Hilflose Mieter

Franz Schmid

Der Fall der Straßensperrung für den Durchgangsverkehr in der Soi Regent Marina hat breite Wellen in den Medien geschlagen. Fast alle regionalen Zeitungen und Fernsehsender berichteten davon. Folgendes war geschehen: Das Management des Regent Marina Hotels, dem die ganze Straße gehört, schrieb an die dort ansässigen Geschäfte einen Brief, in dem zu lesen stand: „Das Regent Marina Hotel wird für Renovierungsarbeiten geschlossen. Die Zeitspanne bis zur Fertigstellung wird wenigstens zwei Jahre betragen, dadurch könnte Ihr Geschäft negativ beeinflusst werden. Die Firma (Regent Marina) wäre gern bereit, den Pachtvertrag mit Ihnen vorzeitig aufzulösen. Die hinterlegte Kaution würde in diesem Fall zurückgezahlt werden."

Erboste Geschäftsinhaber fanden sich vor dem Hotel zu einer Protestversammlung ein, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihrer Meinung nach von dem Vermieter geschädigt werden, da nun der Durchgangsverkehr ausfällt und damit auch jede Menge Kundschaft, die bisher die Möglichkeit hatte, vor den Geschäften zu parken.

Das Hotel hatte angeblich auch neue Pachtnehmer nicht darüber informiert, dass die Gegend als Geschäftsstandort aufgegeben wird. Einige Geschäftsbetreiber haben erhebliche Summen investiert, die sie wohl nun abschreiben müssen. Einige Mieter gaben gegenüber der Presse an, dass sie mehrere Millionen Baht in ihre Geschäfte für Renovierungsarbeiten und Einrichtungen gesteckt hätten und nun vor dem Aus stünden. Bittschriften an die Stadtverwaltung konnten nicht helfen, da die Straße für einen Zeitrum von zehn Jahren als Privateigentum ausgeschildert war und daher nicht als öffentlicher Grund klassifiziert wird. Der Vermieter macht daher nur von seinem gesetzmäßigen Recht Gebrauch. Es erscheint unwahrscheinlich, dass die Betroffenen bei Prozessen vor Gericht gewinnen, auch da die Dauer ziviler Prozesse, meist über Jahre hinweg, allgemein bekannt ist. Bis dahin sind wohl die meisten Mieter aus der Gegend abgewandert.

Das Hotel hat mit seinen Schreiben dem Gesetz Genüge getan, aber ein schaler Nachgeschmack bleibt. Die Frage stellt sich: Welche Rechte hat ein Mieter überhaupt und inwieweit ist ein Vermieter verpflichtet, Informationen weiter zu geben? Besteht überhaupt eine Informationspflicht in dem Sinne, dass rechtzeitig Bescheid gegeben wird? Zudem steht die Soi nun auch nicht mehr als Verbindungsstraße von der 2. Road zur Beach Road zur Verfügung. Anscheinend ist der Schutz des Privateigentums stark abgesichert und vertrauensselige Mieter müssen einfach alles schlucken. Die Geschäftleute dort haben ihre Geschäftsgrundlage verloren und außer Protestschreiben oder Eigenkündigung des Vertrages bleibt ihnen nicht viel übrig. Beides ändert an ihrer Situation nichts.

Die buddhistische Lehre beruht auf der Ablehnung von Gewalttätigkeit und der Betonung von Verhältnismäßigkeit. Man hätte ebenso gut die Renovierungsarbeiten auf verschiedene Zeiträume verteilen können. Dann hätten die Geschäftsinhaber Gelegenheit gehabt, zumindest unter noch einigermaßen erträglichen Bedingungen weiter arbeiten zu können.

Leider gehört eine Konfrontation wie diese beinahe schon zum Alltag in Thailand.

Viele der betroffenen Mieter sind Ausländer und viele davon haben ein unscharfes Bild von den Gesetzen und der Rechtsprechung in Thailand. Bei Pacht- und Mietverträgen ist es daher immer angebracht, sich mit einem Anwalt zu besprechen. Es gibt in Pattaya einige ausländische Juristen. Zwar dürfen diese ihren Beruf nicht ausüben, aber mit entsprechender behördlicher Bewilligung können sie als Berater thailändischer Juristen tätig werden. Der Fall Soi Regent Marina sollte eine Lehre für alle sein!