Peter Nordhues
Der 74-jährige Ernst Hintzmann lebt seit 26 Jahren in
Pattaya. Geboren wurde er in Hamburg. Im Jahre 1969 kam er zum ersten Mal
nach Pattaya. Er war so fasziniert von dem kleinen Fischerdorf, dass er
1973 beschloss sich hier niederzulassen.
Damals hatten ihn Bekannte aus Deutschland dazu
überredet. Diese hatten sich in Thaifrauen verliebt und geheiratet. „Keine
dieser Ehen hat bestanden und die Leute sind schon längst alle weg. Ich
selber war nie verheiratet – bin aber noch hier", lächelt er
verschmitzt.
Ernst oder „Ernie", wie ihn die Mitglieder eines
englischen Anglerklubs vor 15 Jahren nannten, widmete sich in Pattaya der
Hochsee- und Sportfischerei. Er war damals ein Pionier auf diesem Gebiet.
Das Boot dazu mietete er samt einem Kapitän, der ihm vertrauenswürdig
erschien. Sein Ruf als Organisator von Angelfahrten verbreitete sich sehr
schnell und er hatte immer wieder gute Einfälle, um seinen Kunden
Unterhaltung und Spaß auf hoher See zu bieten.
„Wir machten Angelwettbewerbe. Aber der Kunde musste
dabei immer gewinnen, um nicht enttäuscht zu werden", erinnert er
sich. Einmal ist ein mitfahrender Tourist aus dem Boot auf einen Hai
gefallen. Ernst kann sich noch an den Ausspruch des Touristen damals
erinnern: „Ich war noch nicht einmal nass geworden, so schnell war ich
wieder aus dem Wasser." Anglerlatein? Wir glauben ihm!
Was war sein größter Fang? „Einmal hatten wir einen
300 kg schweren Tigerhai an der Leine, es war ein harter Kampf, der über
vier Stunden dauerte." Ernst erzählt weiter, dass die Fische dann am
Abend in einem Restaurant zubereitet und von den Anglern verzehrt wurden.
„Mit der Zeit kamen auch andere Leute auf die Idee Hochseeangelfahrten
zu veranstalten, die Konkurrenz wurde immer größer", fuhr er fort.
Er ärgert sich über die Reportagen, die in
Deutschland über Pattaya veröffentlicht werden. Falsch findet er, dass
ständig nur über das Rotlichtmilieu berichtet wird. Er hält das für
unfair, da Pattaya so viele schöne Seiten hat. Doch damit kann man eben
keine Schlagzeilen machen.
Ernst sieht den Wandel Pattayas vom Fischerdorf zur
Großstadt gelassen. Zwar gibt es damit verbundene Probleme, aber es gibt
auch Vorteile. Zum Beispiel hat sich die Stromversorgung verbessert,
Stromausfälle dauern nicht mehr tagelang wie zu Zeiten seines
Eintreffens. Er bedauert allerdings, dass der alte Fischmarkt verschwunden
ist und die Geschäfte erst so spät aufmachen.
Ernst hat fast sein ganzes Leben auf dem Wasser
verbracht, doch heute fährt er nur selten zum Angeln hinaus. Trotz seiner
langen Jahre in Pattaya hat er sich immer noch nicht an die thailändische
Küche gewöhnt, er bevorzugt europäische Speisen.
Seit zehn Jahren ist er Rentner und sein Zuhause ist
nun oberhalb des Restaurants „Zum Simpl". Dort lebt er wie ein
normaler Rentner in Deutschland auch. „Da kann man auch nicht jeden Tag
ausgehen. Ich sehe mir viele Sportveranstaltungen im Internet und
Fernsehen an, lese viel und mache Spaziergänge", berichtet er über
seinen Tagesablauf.
„Einmal im Jahr fliege ich in meine alte Heimat nach
Hamburg. Aber nur, wenn es in Deutschland Sommer ist. Ich habe keine
Winterkleidung mehr. Im übrigen habe ich mir vorgenommen, in Pattaya zu
bleiben bis ich tot umfalle", bekräftigt er seinen Entschluss.