Helga Jaermann

Elfi Seitz

Helga Jaermann wurde als drittes von fünf Kindern eines Bundesbahnbahnangestellten in Marchtrenk in Ober-Österreich geboren. Schon als kleines Kind malte und zeichnete sie gerne.

Im Alter von neun Jahren sah sie ein handgemaltes Meissner Porzellanservice und nahm sich fest vor, selbst „so schöne Sachen" zu malen. Allerdings erlernte sie erst einmal einen „soliden" Beruf und wurde Schneiderin. Dann lockte die Ferne und Helga arbeitete als „Au Pair" und Hotelangestellte in der Schweiz, in London, Stockholm und Paris und danach acht Jahre als Büroleiterin beim Maschinenhersteller Sulzer in Solothurn.

Im Jahre 1965 begann sie mit der Porzellanmalerei, nahm Unterricht bei der Porzellanmalerin Schenker und lernte klassische Bauernmalerei bei dem bekannten Bauernmaler, Emil Furrer von Utzensdorf.

Jung verwitwet, heiratete sie 1974 den Schweizer Hotelier Robert Jaermann und zog 1975 nach Nairobi (Kenia), wo Robert Lehrer an der Schweizer Hotelfachschule war. Helga organisierte für Frauen- und Kindergruppen Kurse in Holz -und Bauernmalerei sowie in der Herstellung von afrikanischem Makramee mit Sisal.

1978 traf Helga in den USA den berühmten Porzellankünstler Maurice Bohem, der ihre weitere Entwicklung im Porzellanmalen wesentlich beeinflusste. Bohems Angebot, sich bei ihm weiterzubilden, musste sie ausschlagen, da ihr Mann nun in Zürich arbeitete. In ihrem Wohnort Thalwil unterrichtete sie Frauengruppen in Porzellan- und Bauernmalerei. Sie selber lernte Seidenmalen, bei Brigitte Ziegler das Herstellen von Puppen und Harlekins, malte venezianische Masken und erlernte die Tiffany Kupferfolientechnik.

Zwischen 1980 und 1981 leitete Helga das „Housekeeping Department" im von ihrem Mann geführten „Atallah House" in Riad (Saudi-Arabien), fertigte Menukarten, Plakate und Dekorationen an und organisierte Kurse in Seidenmalerei.

1988 zog das Ehepaar nach Jeddah. Da Frauen in Saudi-Arabien die meisten Berufen nicht ausüben durften, konzentrierte sich Helga voll auf ihre Kunst. Sie unterrichtete junge Frauen in der vornehmen „Dar Al Fikr- Highschool" in Design und Seidenmalerei.

Helga gewann das Vertrauen von einflussreichen saudi-arabischen Familien, die sie als Kunstlehrerin für Frauen der Königsfamilie, so Prinzessin Nouf Mashhour, einer Nichte des Königs Fahd, engagierten. Zusammen mit einer saudi-arabischen Freundin produzierte Helga drei Videokassetten über Seidenmaltechniken, auch in arabischer Sprache. Höhepunkt in Jeddah war ihre Ausstellung in der bekannten „Rochan Gallery", die von Prinzessin Jawahir Bint Majid Bin Abdulaziz eröffnete wurde und bereits am ersten Tag über 600 Frauen anlockte.

1992 zog Helga mit ihrem Mann nach Bangkok. Im exotischen Thailand erlebte sie die Erfüllung ihrer künstlerischen Träume. Schon bald nach ihrer Ankunft gab sie Kurse in Porzellan- und Seidenmalerei, organisierte Ausstellungen, Maldemonstrationen und Modeschauen mit selbst entworfenen und handbemalten Seidenkleidern für internationale Frauenvereine, hielt Vorträge und wurde Mitglied der „Bangkok Arts Group", einem Verein internationaler Künstler.

Seit 1994 arbeitet Helga im Bansai Centre, einem Sozialwerk der Königin, als einzige ausländische Kunstlehrerin. 1996 eröffnete sie auf Wunsch von Professor Tanin Kraivixien, dem Geheimrat des Königs und Vizepräsident des Zentrums, eine Porzellan-Station. Sie erhält keinen Lohn für ihre Arbeit, aber das Privileg diese Station zu führen ist ihr Dank genug. Regelmäßig besuchen der Kronprinz und Prinzessinnen das Centre privat oder bei offiziellen Anlässen, und Helga hatte die große Ehre, einige ihrer Werke als Geschenk an Mitglieder des Königshauses zu übergeben. Unvergesslich bleiben Helga aber die Augenblicke, in denen sie Ihre Majestät die Königin treffen durfte.

Viele Delegationen kommen zu Besuch ins Centre, so im März 2004 der schweizerische Bundespräsident Dr. J. Deiss. Auch der Besitzer von Harrods in London, Al-Fayadh, kaufte viele handbemalte Porzellan-stücke von Helga und ihren Studenten. Durch diesen Verkauf wurde es Helga ermöglicht, mit drei Schülern 1998 zum ersten Mal an der „Convention Azzurra" in Varese (Italien) teilzunehmen.

Dazwischen ging das Ehepaar nach Sydney, aber vorher gab Helga eine Ausstellung im März 2000 im „Grand Hyatt Erawan Hotel", die von Geheimrat Professor Tanin Kraivixien eröffnete wurde und eigene Werke wie auch Stücke ihrer Schüler zeigte. Trotzdem riss der Kontakt zum Bangsai Centre nie ab. Alle drei Monate reiste Helga nach Thailand, um mit ihren Schülern zu arbeiten, bis ihr Mann 2002 wieder für die Amari Hotels & Resorts in Bangkok zu arbeiten begann.

Bis jetzt gewannen Helga und ihre Schüler insgesamt 16 internationale Preise bei Ausstellungen in Italien, der Schweiz und in den USA, welche alle in der „Hall of Fame" im Museum des neuen SACICT-Gebäudes (The SUPPORT Arts and Crafts International Centre of Thailand) ausgestellt sind. Einige Werke sind auch im Porzellanmuseum in Dallas (USA) ausgestellt. Beim internationalen Wettbewerb der VI „Convention Azzurra 2000" in Como, mit über 1.000 handbemalten Porzellankunstwerken, war das Bangsai Team inklusive Helga wiederum sehr erfolgreich mit ersten Preisen. Einige Werke von ihr und ihren Schülern wurden sogar für das Museum in Nova Milanese ausgewählt.

Helga, die selbst immer weiter lernen will, besucht Kurse von Jenoe Fenyves von der ungarischen Herends Manufacturing und Donatella Viggiani in Italien und einen „Air brushing" Kurs in der Schweiz.

Seit ein paar Monaten unterrichtet sie vier junge Karen, welche zur Freude des ganzen Dorfes einen sehr guten Malstandard erreicht haben. Helga wird jedes Mal gefeiert, wenn sie das weit abgelegene Karen-Dorf in den Bergen an der burmesischen Grenze besucht.

Ihr wichtigstes Ziel ist, ihren Schülern soviel wie möglich zu lehren. Dabei legt sie besonderen Wert darauf, dass die Schüler durch eigenes, spezielles Design auch echte Kunst erschaffen können und nicht nur Bilder zu kopieren.