Franz
Schmid
Die asiatischen Länder erfreuen sich zur Zeit hoher
Zuwachsraten in der industriellen Produktion. Diesen begleitet ein Anstieg
des privaten Konsums. Beide Faktoren sind verantwortlich für die zunehmende
Belastung der Umwelt und des Klimas durch Emissionen. Ebenso entstehen immer
mehr Megastädte in der Region.
Thailand gehört zu diesem Wirtschaftsgebiet mit
anhaltendem und steigendem Wachstum. In Pattaya ist dies deutlich zu
spüren. Immer mehr Wohnanlagen und Hotels entstehen. Überall in der Stadt
und an den Stadtgrenzen ist dies zu beobachten. Um das Wachstum
umweltverträglich zu gestalten, steht die Stadt vor der Herausforderung,
die entstehenden Umweltbelastungen unter Kontrolle zu halten und, wo
möglich, zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen.
Dem Umweltschutz ist durch ungelöste
Abfallbeseitigungs-, Entwässerungsprobleme und Gewässerverschmutzung ein
neuer Stellenwert zugewiesen worden. Die breite Öffentlichkeit scheint aber
für diese Fragen noch nicht genug sensibilisiert zu sein. Erst die
Wasserversorgungskrise diesen Jahres in Pattaya scheint ein neues
Bewusstsein geweckt zu haben. In den letzten fünf Jahren legte die
thailändische Regierung bei der Lösung dieser vielschichtigen Probleme
verstärkt auf eine Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft. Durch
steuerliche und andere Vergünstigungen unterstützt sie deren
Investitionen. Die Schwerpunkte liegen hier auf der Abwasserentsorgung, der
Trinkwasserversorgung sowie auf der Beseitigung von Abfall, besonders von
Giftmüll und gefährlichem Hausmüll.
Jedoch zeigen sich auf allen Feldern des Umweltschutzes
erhebliche Mängel. Hier besteht wegen der Versäumnisse der Vergangenheit
ein großer Nachholbedarf. Im Großraum Bangkok wird die täglich anfallende
Menge von Müll auf 10.000 Tonnen geschätzt, im ganzen Land sind es 40.000
Tonnen. Das bedeutet, dass allein in Bangkok ein Viertel des gesamten Mülls
anfällt. Jährlich wächst die Abfallmenge um vier Prozent. Leider wird von
diesem Müll nur 80 Prozent eingesammelt und in Deponien gelagert.
Die Abfalldeponien platzen aus allen Nähten und der Bau
von leistungsfähigen Müllverbrennungsanlagen lässt auf sich warten. Man
hat hier einfach alles schleifen lassen und hat es versäumt, sich auf die
absehbaren Gegebenheiten der Zukunft rechtzeitig einzustellen.
Vor allem fehlt es an Entsorgungsanlagen für Dosen von
gefährlichen Chemikalien sowie giftigen Haushaltsmüll wie gebrauchte
Batterien oder Leuchtstoff-Röhren.
Aber nötig sind auch einschneidende Maßnahmen gegen die
Wasserverschmutzung und eine verbesserte Abwasserentsorgung. In allen
großen Städten fehlt es an Kläranlagen. Millionen Liter von unzureichend
geklärten Abwässer werden täglich in die Flüsse und Seen entsorgt. Das
ist mehr als bedenklich. Den Kommunen fehlen für eine Problemlösung oft
die finanziellen Mittel. Die Wasserknappheit wird durch sorglosen Umgang mit
dem kostbaren Nass verschärft. Rohrbrüche im öffentlichen Leitungsnetz
werden oft erst nach Tagen oder gar Wochen repariert. Golfplätze werden mit
Wassermengen versorgt, die eine Kleinstadt von 20.000 Menschen an einem Tag
verbraucht.
Eine unpopuläre, aber wahrscheinlich nicht vermeidbare
Maßnahme zur Verbesserung der Infrastruktur der Abwasserentsorgung wäre
die Einführung höherer Abwassergebühren. Zur Zeit decken die Einnahmen
der Wasserbehörden noch nicht einmal die laufenden Kosten. Das kann auf
Dauer nicht hingenommen werden.
Eine andere Lösung, in den Urlaubsorten Europas schon
lange Jahre üblich, wäre die Einführung einer Abgabe zur Instandhaltung
der Erweiterung des Wasserversorgungs- und Entsorgungssystems. Dies würde
vor allem das Beherbungsgewerbe betreffen. Allerdings ist es sehr fraglich,
ob sich die Behörden dazu entschließen werden. Der Rückgang der Urlauber
nach dem Tsunami im letzten Jahr ist in der Tourismusindustrie spürbar. Vor
allem in Pattaya wird dies auf Widerstand stoßen. Die neuen
Schließungszeiten der Unterhaltungsbetriebe sind nicht bei allen Urlaubern
auf ungeteilten Beifall gestoßen. Wenn man nun noch einen Beitrag fürs
tägliche Duschen und Swimmingpool-Benutzung fordern würde, wäre die
Aufregung groß.