Ein großes Experiment

Franz Schmid

Der Wettlauf in der Raumfahrt hat einen weiteren Höhepunkt erlebt. Die Weltraumfähre „Discovery" startete erfolgreich in Cape Canaveral. In einer Erklärung der NASA hieß es, der Flug sei ein wichtiger Schritt zu dem Ziel, bei der Erforschung des Weltraums international an der Spitze zu bleiben.

Allgemein wurde der erfolgreich Start mit Genugtuung aufgenommen, selbst Russland ist froh, dass es geklappt hat. Seit die NASA vor zweieinhalb Jahren ihre Flüge zur internationalen Raumstation ISS einstellte, waren russische Raumfähren die einzige Möglichkeit, Nachschub und Besatzung dorthin zu bringen.

Erinnern wird uns: Vor zweieinhalb Jahre brach die Weltraumfähre „Columbia" auf der Rückkehr zum US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral von ihrer 28. Mission, einem sechzehntägigen Forschungsaufenthalt, auseinander. Damals kamen sieben Astronauten ums Leben.

Doch so ganz reibungslos ging es auch diesmal nicht vonstatten. Ein etwa 61 mal 74 Zentimeter großes Stück der Schaumisolierung des Tanks hatte sich gelöst. Auch mehrere kleine Teile splitterten ab und in der Nähe der Klappe des Bugfahrwerks brach ein rund vier Zentimeter großes Stück einer Hitzeschutzkachel weg. Eigentlich sollte das Problem mit der Tankisolierung durch das eine Milliarde Dollar teure Überprüfungsprogramm gelöst werden, um ein weiteres Unglück wie bei der „Columbia" zu verhindern. Aber technische Fehler sind niemals auszuschließen und menschliches Versagen schon gar nicht.

Astronauten sind sich der Tragweite dieser Weltraumunternehmen bewusst. Die ersten acht Minuten des Starts sind am kritischsten. Gewaltige Kräfte werden beim Start frei gesetzt: 1.202.020 Kilogramm Schub hat ein Space Shuttle. Doch auch während des Fluges kann mancherlei passieren. Nach außen hin geben sich die Helden des Weltraums gelassen, aber innerlich sieht es bestimmt ganz anders aus. Ganz sicher hatten sie beim Start Ängste zu überstehen, wenn sie an ihre verunglückten Kollegen der „Columbia" dachten.

Raumtransporter sind für die Erkundung unseres Planeten und des Sonnensystems von elementarer Bedeutung. Bemannte Raumstationen sind auf Nachschub angewiesen und in Notfällen könnten Astronauten wieder zurück zur Erde gebracht werden.

Längst ist die bemannte Raumfahrt nicht mehr auf Amerika und Russland beschränkt. Bereits vor zwei Jahren fand der erste bemannte chinesische Raumflug statt und zwei weitere sollen in diesem Jahr folgen. Die erste chinesische Frau soll bis 2010 in den Weltraum fliegen.

Die bemannte Mission der „Discovery" ist ein technischer Großerfolg. Aus den Fehlern des Landeanflugs der „Columbia" hat man gelernt und die Raumfähre hat erfolgreich an die Raumstation angedockt. Von da aus werden wir weitersehen. Und der damalige Tod der sieben Astronauten war nicht vergebens. Sie werden als Helden der Raumfahrtgeschichte eingehen, die ihr Leben für große Pioniertaten zur Erforschung des Alls gaben.

Allerdings ist die NASA sehr vorsichtig geworden und hat weitere Flüge von Raumfähren eingestellt, bis man die Ursachen dieser Absplitterungen erkannt hat und mit neuen Erkenntnissen diese Flüge absolut sicher gestalten kann.