Franz
Schmid
Wassermangel herrscht im Königreich! Das haben wir nun
schon seit Wochen, seit Monaten gehört – und auch häufig am eigenen
Leibe verspürt. Wassermangel herrscht auch in meinem Haus in der Nähe von
Naklua. Seit vielen Tagen, ja Wochen, gibt es fast keinen Zufluss vom
Stadtwasser mehr. Warum? Das wissen die Götter der Wasserwerke, denn Regen
ist geflossen und an manchen anderen Stellen, wie direkt in Naklua zum
Beispiel fließt das Leitungswasser jeden Tag. Hier bei mir leider nur sehr
selten und dann auch nur tröpfchenweise. Also müssen wir Wasser vom
Tankwagen kaufen.
Die cleveren Burschen haben nun den Preis von bisher 90
auf 100, dann auf 120, 130 und schließlich nun auf 150 Baht erhöht. Nicht
viel? Nun, wenn man bedenkt, dass man das jeden dritten Tag bezahlen muss,
will man sein Grün im Garten behalten und selbst nicht vor sich herstinken
und auch noch die Wäsche waschen, dann wird das schon ziemlich viel.
Außerdem ist dieses Wasser auch noch häufig verunreinigt, riecht und hat
eine komische bräunliche Farbe. Seitdem ich dieses Wasser ständig
verwenden muss, leide ich unter Jucken am Körper und kleinen Bläschen auf
der Haut.
Nun aber kommt der Clou: Es ist Songkran-Zeit. Thai
Neujahr, wo alle Schranken fallen – auch die Wasserschranken. Es fließt.
Allerdings nur auf den Straßen, durch Spritzpistolen und Wassergewehren,
aus Schläuchen, die unbedenklich auf jeden Vorbeikommenden gerichtet werden
und mit Gejohle ein guter „Schuss" verzeichnet wird.
Normalerweise wird Songkran an einem Tag gefeiert, mit
ein wenig Wasser wird die Wange, die Hände benetzt, um seinen Respekt
auszudrücken. Nicht, um wie wild die Leute klatschnass zu spritzen und sich
mit Betatschen auch noch sexuell daran zu ergötzen. Leider aber wird,
speziell in Pattaya, dieses Treiben immer ärger. Es beginnt bereits ein bis
zwei Tage vor dem offiziellen Songkran und endet erst zwei bis drei Tage
nach dem inoffiziellen Songkran in Pattaya, denn da wird dieses Fest erst
immer eine Woche später „begangen". Manchmal sind männliche
Touristen, leicht angetrunken und angefeuert von ihren „Ladies", die
schlimmsten. Mit dümmlichem Ausdruck im Gesicht, angeklatschten Haaren an
der Halbglatze, stehen sie in Shorts und nacktem Oberkörper herum und
suchen krampfhaft nach Opfern.
Diese Leute nehmen das Wasserspritzen sehr ernst. Fast
kein Lächeln entkommt ihnen, wenn sie wie weiland Arnold Schwarzenegger mit
dem Wassermaschinengewehr im Anschlag da stehen und sich fühlen, als
würden sie gerade den dritten Weltkrieg gewinnen.
Das Schlimmste an all diesem aber ist diese sinnlose
Verschwendung des wertvollsten Gutes, das wir auf Erden haben: das Wasser.
Der menschliche Körper besteht zum Großteil daraus und wir brauchen Wasser
zum Überleben. Ohne Wasser gibt es kein Leben, ja, es kann niemals
entstehen! Dies wird weder von den Menschen, den Nachahmern, noch von den
Behörden hier bedacht, die, ebenfalls dümmlich lächelnd zusehen, wie
dieses köstliche, wertvolle Nass sinnlos auf den Straßen verspritzt wird.
Nun, nach den Songkran Feiertagen werden wir wieder die
Klagen über Wassermangel vernehmen und dann wird wieder der Bitten unseres
Königs gedacht, dieses wertvolle Naturprodukt, gerade wie in Trockenzeiten
wie diesen, nicht sinnlos zu verschwenden.