Geschichtliche Streiflichter

Die thailändische Invasion und Besetzung der Shan-Staaten (1942-1945)

Duncan Stearn

Teil 1

Obwohl Thailand sich unter Premierminister Pibulsongkram mit dem japanischen Kaiserreich verbündete, gab man dem Militär keine größere Rolle bei der japanischen Invasion der malaiischen Halbinsel oder Burmas. Stattdessen wurde die thailändische Armee in die Grenzregionen verlegt, um als Reservetruppe zu dienen.

Das Benehmen Japans zeigte Pibulsongkram ganz klar, dass Thailand nicht gerade als verlässlicher Alliierter angesehen wurde. Der thailändische Führer wollte an der Invasion Burmas beteiligt sein, damit er Anspruch auf zwei Gebiete anmelden konnte, die er als Teil von Groß-Thailand betrachtete.

Damit war die Region Tenasserim, ein Küstenstreifen an der Andaman See in Süd-Burma, gemeint, die während der Ayutthaya-Periode (1350-1767) unter der Kontrolle Thailands stand. Das zweite Gebiet waren die gebirgsreichen Shan-Staaten in Nordost-Burma, die von ethnisch Verwandten der Thais besiedelt waren.

Erst nachdem er seine Ansprüche bekräftigte, und die Eroberung Burmas fast abgeschlossen war, erlaubte Japan Pibulsongkram in die Shan-Staaten vorzurücken. Thailand wurde beauftragt, die 93. Division (Kuomintang) der chinesischen Armee im Auge zu behalten, die in das Gebiet der Provinz Yunnan einmarschierte. Es sollten die Versorgungswege zwischen Rangoon und Chungking geschützt werden.

Am 3. Mai 1942 griff die thailändische Armee mit mehr als 20 Flugzeugen das nahe an der chinesisch-burmesischen Grenze gelegene Zentrum von Kengtung an und bombardierte den Hauptmarkt. Am 10. Mai 1942 überschritt die nördliche Armee – bestehend aus drei Divisionen mit etwa 35.000 Mann unter dem Oberkommando von General Seri Roengrit – die burmesische Grenze und drang in die Shan-Staaten ein. Das Kommando über die thailändische Infanterie wurde General Pin Choonhavan übertragen.

Die thailändische Armee kam schnell voran und besetzte am 26. Mai Kengtung. Die Chinesen zogen sich in die umliegenden Berge zurück. Die Thais errichteten hier ihr Hauptquartier und gewisse hochrangige Elemente stiegen in den gewinnträchtigen Opiumhandel mit örtlich hergestelltem Opium oder importierten chinesischen Sorten ein. Innerhalb weniger Monate importierte das „Thai Opium Monopol" mit Hauptsitz in Bangkok etwa 26 Tonnen Opium aus den Shan-Staaten.

Die politischen Umstände dieser Zeit verbanden später diese bergreiche Gegend mit dem in aller Welt bekannt gewordenen „Goldenen Dreieck". Viele führende thailändische Armeeoffiziere, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der thailändischen Politik Hauptrollen spielten, waren Veteranen der Besetzung der Shan-Staaten. Unter ihnen war auch der damalige Leutnant Chatichai Choonhavan, der Premierminister zwischen 1988 und 1991.

Unglückseligerweise war die thailändische Armee für die Invasion schlecht ausgerüstet, und bald starben mehr Soldaten an von Moskitos verbreiteten Seuchen als durch die Hand des Feindes. Lebens- und Arzneimittel waren ebenfalls knapp. Dies machte das Leben des einfachen Soldaten ziemlich erbärmlich.