Liebe Tante Frieda,
Was soll ich machen? Mein Neffe ist arbeitsscheu! Meine verstorbene
Schwester hat mir meinen Neffen ans Herz gelegt, damit ich ein Auge auf
ihn habe, da sich sein Vater fast nicht um ihn kümmerte. Nun das habe ich
versucht, aber wie ich merke ohne Erfolg. Er ist gelernter Kellner, kam
aber nur mit Mühe durch die Prüfung. Jetzt jobbt er sich so durch. Meist
lebt er hier bei mir in Thailand und liegt mir auf der Tasche (er ist
bereits 34 Jahre alt!), was natürlich meine Thaifrau nicht sehr gerne
sieht. Auch von seinen jeweiligen Thaifreundinnen lässt er sich gerne
aushalten. Ja, liebe Tante Frieda, auch das gibt es. Jedes Mal wenn ich
ihm Arbeit als Geschäftsführer in einem Restaurant verschaffe, dann
führt er die nur einige Wochen, falls überhaupt, aus, und schon kommt er
wieder zurück. Seine Argumentation ist, dass er sich sein Leben nicht mit
Arbeit versauen möchte, acht Stunden Arbeit pro Tag seien zu viel für
ihn. Mittlerweile hat er alleine in Thailand schon an die 15
Arbeitsplätze durch, bei den meisten wurde er wegen Frechheit oder
Arbeitsverweigerung oder Nichterscheinen rausgeschmissen. Dann geht er
für die Sommersaison nach Europa, verdient sich dort ein paar Euro und
flugs, schon ist er wieder hier. Was soll ich machen?
Geplagter Onkel
Lieber Geplagter Onkel,
Da kann man nur eines tun: Raus mit dem jungen Mann. Auch wenn dir deine
verstorbene Schwester diesen arbeitsscheuen Typen ans Herz gelegt hat,
bist du nicht verpflichtet, den bereits seit längerer Zeit erwachsenen
Mann auszuhalten! Der soll mal schön sehen, wie er alleine zurecht kommt.
Durch deine Unterstützung wird er in seiner Untugend noch bestärkt, da
er weiß ‚der Onkel wird’s schon richten‘. Also hilf ihm, indem du
ihm nicht mehr hilfst.
Liebe Tante Frieda,
Mein Sohn lädt mich schon seit einigen Jahren einmal im Jahr ein, ihn
hier in Thailand (in einem kleinen Nest im Isaan) zu besuchen. Immer
wieder folge ich seiner Aufforderung, obwohl ich mich nach den zwei
Monaten, die ich bei ihm verbringe, immer wieder ärgere und mir schwöre,
nicht mehr zu kommen. Er nimmt sich nämlich nie Zeit für mich. Ein paar
Mal gehen wir vielleicht gemeinsam zum Essen, aber damit hat sich das
alles schon. Ich hocke hier in seinem Haus, das allerdings einen
Swimmingpool hat und langweile mich zu Tode. Er bringt mir deutsche Videos
mit, aber fernsehen kann ich auch zuhause. Seine Frau, die nur gebrochen
Englisch spricht, kümmert sich ein wenig um mich, aber wir verstehen uns
eben zu wenig. Wenn wir einkaufen gehen (es gibt einen Supermarkt im Ort),
dann ist das immer ein Großereignis für mich, die ich in München lebe.
Was schlägst du vor?
Urlaubermutter
Liebe Urlaubermutter,
Mehrere solcher Fälle sind mir schon zu Ohren gekommen. Meist handelt es
sich dabei um vielbeschäftigte Geschäftsleute, die sich für nichts und
niemandem Zeit nehmen, außer um Geld zu scheffeln und dabei aber nur an
sich selbst denken. Obwohl die Familie im Isaan ihn ja auch wahrscheinlich
genug Geld kostet. Deine Besuche sind sozusagen Balsam auf seine Seele,
denn da dämpft er dann sein schlechtes Gewissen ab, weil er sich nicht
genug um seine eigene Mutter kümmert. Sag deinen nächsten Urlaub bei ihm
also aus Zeitmangel ab – vielleicht macht ihn das aufmerksam.
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