Franz
Schmid
Der 30. Mai war der Welt-Nichtrauchertag. Überall auf
der Welt fanden Veranstaltungen statt, die über die hohe
Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens aufklärten. So auch in Thailand.
Seit Ende März müssen auf Anordnung des thailändischen
Gesundheitsministeriums auf allen Zigarettenpackungen grafisch dargestellte
Warnungen gedruckt werden, die auf die Gesundheitsrisiken des Rauchens
hinweisen. Seitdem sind auf den Packungen sehr erschreckende Bilder zu
sehen, die Einsteiger davon abhalten sollen, mit dem Rauchen anzufangen.
Nach Kanada, Brasilien und Singapur ist Thailand das
vierte Land, das solche Maßnahmen ergreift. Ob das angestrebte Ziel, die
Anzahl der Raucher zu senken, erreicht wird, bleibt abzuwarten. In Thailand
gab es im Jahre 2004 nach den offiziellen Angaben landesweit 9,6 Millionen
Raucher, davon gehörten 5,5 Millionen zur Altersgruppe der 15- bis
24-Jährigen.
In Deutschland sieht die Situation nicht viel besser aus.
Einer im Juni letzten Jahres veröffentlichten Studie der
Weltgesundheitsorganisation zufolge rauchen 25 Prozent der 15-jährigen
Jungen und 27 Prozent der Mädchen im gleichen Alter. Dabei spielt die
gesellschaftliche Umwelt eine große Rolle. Wenn ein oder beide Elternteile
rauchen, werden die Kinder statistisch gesehen häufiger krank und haben ein
erheblich höheres Krebsrisiko als Kinder, die in einem Nichtraucherhaushalt
aufwachsen. Das durchschnittliche Einstiegsalter für das Zigarettenrauchen
in Deutschland liegt laut neuesten Studien bei 11,6 Jahren.
Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus
wurde das Tabakrauchen in Europa eingeführt. In einigen altamerikanischen
Kulturen war es schon lange üblich.
Bis die Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens in der
Mitte des 20. Jahrhunderts erkannt wurde, war das Rauchen durchaus mit
positiven Begriffen besetzt. Es war das Zeichen des gesellschaftlichen
Rangs, der Überlegenheit und Gelassenheit. In bürgerlich gehobenen Kreisen
und im Adel war es Brauch, das sich nach einem Essen die anwesenden Männer
in den Rauchersalon zurückzogen, um dort über das Weltgeschehen zu
reflektieren.
Aus dieser allgemeinen Akzeptanz erwuchs der Zwang, „dazu
zu gehören". Das hat sich jedoch gewandelt. Mit zunehmenden
medizinischen Erkenntnissen über das Gesundheitsrisiko beim Rauchen
wandelte sich die allgemeine Meinung, und heute wird der Begriff „Rauchen"
negativ besetzt. Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, vermeiden es
heute, sich als Raucher zu bekennen. In Filmen sind es meist die Schurken
und Halunken, die rauchen. Noch bis zum Ende der sechziger Jahre war das
anders.
Ende Februar diesen Jahres trat auch in Deutschland die
Internationale Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle in Kraft. Deutschland hat
sich damit verpflichtet, die einzelnen Bestimmungen in geltendes deutsches
Recht umzusetzen. In Deutschland sterben im Jahr etwa 140.000 Menschen an
Folgen des Rauchens. Der Gesetzgeber steht jetzt vor der Aufgabe, wirksame
Regelungen zu schaffen.
Doch die Strenge des Gesetzes allein genügt nicht, um
vom Rauchen abzuhalten. Angesichts der vielen Möglichkeiten und
Versuchungen braucht es einen starken und aufgeklärten Willen, nicht mit
dem Rauchen anzufangen und Nichtraucher zu bleiben. Raucher zu werden, ist
einfach. Das fängt in der Jugend mit ein paar Zigaretten „paffen"
an. Es ist jedoch für einen Raucher viel schwerer davon abzulassen. Die mit
den Jahren aufgebaute Nikotinsucht ist das Haupthindernis. Die
Tabakabhängigkeit wird heute als ernsthafte Erkrankung angesehen. Ohne
fachliche Hilfe können sich die meisten Raucher nicht daraus befreien.
Leider ist in letzter Zeit eine steigende Aggressivität
und Intoleranz gegenüber Rauchern zu beobachten. Das reicht von der
Einrichtung rauchfreier Zonen in Restaurants bis zum Totalverbot des
Rauchens in der Öffentlichkeit. Gerade in Thailand schießt man mitunter
dabei über das Ziel hinaus, wenn man vergleichsweise die Verkehrssituation
betrachtet. Wie wäre es denn einmal mit einem nationalen abgasfreien Tag?