Daniel H.
Giles, australischer Dokkumentarfilmer
Vor etwa 3.500 Jahren half eine Prostituierte namens
Rahab aus Jericho den jüdischen Stämmen unter Führung Moses der Sklaverei
zu entfliehen. Die Stämme zogen nach Jericho, um die Stadt einzunehmen und
sich in ihrem Heimatland nach einem vierzigjährigen Zug durch die Wüste
niederzulassen. Die streng konservativen Juden dieser Zeit nannten Rahab
eine ehrenhafte Freundin, unbeschadet ihres gewählten Berufes.
Die erste Tat des Nachfolgers von Moses, Joshua, war nach
dem Bericht des Alten Testaments die Niederreißung der Mauern Jerichos
durch Trompetenstöße. Rahab heiratete später einen Israeliten mit Namen
Salmon und beide wurden die physischen Urgroßeltern des ärmlichen Hirten
David, der später der König Israels wurde. Dieser tapfere Hirte kämpfte
allein gegen den Riesen Goliath und bezwang ihn nur mit einer Schlinge und
einem Stein.
Vielleicht kennen Sie die großartige Marmorstatue
Davids, die von Michelangelo in harter vierjähriger Arbeit geschaffen
wurde. David war der Vater Salomons des Weisen, nachweisbarer Vorfahre von
Joseph, dem Ehemann Marias, der Mutter Christi.
Die Barmädchen oder besser gesagt Prostituierten
Pattayas und der ganzen Welt sollten, sofern sie dies wissen, stolz darauf
sein, zu wissen, dass sie eine „Schutzpatronin" mit einer glorreichen
Vergangenheit haben.
Es ist erstaunlich, dass die Geschichte Rahabs während
der vielen Tausenden von Jahren niemals aus der Bibel verschwand, trotz des
vielfachen Umschreibens derselben und der vielfachen, oft nicht korrekten
Übersetzungen. Diese Geschichte geschah in einer Atmosphäre sexuell
unrealistischer Männervorherrschaft und der Unterdrückung einer
unausgesprochenen Furcht vor der natürlichen Macht von Frauen in vielfacher
Hinsicht. Frauen sind fähig, mit einer einzigen Geste oder mit einem
einzigen Satz Männern Vertrauen einzuflößen und sie in die höchsten
Höhen zu heben, aber auf der anderen Seite sind sie auch fähig, sie mit
einem einzigen Wort in die tiefsten Tiefen abstürzen zu lassen.
Dass die Geschichte Rahabs in der Bibel überlebte, haben
wir Gott zu verdanken, der es uns Männer ermöglicht, über die
Verächtlichmachung von Frauen nachzudenken.
Ich schrieb diesen Aufsatz auf Anregung, da ich oft
hörte, dass Barmädchen, sprich Prostituierte, meinen, sie seien schlechte
Menschen aufgrund ihrer Tätigkeit, aber auch viele andere Menschen sind
dieser Meinung. Als humanistischer Autor schreibe ich dies in der Hoffnung,
dass ich dadurch das Selbstvertrauen dieses Personenkreises stärken kann
und eine Lanze für das mächtige Phänomen der Sexualität brechen kann.
Denn, wie das Feuer kann sie uns erwärmen oder verbrennen.