Teil 1
Zugreisen in Thailand sind heutzutage relativ bequem, solange
man nicht die Dritte Klasse für länger als eine halbe Tagesreise benutzt.
Allerdings war eine Nachtfahrt am Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 80er
Jahre des 20. Jahrhunderts und auch noch später ein in der Tat größeres
Unterfangen und konnte mitunter sehr ungemütlich werden, auch für die
Passagiere der Ersten Klasse.
Die folgenden Auszüge stammen aus dem Brief einer Frau eines
britischen Botschaftsangehörigen an ihre Familie in England. Sie erzählt von
einer Zugreise mit ihrem Ehemann von Bangkok in die südliche thailändische
Stadt Songkhla.
„Als wir um zwei Uhr nachmittags zum Bahnhof kamen, war es
sehr heiß. Unser Wagen war sofort von ungepflegt aussehenden Männern und
Jungen umlagert, die unser Gepäck tragen wollten, aber wir winkten sie
fort."
„...das Gepäck musste gewogen werden... und dann erst
bestiegen wir den letzten Kurswagen, der zur malaiischen Eisenbahngesellschaft
gehörte und durch Penang fuhr. Er sah ziemlich komfortabel aus. Aber wir waren
im falschen Abteil und wir gingen in einen anderen Wagen, der nicht annähernd
so bequem war. Wir hatten ein Schlafabteil der Ersten Klasse, das aus einer
ziemlich schmalen, mit Plastik bezogenen Sitzbank bestand, die in Richtung des
hölzernen Raumteilers stand. Ein quietschender, rotierender Ventilator
versuchte uns von oben abzukühlen. Es gab in einer Ecke ein Waschbecken und
einen kleinen Tisch, der am Fenster hochgeklappt werden konnte. Das Fenster war
aus Glas und konnte hochgeschoben werden, es gab auch einen Rollladen, der mit
einem feinen Moskitonetz bezogen war."
Beim Verlassen der Eisenbahnstation Hua Lampong hatte der Zug
eine halbe Stunde Verspätung, und obwohl sie und ihr Ehemann durch die Hitze
wie betäubt waren, „brachten wir noch genug Energie auf und schwankten zum
Speisewagen. Dort bestellten wir Tee, ein vereister Trank in Gläsern, so
verwässert, dass er beinahe ohne Geschmack war, und für uns beide bezahlten
wir einen Tikal (veraltete Bezeichnung für Baht).
„Wir fuhren an unzähligen Kuhherden vorbei, sowie an
Scharen von Gänsen und Schafen, die von Jungen, Männern oder Frauen gehütet
wurden. Die Männer in liederlichen marineblauen Hemden und Hosen, die Frauen in
Blusen und Sarongs, und alle trugen spitze oder flache Hüte oder Kalabreser aus
Stroh. Näher an Songkhla schienen die Kühe den Büffeln Platz zu machen."
Sie machte Beobachtungen über das flache Land: „Dörfer sind hölzerne
Hütten auf Stelzen, meistens mit Dächern aus Kokosnusspalmen. Die örtlichen
Einwohner schlossen sich an, und dann war es Zeit fürs Abendessen."