Silvia Sommer

Eine geborene Komponistin

Elfi Seitz

Die österreichische Komponistin und Pianistin Silvia Sommer wurde in Wien geboren – der Stadt der Musik. Wen wundert es deshalb, dass sie bereits im zarten Alter von drei Jahren Klavier zu spielen begann. Mit vier Jahren komponierte sie dann bereits ihre ersten Kinderlieder. Als sie acht war, begann sie ihre Piano-Ausbildung an der Musikakademie in Wien bei dem berühmten Professor Lauda und war dessen jüngste Studentin.

Mit elf Jahren schrieb sie ihre ersten Kompositionen für Piano und studierte weiter mit einem anderen bekannten Mann: Professor Alfred Uhl. Im Jahre 1970, kurz bevor sie ihre Diplomprüfung für Klavier bestand, erhielt sie den Preis der Stadt Wien für ihre Kompositionen, gefolgt vom Förderungspreis des Landes Niederösterreich. Damit war zum ersten Male eine Komponistin ausgezeichnet worden. Sie selbst kann die Frage, warum eigentlich so wenig Frauen komponieren, selbst nicht beantworten. Der österreichische Kurier schrieb über sie: „Um diese ihre Musik zu erklären, genügt vielleicht der Name Gershwin oder, als Künstler der Gegenwart, der von Mort Schumans. Es wurde auch behauptet, dass die farbige „Lady of the Night" Donna Summer in ihr eine weiße Schwester gefunden habe. Um das zu bestätigen, hat Silvia für Donna ein Lied geschrieben, das sie bezeichnender Weise „A Song for Donna" betitelte.

Silvia gab in fast jedem Land in Europa viele Konzerte, aber auch in Übersee. So wurde im Jahre 1974 ihre „Sonatine für Flöte und Klavier" in Argentinien uraufgeführt. Besonders lobend hoben die Kritiker die ästhetische Botschaft des Stückes hervor und die gekonnte Behandlung beider Instrumente. „Dieses kleine Werk hat seine Vorfahren ebenso in Barock wie offenbar im Frankreich unseres Jahrhunderts, wobei etwas besonders an den geist- und einfallsreichen Jean Francaix zu denken wäre", schrieb die Zeitung.

1984 trat sie zum ersten Male bei den Wiener Festwochen auf. 1994 erhielt sie einen anderen wertvollen Preis für ihre Kompositionen von der Franz Josef Reinl Stiftung und sie siegte auch im internationalen Komponistenwettbewerb in Lugano in der Schweiz.

In ihrer Freizeit, die denkbar knapp bemessen ist, wohnt sie auf einem Bauernhof im Niederösterreichischen Waldviertel. Hier hat sie die Ruhe und Muße, um neue Werke zu komponieren. Dort war es auch, wo sie die fünf „Israelischen Tänze" komponierte, ein anderes Werk, das auch international viel Beifall fand.

Silvia Sommer komponiert auch auf „Bestellung". Was immer es ist, sie gibt den Menschen, wonach sie verlangen. Sie schreibt nicht nur Chormusik, Kammermusik, Lieder, Stücke für Soloinstrumente und Backgroundmusik, sondern macht auch Popmusik und Stücke für Filme und Television. Mit einer großen Firma hat sie einen Vertrag, aber sie schreibt auch für Privat. Auf die Frage, wie man denn „auf Bestellung" etwas komponieren könnte, sagt sie: „Ich überlasse mich einfach dem Universum. Ich hole zwar Erkundigungen ein, was die Leute ungefähr möchten, aber dann warte ich, bis mich sozusagen die Eingebung überfällt. Dann schreibe ich die Musik und es wird niemals etwas daran geändert." Sie lacht: „Manchmal habe ich den Eindruck, als würde jemand aus dem Geisterreich durch mich komponieren." Na, wer weiß, vielleicht ist es sogar der Mozart.

Silvia Sommer liebt es aber auch zu reisen. Dieses Jahr kam sie nach Thailand und am Ende ihrer Rundreise auch nach Pattaya. Sie hatte Glück. Denn ursprünglich wollte sie eigentlich Sri Lanka buchen und dann von dort nach Phuket, aber in letzter Minute entschied sie sich anders. Für Pattaya und für das Leben. Denn wäre sie gerade dort gewesen, hätte sie sehr wohl zu den Opfern der schrecklichen Flutkatastrophe zählen können. „Alles ist vom Schicksal vorbestimmt", sagt die sympathische Komponistin, die zwei Ehemänner überlebt und trotzdem den Mut am Leben niemals verloren hat.

Ihr großer Traum wäre es, dass einmal in Thailand Stücke von ihr aufgeführt werden könnten. „Das wäre mein absoluter Traum", gesteht Silvia. Nun, wer weiß, vielleicht wird ihr Traum einmal wahr werden, denn sie ist am Überlegen, ob sie nicht wenigstens sechs Monate pro Jahr hier in Pattaya verbringen soll. „Es ist traumhaft hier, die Menschen wissen gar nicht, wie schön sie es haben", meint sie.

Am Ende des Interviews sagte Silvia noch, wie sehr sie mit den Flutopfern mitleide. „Ich habe nichts anderes als meine Musik zu geben. Daher möchte ich als Zeichen meines großen Mitgefühls ein Orchesterstück für die Opfer der Flutkatastrophe schreiben und ich hoffe, dass dieses in Thailand uraufgeführt werden kann."