Franz
Schmid
Die beiden thailändischen Zeitungskonzerne Matichon Plc
und Post Publishing Plc sehen sich einer feindlichen Übernahme durch GMM
Media Plc (Grammy Entertainment) gegenüber. Beide Verlage veröffentlichen
angesehene Tageszeitungen, nämlich „Matichon" und die „Bangkok
Post". Diese Zeitungen genießen wegen ihrer unabhängigen und
kritischen Berichterstattung in der thailändischen Öffentlichkeit ein
hohes Ansehen.
Daraus erwächst die Sorge, dass ein Wechsel in den
Besitzverhältnissen und die Übernahme in andere Medienkonzerne eine Gefahr
für die Pressefreiheit darstellt.
Eine Presskonzentration oder gar ein Medienmonopol
könnte die Folge davon sein, wenn immer mehr Zeitungen (oder auch Radio-
oder Fernsehstationen) in einen Superkonzern einverleibt werden.
Hier tut sich die Frage nach der Pressefreiheit in
Thailand grundsätzlich auf.
Solange informelle Strukturen die Rechtsstaatlichkeit
missachten und die Umsetzung demokratischer Grundsätze in Frage stellen,
machen auch demokratische Wahlen noch lange keinen demokratischen Staat aus,
wie wir ihn aus westlichen Ländern kennen. Das hat auch Auswirkungen auf
die Pressefreiheit.
Thailand gilt zwar als eine solide etablierte Demokratie
und hat seine Verpflichtung zur Pressefreiheit in vielen Fällen unter
Beweis gestellt, aber nun ist es an der Zeit, Fragen bezüglich der
Eigentumsfragen im Medienbereich zu stellen. Die Gesetzgebung sollte
verhindern, dass ein Einzelner oder ein Unternehmen ein Monopol im
Pressewesen gewinnt. Daraus würde sich konsequenterweise eine Zensur für
die Journalisten ergeben, da das Unternehmen in erster Linie seine eigenen
wirtschaftlichen und politischen Interessen vertreten wird.
Der Kampf um die Pressefreiheit wird weltweit
ausgetragen. Eine freie Presse ist auch immer die Stimme der Menschen und
spiegelt die Meinungsvielfalt der Bevölkerung dar. In Thailand wird
wirtschaftlicher Druck auf Zeitungen, Fernsehsender und Redakteure
ausgeübt, auch gab es Schließungen von Fernseh- und Radioprogrammen wegen
regierungskritischer Kommentare. Einflussreiche politische Stellen und
Interessengruppen sichern sich verstärkt Anteile an bestimmten Medien, um
diese besser unter Kontrolle zu haben. Die Presse solle die Politiker des
Landes gefälligst unterstützen, aber nicht kritisieren, ist die
regierungsamtliche Meinung. Das alles trägt nicht zum Ansehen Thailands in
der Weltöffentlichkeit bei.
Die thailändische Öffentlichkeit richtet ihre
Hoffnungen auf die Fähigkeiten der Medien, Fehlleistungen und dubioses
Handeln der Regierung aufzudecken. In dieser Hoffnung ist auch der Schutz
der Öffentlichkeit mit eingeschlossen. Die allgemeine Öffentlichkeit ist
nicht total hilflos, und sie lässt sich auch nicht verdummen.
Medien sollten nicht wie X-beliebige Waren zum An- oder
Verkauf stehen. Der Wert der Pressefreiheit für die thailändische
Gesellschaft kann nicht am Geldbeutel eines Einzelnen gemessen werden.