaufhäusern.
Weihnachtslieder auf nie enden wollenden Bändern werden den ganzen Tag
abgeleiert. Weihnachtseinkäufer jagen durch die Kaufhäuser in Massen und
auch die Einheimischen kaufen Girlanden und bunte Kugeln, um ihre
Plastikchristbäume damit zu schmücken. Die Mädchen und Jungs an den
Kassen tragen zum Großteil rote Röckchen mit weißem Plastikbesatz und die
berühmten Santa-Claus Zipfelmützen.
Auch aus den Anlagen der Bars hört man sanfte
Weihnachtslieder auf lauteste Lautstärke eingestellt brüllen und die
Barmädchen tanzen an den Stangen ihre Go-Go Show dazu, während betrunkene
Gäste ihnen unter die Miss Santa Claus Röckchen fassen oder ihnen die
neckischen Zipfelmützen von den langen Haaren nehmen und sie sich selbst
auf die Glatze oder das schüttere Haar zu setzen. Ach, es ist schon eine
Freude, wie man Weihnachten in einem buddhistischen Land feiert.
Viele Touristen schütteln nur noch mit den Köpfen, denn
manche von ihnen sind vor dem Weihnachtsrummel geflüchtet, um hier ihre
heilige Ruhe zu haben. Aber, man tut eben etwas für den Tourismus. Die
meisten Hotels veranstalten Weihnachtsfeiern, die a) teuer und b) ein „muss"
sind für die Touristen, die es gewagt haben, sich mit Reisegruppen ins Land
des ewigen Grinsens, oh pardon, Lächeln, bringen zu lassen.
Aber es gibt auch noch die Schulen, die Weihnachten
ausgelassen feiern und Sportfeste dazu veranstalten. Es gibt
Wohltätigkeitsgruppen, die für die bedürftigen Kinder zu diesem
besonderen Fest, dem Weihnachtsfest, Geld sammeln. Dazu benötigt man
allerdings Kinder. Denn was wäre denn ein richtiges Weihnachtsfest ohne die
kleinen Choralsänger? Die armen Kleinen (Waisen, Straßenkinder und was man
sonst noch so aufsammelt zu Wohltätigkeitszwecken) müssen dann am Heiligen
Abend bis an die 15 Auftritte durchstehen und um cirka 23 Uhr sind sie
bereits so müde, dass sie fast schon im Stehen und mehr noch im Singen
schlafen, aber immer noch wartet ein Hotel, in das man gehen muss, seine
Aufführung ableiern und dann das großmütig spendierte Geld einsammeln
darf.
Familienfeste zu Weihnachten? Unter den Thais meist
sowieso nicht, da sie keine Christen sind und bei den Ausländern? Ach, so
was kennt man hier schon fast gar nicht mehr. Man geht eben feudal zum Essen
in irgend ein Restaurant und schiebt sich die Geschenke vorher oder nachher
schnell zu. Schade!
Allerdings gibt es auch noch Menschen, die den wahren
Wert von Weihnachten nicht vergessen haben: die Geburt Jesus Christus. Diese
Menschen gehen am Heiligen Abend in die Mitternachtsmette oder, falls das
nicht geht, wenigstens am Christtag zum Hochamt. Diese Menschen wissen noch
immer, um was es geht. Diese Menschen feiern wirklich noch Weihnachten.
Einmal sagten einige kleine Thai-Jungen am Heiligen Abend
zu mir: ‚Happy Birthday‘. Sie wollten mich ärgern, aber sie waren sehr
erstaunt, als ich ihnen aus ganzem Herzen dafür dankte und ihnen daraufhin
die Geschichte der Geburt Jesus erzählte.
In diesem Sinne wünsche ich allen unseren Lesern; „Happy
Birthday" zur Geburt Jesus Christus und ein friedliches und hoffentlich
stilles Weihnachten.