Obwohl Thailand sich unter Premierminister Pibulsongkram mit
dem japanischen Kaiserreich verbündete, gab man dem Militär keine größere
Rolle bei der japanischen Invasion der malaiischen Halbinsel oder Burmas.
Stattdessen wurde die thailändische Armee in die Grenzregionen verlegt, um als
Reservetruppe zu dienen.
Das Benehmen Japans zeigte Pibulsongkram ganz klar, dass
Thailand nicht gerade als verlässlicher Alliierter angesehen wurde. Der
thailändische Führer wollte an der Invasion Burmas beteiligt sein, damit er
Anspruch auf zwei Gebiete anmelden konnte, die er als Teil von Groß-Thailand
betrachtete.
Damit war die Region Tenasserim, ein Küstenstreifen an der
Andaman See in Süd-Burma, gemeint, die während der Ayutthaya-Periode
(1350-1767) unter der Kontrolle Thailands stand. Das zweite Gebiet waren die
gebirgsreichen Shan-Staaten in Nordost-Burma, die von ethnisch Verwandten der
Thais besiedelt waren.
Erst nachdem er seine Ansprüche bekräftigte, und die
Eroberung Burmas fast abgeschlossen war, erlaubte Japan Pibulsongkram in die
Shan-Staaten vorzurücken. Thailand wurde beauftragt, die 93. Division
(Kuomintang) der chinesischen Armee im Auge zu behalten, die in das Gebiet der
Provinz Yunnan einmarschierte. Es sollten die Versorgungswege zwischen Rangoon
und Chungking geschützt werden.
Am 3. Mai 1942 griff die thailändische Armee mit mehr als 20
Flugzeugen das nahe an der chinesisch-burmesischen Grenze gelegene Zentrum von
Kengtung an und bombardierte den Hauptmarkt. Am 10. Mai 1942 überschritt die
nördliche Armee – bestehend aus drei Divisionen mit etwa 35.000 Mann unter
dem Oberkommando von General Seri Roengrit – die burmesische Grenze und drang
in die Shan-Staaten ein. Das Kommando über die thailändische Infanterie wurde
General Pin Choonhavan übertragen.
Die thailändische Armee kam schnell voran und besetzte am
26. Mai Kengtung. Die Chinesen zogen sich in die umliegenden Berge zurück. Die
Thais errichteten hier ihr Hauptquartier und gewisse hochrangige Elemente
stiegen in den gewinnträchtigen Opiumhandel mit örtlich hergestelltem Opium
oder importierten chinesischen Sorten ein. Innerhalb weniger Monate importierte
das „Thai Opium Monopol" mit Hauptsitz in Bangkok etwa 26 Tonnen Opium
aus den Shan-Staaten.
Die politischen Umstände dieser Zeit verbanden später diese
bergreiche Gegend mit dem in aller Welt bekannt gewordenen „Goldenen
Dreieck". Viele führende thailändische Armeeoffiziere, die nach dem
Zweiten Weltkrieg in der thailändischen Politik Hauptrollen spielten, waren
Veteranen der Besetzung der Shan-Staaten. Unter ihnen war auch der damalige
Leutnant Chatichai Choonhavan, der Premierminister zwischen 1988 und 1991.
Unglückseligerweise war die thailändische Armee für die
Invasion schlecht ausgerüstet, und bald starben mehr Soldaten an von Moskitos
verbreiteten Seuchen als durch die Hand des Feindes. Lebens- und Arzneimittel
waren ebenfalls knapp. Dies machte das Leben des einfachen Soldaten ziemlich
erbärmlich.