Anja Westphal

Peter Nordhues

Die 24-jährige Anja Westphal hat trotz ihrer jungen Jahre schon viel von der Welt gesehen. Zur Welt kam sie in Jakarta (Indonesien) als drittes von vier Kindern. Sie hat zwei Brüder und eine Schwester, die heute in Singapur lebt. Ihr Vater Hans ist Deutscher, ihre Mutter Thailänderin. Sie hat übrigens am selben Tag wie ihr Vater Geburtstag.

Die ersten drei Jahre ihrer Kindheit verbrachte sie in Jakarta, bis die Familie nach Thailand übersiedelte. Doch schon nach einem Jahr ging es wieder zurück nach Indonesien. Anjas Vater ist bei einem internationalen Konzern tätig, so dass der Aufenthalt in Jakarta wiederum nur ein Jahr dauerte.

Danach ging es wieder zurück nach Thailand, diesmal von 1986 bis 1999. Die Familie lebte damals in Bangkok. Anja blickt auf ihren Schulbesuch zurück: „Ich besuchte die Deutschsprachige Schule in Bangkok. Zu dieser Zeit war Thomas Huber der Direktor der Schule. Nach der fünften Klasse wechselte ich allerdings zur New International School, da ich Englisch lernen wollte. Dieses Fach wurde damals in der Deutschsprachigen Schule noch nicht angeboten."

Zur Schulzeit schon begann sie, sich für Sport zu interessieren. Vor allem Volleyball hatte es ihr angetan. Sechs Jahre lang gehörte sie der Schulmannschaft an und bestritt mehrere Turniere in Südostasien. Die Mannschaft spielte in Indonesien, Malaysia, Singapur und auf den Philippinen. Heute ist Anja ein Gokart-Fan und ist oft auf der Gokartbahn zu finden.

Im Jahre 1999 machte sie Abitur, dem sich ein dreijähriges Studium in Kommunikationsdesign in Lübeck anschloss. Dies beinhaltet unter anderem Werbung, Typographie und technisches Zeichnen. „Ich habe mich schon als kleines Kind für Malen und Zeichnen interessiert. Ich glaube, ich habe dieses Talent von meiner Großmutter geerbt," sagt sie. Malen blieb bis heute ihre große Leidenschaft und sie hat ihren eigenen Stil verfeinert, den sie schon 1993 entdeckt hatte. Anja malt gerne in Acrylfarben und im Bereich Mixed Media. Gerne würde sie als Künstlerin arbeiten. „Die meisten meiner Bilder hängen im Haus meiner Eltern, eine eigene Ausstellung wäre aber mein Traum", sagt Anja.

Wie kam es dazu, gerade in Lübeck zu studieren? „Mein Wunsch war es eigentlich, in München zu studieren. Aber dort gab es zu dieser Zeit keine Studienplätze. Meine Großmutter wohnt in Bad Oldesloe und sie hat für mich den Studienplatz gefunden."

Auf ihren Aufenthalt in Deutschland blickt sie mit gemischten Gefühlen zurück. „Ich wurde nicht gleich akzeptiert und es dauerte eine ganze Weile, bis ich warm wurde. Da ich halb Thai und halb Deutsche bin, war es nicht einfach, die eigene Identität zu finden. In Deutschland wurde ich als Asiatin angesehen, in Thailand als Europäerin. Ich bin aber beides. Was mir in Deutschland überhaupt nicht gefallen hat, war die Berichterstattung über Thailand. Nur Negatives kommt in die Schlagzeilen. Die vielen schönen Seiten des Landes finden kaum Erwähnung. Nach Deutschland würde ich nicht gerne wieder zurückkehren", meint sie nachdenklich.

Nun lebt sie mit ihrem Lebensgefährten in Pattaya und hat inzwischen zwei Kinder, die einjährige Nita Keona und die dreijährige Chamain Gia. „Die beiden Kinder haben wohl meine Liebe zum Malen entdeckt, denn ihre Künste kann man in unserem Haus an allen Wänden bewundern", lacht sie fröhlich.

Welche Zukunftspläne hat die junge Dame? „Vor allem liegen mir meine Kinder am Herzen. Sie sollen später einmal in Bangkok zur Schule gehen. Ich selber wünsche mir, einmal künstlerisch tätig zu sein und bin auf der Suche, etwas zu finden, was meinen Neigungen entspricht."