Geschichtliche Streiflichter

Die Eisenbahn des Todes

Duncan Stearn

Teil 1: Der Hintergrund des Falls
von Singapur

Die Geschichte der japanischen Invasion und Eroberung großer Teile der südostasiatischen Region und der pazifischen Inseln war nicht nur ein erstaunlicher militärischer Triumph, sondern auch eine groß angelegte logistische Übung in der Verlagerung von Sklavenarbeit und Kriegsgefangenen über große Teile des „Großraums der ostasiatischen Sphäre des gemeinsamen Wohlstands", wie die besetzten Gebiete beschönigend genannt wurden, wo auch immer Japan Arbeiter brauchte.

Der Bau einer Eisenbahn von Malaysia nach Burma durch die Provinz Kanchanaburi war der Schauplatz der Verwicklung Thailands in das Kriegsgeschehen.

Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges untersuchte eine britische Firma die Durchführbarkeit eines Eisenbahnbaus von Bangkok in das burmesische Kernland. Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass der Bau wegen weitverbreiteter Krankheiten in diesem Gebiet Menschenleben kosten würde. Außerdem würde es beim Bau durch unwirtliches Land Schwierigkeiten geben und das Projekt wäre nicht machbar.

Für Japan jedoch bestand im Jahre 1942 die Notwendigkeit eines Eisenbahnbaus, um für den Feldzug seiner Truppen in Burma zu sorgen sowie eine Verbindung nach Indien und das südliche China zu schaffen, daher ignorierte man die offensichtlichen Schwierigkeiten.

Während die britischen Landvermesser darauf achteten, ihre Eisenbahnlinie um Hügel herumzuführen, entschieden sich die Japaner, einfach geradeaus zu bauen. Die Eisenbahnlinie sollte eine Länge von 400 Kilometern durch den größtenteils undurchdringlichen Dschungel zwischen Burma und Thailand haben. In einer Quelle heißt es: „Es gab 4 Millionen Kubikmeter Erdreich, 3 Millionen Kubikmeter Felsen und es sollten (schließlich) 14 Kilometer an Brücken gebaut werden".

Allgemein geht man davon aus, dass etwa 300.000 Arbeiter einschließlich 61.000 Kriegsgefangener zur Arbeit an der Eisenbahnstrecke gezwungen wurden. Von den 270.000 einheimischen Arbeitern aus Burma, Thailand, Indien und Malaysia starben etwa 90.000 (33 Prozent).

Nur wenige Gräber wurden für diese vergessenen Arbeitssklaven ausgehoben, und es ist sicher, dass noch mehr an Hunger und Krankheiten starben, bevor sie ihr ehemaliges Heimatland erreichten. Für Thailand war dies bitter, da die Nation offiziell ein Verbündeter des imperialistischen Japans war; trotzdem starben unzählige Thais durch die Hände des japanischen Militärs.

Die Kriegsgefangenen waren Briten, Australier, Holländer und auch einige Amerikaner. Beim Fall von Singapur im Februar 1942 gerieten 130.000 alliierte Soldaten in die Hände der Japaner. Dies war das ideale Arbeitskräftepotenzial, um eine schwierige Eisenbahnlinie zu bauen.