Geschichtliche Streiflichter

Prinz Mahidol von Songkhla

Der Vater der modernen thailändischen Medizin

Duncan Stearn

Teil 1: 1892 – 1920

Der Sohn König Chulalongkorns (Rama V.) und Königin Savang Vadhana, Prinz Mahidol Adulyadej, wurde am 1. Januar 1892 geboren. Mit 13 Jahren trat er als buddhistischer Novize in den Bovornnivet Tempel ein und erhielt den Titel Prinz von Songkhla. In England schloss er seine formelle Ausbildung an der vornehmen Harrow Schule ab.

Sein Vater und der deutsche Kaiser Wilhelm II. befreundeten sich 1897 während eines Besuchs des thailändischen Regenten in Deutschland. König Chulalongkorn wünschte daraufhin, dass Prinz Mahidol seine Ausbildung an der Königlich Preußischen Militärakademie in Potsdam fortsetzte. Neben den militärischen Fächern der Akademie gab es auch Kurse in Geistes- und Naturwissenschaften. Prinz Mahidol besuchte diese mit großem Eifer.

Der Prinz, körperlich schwach, litt unter Rückenproblemen, die während seines Aufenthalts in Potsdam ausgeheilt wurden. Dies war der Auslöser für sein zukünftiges Interesse in Medizin.

Die strengen Regeln und Vorschriften in Potsdam gefielen dem Prinzen offensichtlich. Er sagte einem thailändischen Mitschüler, dass die Disziplin „gut war. Ich mag es streng behandelt zu werden. In Siam war es zu bequem, jeder gab mir alles."

Mit 18, nach seinem Aufenthalt in Potsdam, studierte er die nächsten zwei Jahre an der Kaiserlichen Militärakademie in Berlin. Er promovierte im Jahre 1912 und ging auf die Deutsche Marineakademie in Flensburg. Zur gleichen Zeit wurde er zum Leutnant der Königlich Thailändischen Marine durch seinen älteren Bruder König Vajiravudh (Rama VI.) ernannt. Die formelle militärische Ausbildung des Prinzen endete im Jahre 1914, aber mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde ihm von König Vajiravudh befohlen, in das bis dahin neutrale Thailand zurückzukehren.

Während seines Dienstes in der thailändischen Marine wurde Prinz Mahidol vom Leiter der Königlich Thailändi
schen Medizinischen Akademie, Prinz Chainart-Narenthorn zu einer Klong-Fahrt eingeladen. Sie hielten bei einem nahe gelegenen Krankenhaus und unternahmen einen Rundgang. Prinz Mahidol sah Leute unter den Bäumen des Grundstücks sitzen und liegen. Ihm wurde gesagt, dass dies Patienten seien, für die keine Zimmer zur Verfügung stehen. Später im Krankenhaus erklärte der Prinz, dass die Zimmer mehr wie verwahrloste Ställe aussehen. Er erkannte, dass die öffentliche Gesundheitsfürsorge in Thailand unter ernsthaften Defiziten litt.

Dies erwies sich als Wendepunkt im Leben des Prinzen Mahidol. Er wollte das nötige medizinische Wissen erlangen, um den Kranken und Verletzten zu helfen. Er bat seinen Bruder den König um Erlaubnis seine Laufbahn bei der Marine zu beenden.

Der König stimmte zu und Prinz Mahidol schrieb sich 1916 an der Harvard Universität in den USA ein, um öffentliche Gesundheitsfürsorge und Medizin zu studieren. Seine erste Wahl, die schottische Universität in Edinburgh, hätte sich wegen zu rauem Wetters schlecht auf seine Gesundheit ausgewirkt.

Sein Briefwechsel zeigt einen Mann, der eindeutig seine Berufung im Leben gefunden hatte. Er war in Boston nur als Herr Mahidol Songkhla angemeldet. Einer seiner Professoren schrieb, er war ein Student, der „keine Einzelheit ausließ". Der Prinz wollte eine Kerntruppe gut ausgebildeter medizinischer Mitarbeiter aufbauen, und bat den Leiter der Königlich Medizinischen Schule, Prinz Chainart-Narenthorn, vier Studenten in die Vereinigten Staaten zu schicken. Diese erhielten ein Stipendium vom Prinzen Mahidol und seiner Mutter Savang Vadhana.

Eine der Studentinnen war die 18-jährige Sangwan Talabhat, die am Simmons College zur Krankenschwester ausgebildet wurde. Bald schon umwarb Prinz Mahidol das Mädchen und am 10. September 1920 heiratete das Paar in Bangkok.