Geschichtliche Streiflichter

Die Revolution von 1688

Duncan Stearn

Der Hintergrund und die Herrschaft von König Narai

Es ist allgemein bekannt, das sich Thailand einer größeren Bedrohung seiner Unabhängigkeit während der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gegenüber sah. Sowohl Großbritannien als auch Frankreich dehnten ihre Kolonialreiche und ihre Einflusssphären in der südostasiatischen Region aus. Diese Bedrohung der thailändischen Souveränität trat in einer ähnlichen schwerwiegenden Form durch europäische Mächte schon einmal 200 Jahre früher auf.

Vieles von dem, was die Historiker über die Revolution von 1688 in Thailand wissen, basiert auf Beobachtungen von Ausländern. Im Stil der Zeit entstand daraus eine Geschichte mit byzantinischen Ausmaßen, voller Palastintrigen, Irreführungen und ungemilderter Grausamkeit. Es ist auch die Geschichte des ersten Versuchs europäischer Mächte die Selbständigkeit der thailändischen Wirtschaft zu untergraben.

Die Revolution hatte ihren Ursprung im Oktober 1656 als Prinz Narai den Thron von Ayutthaya bestieg. Ayutthaya tätigte Handelsgeschäfte seit dem Ende des 16. Jahrhunderts mit Portugal, Spanien, den Niederlanden, Frankreich und England. Ausländische Vertreter durften sowohl in Ayutthaya als auch in Thailand Handelsposten gründen. In einigen Fällen war der Handel zeitweise nicht besonders gewinnträchtig, zum Beispiel nach Konflikten mit den Portugiesen, aber auch mit der englischen „East India Company" (gegründet 1600) und deren Händlern. Die Holländer errichteten ihre erste Handelsstation im Jahre 1608 in Ayutthaya und im folgenden Jahr wurden thailändische Gesandte in die Niederlande geschickt. Am 12. Juni 1617 wurde zwischen Ayutthaya und der niederländischen „East India Company" (VOC) ein Abkommen unterzeichnet, das den Niederlanden klare Bedingungen im Handel mit Tierfellen garantierte.

Großbritannien gründete erstmals 1612 eine Handelsstation in Ayutthaya, aber diese brachte keine Gewinne und wurde 1632 wieder geschlossen. 1661 wurde die Station wieder eröffnet und Thailand begrüßte die Möglichkeit eines Gegengewichts zu den Niederlanden, da mit diesen ein Streit über ein unter portugiesische Flagge segelndes Schiff herrschte, das im Golf von Tonkin aufgebracht wurde. Die Waren an Bord des Schiffes gehörten dem König von Ayutthaya und die holländische Aktion führte zu einer Anspannung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

Mit den kleinen Ansiedlungen kamen unausweichlich religiöse Anordnungen in der Hoffnung, die örtliche Bevölkerung zum Christentum zu bekehren. Im Jahre 1662 ließen sich französische Jesuiten unter Leitung des Vikars von Cochinchina, Monsignore de la Motte Lambert, in Ayutthaya nieder. Lambert starb im folgenden Jahr und wurde durch Monsignore Pallegoix ersetzt. Den französischen Missionaren wurde Land gewährt und sie errichteten im Jahre 1666 ein Seminar, um junge Männer zu katholischen Priestern auszubilden.

Als 1668 eine Gruppe islamischer Missionare aus Aceh in Sumatra ankam, es ihnen aber misslang ihren Glauben zu verbreiten, glaubten die französischen Missionare, die Thais hätten mehr Gefallen am römischen Katholizismus und beachteten kaum die Stärke des buddhistischen Glaubens und der Mönchsgemeinden.

Im Jahre 1669 vertraute die katholische Kirche die Bekehrung Thailands der neu gegründeten Gesellschaft der ausländischen Missionen in Paris an und ernannte Monsignore Laneau zum Leiter der römisch katholischen Mission. Die energischen Bekehrungsversuche unter der örtlichen Bevölkerung ließ Verdacht und Misstrauen in der Führungsschicht Ayutthayas wachsen und würde sicherlich der Anlass sein, wenn man sich gegen die Europäer in ihrer Mitte wendete.