Geschichtliche Streiflichter

1957: Im Zug nach Songkhla

Duncan Stearn

Teil 1

Zugreisen in Thailand sind heutzutage relativ bequem, solange man nicht die Dritte Klasse für länger als eine halbe Tagesreise benutzt. Allerdings war eine Nachtfahrt am Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts und auch noch später ein in der Tat größeres Unterfangen und konnte mitunter sehr ungemütlich werden, auch für die Passagiere der Ersten Klasse.

Die folgenden Auszüge stammen aus dem Brief einer Frau eines britischen Botschaftsangehörigen an ihre Familie in England. Sie erzählt von einer Zugreise mit ihrem Ehemann von Bangkok in die südliche thailändische Stadt Songkhla.

„Als wir um zwei Uhr nachmittags zum Bahnhof kamen, war es sehr heiß. Unser Wagen war sofort von ungepflegt aussehenden Männern und Jungen umlagert, die unser Gepäck tragen wollten, aber wir winkten sie fort."

„...das Gepäck musste gewogen werden... und dann erst bestiegen wir den letzten Kurswagen, der zur malaiischen Eisenbahngesellschaft gehörte und durch Penang fuhr. Er sah ziemlich komfortabel aus. Aber wir waren im falschen Abteil und wir gingen in einen anderen Wagen, der nicht annähernd so bequem war. Wir hatten ein Schlafabteil der Ersten Klasse, das aus einer ziemlich schmalen, mit Plastik bezogenen Sitzbank bestand, die in Richtung des hölzernen Raumteilers stand. Ein quietschender, rotierender Ventilator versuchte uns von oben abzukühlen. Es gab in einer Ecke ein Waschbecken und einen kleinen Tisch, der am Fenster hochgeklappt werden konnte. Das Fenster war aus Glas und konnte hochgeschoben werden, es gab auch einen Rollladen, der mit einem feinen Moskitonetz bezogen war."

Beim Verlassen der Eisenbahnstation Hua Lampong hatte der Zug eine halbe Stunde Verspätung, und obwohl sie und ihr Ehemann durch die Hitze wie betäubt waren, „brachten wir noch genug Energie auf und schwankten zum Speisewagen. Dort bestellten wir Tee, ein vereister Trank in Gläsern, so verwässert, dass er beinahe ohne Geschmack war, und für uns beide bezahlten wir einen Tikal (veraltete Bezeichnung für Baht).

„Wir fuhren an unzähligen Kuhherden vorbei, sowie an Scharen von Gänsen und Schafen, die von Jungen, Männern oder Frauen gehütet wurden. Die Männer in liederlichen marineblauen Hemden und Hosen, die Frauen in Blusen und Sarongs, und alle trugen spitze oder flache Hüte oder Kalabreser aus Stroh. Näher an Songkhla schienen die Kühe den Büffeln Platz zu machen." Sie machte Beobachtungen über das flache Land: „Dörfer sind hölzerne Hütten auf Stelzen, meistens mit Dächern aus Kokosnusspalmen. Die örtlichen Einwohner schlossen sich an, und dann war es Zeit fürs Abendessen."