Geschichtliche Streiflichter

Die Geburtsstunde des thailändischen Nationalstaats

Duncan Stearn

Das Reich der Khmer erstreckte sich über den größten Teil des Gebietes, das heute als Südostasien bezeichnet wird. In der modernen Geschichte weitete es sich um das Jahr 600 von seinem Ursprungsort in Kambodscha aus und erreichte ab 850 seinen Zenit, um letztendlich um 1300 seinen Niedergang zu erleben.

Die Hauptstadt des Reiches Angkor sah sich für 500 Jahre keiner ernsthaften Bedrohung von außerhalb gegenüber und der Einfluss der Khmer kann noch heute vielfach im modernen Thailand bemerkt werden.

Zum Beispiel liegen die Ruinen ehemaliger größerer religiöser Gebäude, die unter der Schirmherrschaft der Khmer errichtet wurden, in der Zentralebene Thailands von Sukhothai und Lopburi bis nach Khorat. Die restaurierten Tempel von Phimai und Kao Phanom Rung sind Hauptbeispiele dafür und stumme Zeugen eines verflossenen großen Zeitalters.

Ihre Bedeutung für die Zentralregierung in Angkor darf nicht unterschätzt werden. Zum Beispiel war Phimai mit einer 225 Kilometer langen Straße zur Hauptstadt der Khmer verbunden. An dieser gab es Raststätten, die nur einen Tagesmarsch auseinander lagen.

Die großen Monarchen des Khmer-Reiches waren Jayavarman II. und Indravarman I. Suryavarman I., der etwa 1002 bis 1050 regierte, war für die Gründung von Lopburi (bekannt als Louvo) als wichtige Provinzhauptstadt verantwortlich.

Unter König Suryavarman II. (1113-1150) erreichte das Khmerreich seine größte Ausdehnung. Er unternahm einen Feldzug gegen die Mon, die damals die Bevölkerungsmehrheit der Region des unteren Chao Phraya Flusstales stellten.

Viele Historiker glauben, dass sich das Khmerreich auf seinem Höhepunkt um 850 vom heutigen Südvietnam und Mekong Delta durch den größten Teil des modernen Kambodschas und südöstlichen Laos sowie über das gesamte östliche und zentrale Thailand bis hin zu den Grenzen Burmas ausdehnte. Auch wird behauptet, dass das Khmerreich auch über Teile Südburmas Einfluss hatte.

Schwerlich ein Konglomerat, wenn man die Gebietsausdehnung betrachtet. Dies rührt vom Mangel einer grundlegenden Infrastruktur sowie außenpolitischem Druck Chinas und der indonesischen Inselstaaten Java und Sumatra her.

Suryavarman II. war für den großartigen Bau der Tempel in Angkor Wat als auch für den Tempel von Kao Phanom Rung verantwortlich. In den Basreliefen Angkor Wats gibt es bildliche Darstellungen von Soldaten und unter diesen befinden sich thailändische Söldner, die als „Syam Kuk" bezeichnet wurden. Diese Bezeichnung ist der Ursprung des Wortes „Siam".

Die Ankunft mit den zu Chinesen verwandten mongolischen Stämmen, die aus der damaligen Nanchao Region Südchinas kamen, ließ die Totenglocke für dieses große Reich läuten. Die Nachkommen der Menschen von Nanchao sind die heutigen Shan, Laoten und Thais.

Die Mon wurden von der Wanderung der Thais unterworfen, nachdem Nanchao von Kublai Khan eingenommen wurde. Die Thais gründeten kleine Außenstellen der Zivilisation, indem sie in das Gebiet des Flusses Irrawaddy eindrangen und den Mekong überquerten. Anfang 1300 wuchsen diese Außenposten zu größeren politischen Einheiten zusammen.

Um 1350 wurde die Stadt und das Königreich Ayutthaya gegründet. Es ist der Ursprung des modernen Thailands. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Ende des Jahrhunderts versuchte Ayutthaya seine aufkeimende Macht zu festen, indem es sich an Kriegen gegen das schwächer werdende Khmerreich und seinen großen rivalisierenden Stadtstaat Chiang Mai beteiligte.