Franz
Schmid
Wieder einmal ist es soweit, das christliche Osterfest
wird dieses Jahr in der letzten Märzwoche gefeiert.
Ostern bedeutet für viele Menschen Extra-Urlaub,
Extra-Schulferien, ausspannen vom Stress und richtig ausschlafen. Ostern, im
wahrsten Sinne des Wortes gefeiert, wird selten.
Dabei ist Ostern eigentlich das heiligste Fest der
Christen. Zur Osterzeit wurde Jesus Christus gemartert, mit der Dornenkrone
beschlagen und am Kreuze hingerichtet. Er tat dies für die gesamte
Menschheit, um für deren Sünden zu sühnen. Danken wir es ihm?
Ostern ist aber auch die Zeit der Auferstehung. Der
Auferstehung Jesu am dritten Tag, aber auch der Auferstehung der gesamten
Menschheit. Eine Auferstehung des Glaubens und des Glaubens an das Gute.
Eine Zeit, in der einem deutlich werden kann, dass das Gute immer über das
Böse siegt, egal wie es anfänglich auch aussehen mag.
Es ist kein Zufall, dass die Christen Ostern am
Frühlingsanfang feiern, am ersten Sonntag nach dem Beginn der Vollmondzeit.
Selbst die alten Germanen wussten das bereits. Für sie war Ostern die
Auferstehung der Natur, die Auferstehung des hellen, klaren Frühlings, der
den kalten, dunklen Winter besiegt. Wenn der neue Mond am Himmel erscheint,
dann wissen wir, dass die Dunkelheit niemals das letzte Wort behält und die
Tage spürbar länger werden.
Zwei Symbole aus der Natur, prägen die Feier der
Osternacht und führen uns an das Geheimnis der Auferstehung heran: das
Licht und das Wasser.
Das Licht der Osterkerze in der nachtdunklen Kirche ist
uns ein Trost und wir wissen, Gott weiß um diese Nacht. Mitten in dieser
Nacht lässt er sein Licht leuchten und die Helligkeit und Wärme dieses am
Osterfeuer entzündeten Lichts ist das Symbol für die Rettung des Lebens in
den Armen Gottes, in seiner liebenden Nähe.
Das zweite österliche Element ist das Wasser. In der
Osternacht wird das Taufwasser geweiht, das Zeichen für die Aufnahme des
Menschen in den Lebensstrom Gottes und in die Gemeinschaft mit Jesus
Christus.
Wasser ist köstlich, es stillt den Durst, es macht
frisch und sauber und es schafft neues Leben. Ohne Wasser verwelken die
Blumen und Gräser, sterben die Keime. Jesus Christus ist wie dieses
köstliche Wasser, das uns belebt. Er macht unser Herz jung und
empfänglich, er macht es offen für die Not der anderen.
Eine kleine Geschichte aus dem alten China bringt uns
dieses Geheimnis des neuen österlichen Lebens, das sich uns im Symbol des
Wassers zeigt, vielleicht näher. Ein weiser alter Chinese stand lange vor
einem großen Fluss und sah nachdenklich in das fließende Wasser. „Warum
tust du das?", fragte ihn jemand, der des Weges kam. Der alte Mann
rührte sich lange nicht, sondern blickte weiter lange in das fließende
Wasser, dann sagte er plötzlich: „Wir Menschen sollten wie dieses
fließende Wasser sein, klar und rein, weich und doch kraftvoll, um Lasten
tragen zu können, freigebig und großzügig, erfrischend und reinigend.
Überall, wohin das Wasser kommt, da schenkt es Leben, sei den Menschen, dem
Wald und Flur oder den Tieren. So müssten wir Menschen sein."
Und hat er nicht Recht, der weise Alte? Vielleicht
sollten wir zur Osterzeit einmal darüber nachdenken. Vielleicht können wir
uns noch rechtzeitig darauf besinnen, was es eigentlich heißt Mensch,
Mitmensch zu sein.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein
besinnliches und frohes Osterfest und genießen Sie alle die Auferstehung
des Lebens!