. Mit einem
ohrenbetäubenden Knall-Feuerwerk haben die Bewohner von Ban Bangsak die
bösen Geister aus ihrem Dorf vertrieben und 30 neue Häuser bezogen. Für
diese Moken, die auch Seezigeuner genannt werden, ist die Zeit im
Übergangslager vorbei.
Nur drei Monate brauchte der zweifache Bronzeme-
daillengewinner von Sydney im Säbelfechten, Willi Kothny, um für dreißig
Fischerfamilien das am 26. Dezember vom Tsunami weggespülte Dorf wieder
aufzubauen – schöner und komfortabler als je zuvor. Wo früher aus einem
zwei Meter tiefen Brunnen trübes Wasser geschöpft werden musste, genügt
es heute, einen Wasserhahn aufzudrehen und schon sprudelt klares kühles
Trinkwasser aus 30 Metern Tiefe.
Der
Initiator des tollen Projekts: Willi Kothny am Computer bei seinen
Berechnungen.
Es war ein Kraftakt, den Willi den Moken und den vielen
freiwilligen Helfern aus Europa in den letzten Tagen abverlangte: Als der
Schweizer Enrico Brunetti seine Kreissäge in der Nacht zum 9. April
abstellte, fing der Hahn an zu krähen, aber alle 50 Fensterflügel waren
rechtzeitig zur Übergabe fertig: die zugeschnittenen Scheiben mussten bloß
noch eingesetzt werden. Wer abends noch fluchte, als er auf dem Weg zu den
neuen Häusern über Müll und Bauschutt stolperte, traute am nächsten
Morgen seinen Augen nicht. Alles war eben planiert: Eine Raupe hatte über
Nacht ganze Arbeit geleistet.
Ein
stolzer Moment! Alle freuen sich nach der Übergabe der Häuser.
Bei der Einweihungsfeier bedankte sich die
stellvertretende Regierungspräsidentin Driwarin Lokakoon für den
selbstlosen Einsatz von Wiradech „Willi" Kothny. Sie war es auch, die
am Vorabend die Bagger zum Großreinemachen geschickt hatte, ohne dafür die
Hand aufzuhalten.
Auch Stephanie Kage von der Deutschen Botschaft bedankte
sich, weil es ein deutsches Projekt ist, das so schnelle Hilfe brachte. Sie
betonte aber auch, dass es nicht die Regierung war, die geholfen hat,
sondern es die Bürger der Bundesrepublik alleine waren, die den schnellen
Wiederaufbau ermöglicht hatten.
Als dann noch eine Harley Davidson Motorradgang aus
Heidelberg wie aus dem Nichts auftauchte und 1.000 US-Dollar für die neue
Schule überreichte, sah die ganze Zeremonie wie choreografiert aus, aber es
war dieselbe Spontaneität, mit der alles am 27. Dezember begonnen hatte.
Die Leute fühlten, dass in diesem Projekt von Willi einfach viel Herz
steckt, auch wenn viele die Baustelle als das am besten organisierte Chaos
ansahen.
Chaos hin oder her: In der Nacht zum 10. April konnten
die Bewohner Ban Bangsaks wieder in ihren Häusern schlafen und die
Schweine, Hühner und Gänse wieder ums Haus laufen, wie sie es vor dem 26
Dezember taten. Zwar gibt es noch zu viel tun, doch das wichtigste haben sie
wieder, die Seezigeuner, die vor ein paar Hunderten von Jahren aus Indien
über die Adamansee hier anlandeten: ein festes Dach über dem Kopf und die
Gewissheit, dass sie den aufkommenden Monsun nicht mehr zu fürchten
brauchen.
Eine Show im Säbelfechten schloss die Feierlichkeiten ab, danach gab es
Kindertanz, Popmusik und ein 4-Sterne Menü vom Chefkoch des Sheraton Hotel
in Phuket. Und dass mitten in die Zeremonie schon der Postboote
hineinplatzte, zeigt, dass ab sofort wieder Alltag herrscht in Ban Bansak,
mal abgesehen von der Schule, die noch gebaut werden muss und dem Resort und
dem Tsunami-Wachtturm.