Die japanische Invasion Thailands am 8. Dezember 1941
Duncan Stearn
Teil 1
Es wird allgemein angenommen, dass der Krieg im Pazifik mit
dem japanischen Überraschungsangriff auf den US-amerikanischen
Marinestützpunkt Pearl Harbor auf den Inseln Hawaiis am Sonntag, den 7.
Dezember 1941, begann. Tatsächlich gingen dem Angriff auf Pearl Harbor aber
zwei andere Ereignisse in den Morgenstunden des 8. Dezember voraus. Die
Unstimmigkeit in der Zeit beruht auf der internationalen Datumsgrenze: Montag,
der 8. Dezember, ist im Ostpazifik die gleiche Zeit wie Sonntag, der 7.
Dezember, in den Vereinigten Staaten.
Laut eines Berichtes in der „London Gazette" fand die
erste offensive Aktion des Krieges im Pazifik möglicherweise am 7. Dezember
statt. Eine japanische Invasionsflotte unter dem Kommando von Admiral Kondo
schoss ein britisches Catalina Flugboot ab, das einen Aufklärungsflug im Golf
von Thailand unternahm. Aber zweifelsohne war die erste größere offensive
Aktion die Landung japanischer Truppen in Kota Bahru an der nordöstlichen
Küste von Britisch Malaya um 0.25 Uhr (Ortszeit). Die zweite Aktion war die
Invasion Südthailands um 1.05 Uhr am Montag, den 8. Dezember, trotz des
Bestehens eines gegenseitigen Freundschaftspaktes zwischen den beiden Ländern.
Nur 20 Minuten später begannen japanische Flugzeuge die US-amerikanische
Pazifikflotte in Pearl Harbor zu bombardieren. Das japanische Militär sandte
insgesamt fünf Divisionen aus, bestehend aus der 25. Armee unter dem Kommando
von General Yamashita (83.000 Mann stark) und die 15. Armee unter General Lida
(55.000 Mann stark) sowie zwei Luftwaffendivisionen, um Thailand, Burma, Malaya
und Singapur einzunehmen. Die Invasionsflugzeuge und die angeforderten Truppen
versammelten sich auf der Insel Hainan in der Südchinesischen See. Der langsam
vonstatten gehende Transport der Truppen, die als Erste Malaiische Angriffsarmee
bekannt wurde, verließ Hainan unter Be-
gleitschutz von Zerstörern und machte sich am 4. Dezember gen Süden auf. Die
Hauptarmee Admiral Kondos mit zwei Schlachtschiffen und sechs schweren Kreuzern
folgte bald nach.
Am 6. Dezember wurde den Briten in Malaya bewusst, dass eine
große, japanische amphibische Armee in Richtung des Golfs von Thailand
anrollte. Schlechtes Wetter verhinderte jedoch eine frühzeitige Entdeckung, und
dieses dauerte bis zum späten Abend des 7. Dezembers an, bis Teile der
japanischen Armee beim Ankern vor Kota Bahru gesichtet werden konnten.
Als es zunehmend klarer wurde, dass ein Krieg mit Japan
unvermeidlich war, arbeitete das britische Militärkommando in Malaya einen
Notfallplan mit der Bezeichnung „Operation Matador" aus, der einen
Präventivschlag über die Grenze ins neutrale Thailand vorsah, um einen
japanischen Durchzug durch das Land zu vereiteln.
|