Geschichtliche Streiflichter

Der gescheiterte Staatsstreich im September 1985

Duncan Stearn

Am 9. September 1985 fand in Thailand der 17. Staatsstreich seit dem Wechsel von der absoluten Monarchie im Juni 1932 statt, um die Regierung des Premier- und Verteidigungsministers General Prem Tinsulanonda, der seit 1980 an der Macht war und der sich zu diesem Zeitpunkt auf Staatsbesuch in Jakarta aufhielt, zu stürzen. Die Anstifter dazu waren eine Gruppe junger Militäroffiziere, die sich selbst „Die jungen Unbändigen" nannte. Diese stand unter Führung von Armeeoberst Manoon Roopkachorn und seinem Bruder, Oberstleutnant Manas Roopkachorn.

Das Duo war bereits die treibende Kraft hinter dem dreitägigen 16. Staatsstreichversuch im April 1981 unter General San Chipatima gewesen. Damals gelang es den Führen zu fliehen. Nach einem königlichen Pardon einen Monat später, konnten sie jedoch wieder zurückkehren.

Im September 1985 wurden Manoon Roopkachorn und sein Bruder Manas von dem ehemaligen Premierminister Kriangsak Chomanan, dem ehemaligen Oberbefehlshaber General Sermna Nakhon, dem ehemaligen Armeechef General Yos Thepasdin, dem ehemaligen Luftwaffenchef Marschall Krasae Satharat sowie dem ehemaligen Mar-
shall der Luftwaffe Arum Promthep unterstützt. Loyale Regierungstruppen unter Führung von General Chavalit Yongchaiyuth schlugen die Rebellion in nur zehn Stunden nieder.

Bei diesem relativ unblutigen Staatsstreich wurden nur fünf Personen getötet. Allerdings befanden sich unter den Toten die zwei ausländischen Journalisten Neil Davis und William Latch. Der 51-jährige Australier Neil Davis, der Bürochef für die NBC und in Bangkok ansässig, war bekannt, einer der größten Kriegskameramänner aller Zeiten für seine Arbeit während des Zweiten Indochina-Kriegs (1964-1973) zu sein. Er hatte das Ende des südvietnamesischen Regimes gefilmt, als nordvietnamesische Panzer und Truppen in den Präsidentenpalast in Saigon eindrangen. Er hatte nicht nur die Dreharbeiten in Vietnam überlebt, sondern auch in Kambodscha. Sein Toningenieur William Latch, ein ehemaliger amerikanischer Missionar, hatte sowohl Davis als auch das Hauptbüro alarmiert, dass ein Putschversuch begonnen hatte, nachdem er Panzer auf den Straßen fahren sah. Davis, Latch und andere Journalisten, wollten ihrer Meinung nach einen weiteren unblutigen Staatsstreich filmen. Dabei gerieten sie in ein Kreuzfeuer, das ohne Warnung zwischen den rebellierenden Truppen und loyalen Soldaten ausbrach. Beide Männer wurden von einem Schrapnell getroffen. Davis starb am Ort des Geschehens, Latch erlag seiner Verletzung später. Bruce MacDonell, der damalige Leiter der NBC News in Asien, erklärte, der Tod von Davis und Latch war völlig sinnlos.

Der Notstand wurde ausgerufen und blieb bis zum 16. September bestehen. Am folgenden Tag wurden die in den Putschversuch im Ruhestand befindlichen militärischen Führer, der ehemalige Premierminister General Kriangsak Chomanan des Aufruhrs angeklagt. Etwa 40 weitere aktive Militäroffiziere wurden verhaftet.

Der 67-jährige General Prem trat im April 1988 zurück, und Chatichai Choonhaven, der die erste bürgerliche Regierung seit 1976 führte, nahm seine Stelle ein. Oberst Manoon Roopkachorn wurde in den Rang eines Generalmajors befördert und zum stellvertretenden Verteidigungsminister ernannt. Er unterstützte einen erfolgreichen Putsch im Februar 1991. Später im Jahre 2000 wurde er in den Senat gewählt.