Teil 2:
1897-1943
1897 wurde Prinz Damrong der Minister für Bergbau und
Geologie. Er stellte den Engländer Henry Scott ein, der mit ihm zusammen
arbeiten sollte. 1899 stieg Scott zum Direktor der Behörde auf, hinterging
später das Vertrauen Prinz Damrongs, indem er Mitte 1907 sein Amt niederlegte,
in der Hoffnung sein Insiderwissen in der Industrie verwerten zu können.
Prinz Damrong zählt zu den Ahnherren der Entwicklung der
thailändischen Zinnindustrie in Phuket. Aber er war zu sehr britisch
kontrollierten Bergbaufirmen abgeneigt, da er die politischen Konsequenzen
fürchtete.
Ein australischer Geschäftsmann, Edward Miles, bot die
Neuentwicklung der Hafenanlagen in Phuket an und wollte als Gegenleistung
Lizenzen und Steuerbefreiung. Prinz Damrong wies letzteres zurück. Trotzdem
unter-
stützte er das Gesamtkonzept, verbürgte sich persönlich für Miles und sein
Projekt und setzte es beim Ministerrat durch.
Im Jahre 1899 war Prinz Damrong der Vorsitzende des Komitees,
das eine Trainingsschule für den öffentlichen Dienst einrichtete. Die Schule
wurde 1917 in Chulalongkorn Universität umbenannt. Prinz Damrong, ausgenommen
König Chulalongkorn, hat das meiste dafür getan, die einheimische Regierung
Thailands in eine modern Form umzuwandeln.
Die Reformen des Prinzen, die von einigen als Zentralisierung
der Macht in Bangkok betrachtet wurden, trafen nicht auf allgemeines
Einverständnis. Manchmal wurden sie gewaltsam abgelehnt. Eine religiöse Gruppe
im Nordosten rebellierte im März 1902 unter Führung des ehemaligen
buddhistischen Mönchs Ong Man gegen die Regierung und deren Reformen. Die
Rebellen nahmen einen Provinzgouverneur als Geisel, wurden aber von
Regierungstruppen zerstreut und flüchteten nach Laos.
Dort nahmen sie an einer Revolte, geführt von Bac My, gegen
französische Truppen teil. Bac My überzeugte seine leichtgläubigen Anhänger,
dass die französischen Kugeln sich in Frangipani Blüten verwandeln würden.
Als die Franzosen das Feuer eröffneten, wurden über 150 Rebellen getötet.
Der Sultan von Pattani, Abdul Kadir Kamaroodin, führte im
März gleichen Jahres eine Revolte durch, die schnell niedergeschlagen wurde.
Der Sultan wurde ins Exil nach Phitsanulok gebracht.
Im Juni 1902 revoltierten ethnische Shan Arbeiter (aus Burma)
im Nordwesten Thailands. Sie besetzten Phrae und griffen Lampang an. Die
Regierungstruppen brauchten sechs Wochen, um die Rebellen zu überwältigen.
Daraufhin führte die Regierung eine allgemeine Wehrpflicht ein und Prinz
Damrong war nach König Chulalongkorn der zweitmächtigste Mann in Thailand.
Zusammen mit seinem Halbbruder, dem Außenminister Prinz Devawongse, galten sie
als die „linke" und „rechte" Hand des Monarchen. 1909 gab Prinz
Damrong sein Amt als verantwortlicher Minister der Behörde für Bergbau und
Geologie auf.
Nach dem Tode König Chulalongkorns im Jahre 1910 konnte
Prinz Damrong seinem Neffen König Vajiravudh (Rama VI.) gegenüber nicht das
gleiche harmonische Verhältnis finden und trat im Alter von 53 Jahren als
Innenminister zurück.
Er konzentrierte sich letztendlich auf die Nationalbibliothek
und das Nationalmuseum. Er schrieb über thailändische Geschichte, Literatur,
Kultur, Gebräuche und Kunst. Es war seine innovative Idee die Verteilung von
Büchern bei Einäscherungsfeierlichkeiten zu fördern, um die Verstorbenen zu
ehren. 1920 wurde sein Buch „Die Geschichte der Kriege zwischen Burma und
Siam" zum ersten Mal veröffentlicht.
Im Alter von 70 Jahren floh Prinz Damrong nach einem
Staatsstreich, der die absolute Monarchie beendete, ins Exil nach Penang in
Malaysia.
Den Rest seines Lebens verbrachte er mit dem Schreiben seiner
Memoiren. Trotz eines chronischen Herzproblems saß er noch bis drei Tage vor
seinem Tod am Schreibtisch. Er starb im Alter von 81 Jahren am 1. Dezember 1943
im Varadis Palast in Bangkok.