Der Terror geht weiter

Franz Schmid

Auf der Ferieninsel Bali sind drei Jahre nach den verheerenden Anschlägen drei Sprengsätze explodiert. In dem balinesischen Ferienort Kuta Beach detonierten am 12. Oktober 2002 vor den Diskotheken Paddy-Club und Sari-Club fast zeitgleich zwei Autobomben. Damals wurden 202 Menschen getötet.

Diesmal hatten sich drei Selbstmordattentäter innerhalb weniger Minuten in voll besetzten Restaurants in Kuta und am Strand Jimbaran in die Luft gesprengt und dabei 22 Menschen mit in den Tod gerissen. 104 Menschen wurden verletzt, darunter auch zwei deutsche Touristen.

Bali ist insofern eine Besonderheit, da es die einzige hinduistische Insel Indonesiens darstellt. Zu-
gleich ist Bali die einzige Weltgegend außerhalb Indiens mit einer bodenständigen hinduistischen Bevölkerung. Bis zum August 1945 wurden die Provinzen Balis durch Radschas regiert, dann proklamierte das moslemisch geprägte Indonesien die Insel für sich.

Kuta ist eine Stadt mit einem kilometerlangen, breiten Sandstrand und hat sich als Zentrum des westlichen Pauschaltourismus herausgebildet. Vor allem Australier, aber auch Japaner und Europäer verbringen dort gerne ihren Badeurlaub. Nach den Anschlägen des Jahres 2002 erholten sich Bali und Kuta wieder und waren ein beliebtes Ferienziel. Dies ist nun wieder in Frage gestellt.

Als Drahtzieher der Taten gilt die militante islamische Organisation Jemaah Islamiyah. Die Hintergründe der Anschläge sind jedoch unklar. Da die Anschläge in vornehmlich von Touristen frequentierten Restaurants und Bars stattfanden, vermutet man Aggressionen gegen Australier, die von den Extremisten als Statthalter der USA in dieser Region angesehen werden. Außerdem beteiligt sich Australien sowohl am Krieg gegen den Terrorismus als auch am Irak-Krieg 2003.

Ziel des Jemaah Islamiyah ist es, in den traditionell toleranten moslemischen Ländern Südostasiens einen Gottesstaat zu errichten. Dieser soll Indonesien, Malaysia, Singapur, Brunei und die südlichen Philippinen umfassen. Zellen der Terrororganisation werden in allen diesen Ländern vermutet. Auch wenn Jemaah Islamiyah als Verbündeter von Al-Kaida in Südostasien gilt, ist noch nicht geklärt, welche Rolle Al-Kaida in der Aktion gespielt haben könnte. Der Nachweis, Jemaah Islamiyah in Verbindung mit den Anschlägen zu bringen, ist schwierig, da die Vereinigung sich aus einer Vielzahl von selbständig operierenden Gruppen zusammensetzt.

Die präzise Durchführung solcher Anschläge bedarf einer wohlvorbereiteten Planung. Man kann daher davon ausgehen, dass die Hintermänner sowohl über gewissen Einfluss in der moslemischen Gesellschaft als auch über genügende Finanzmittel verfügen. Eine wirksame Bekämpfung des Terrorismus liegt nicht so sehr in der Ausübung von Gewalt gegen verdächtige Gruppen. Vielmehr müssen die Finanzkanäle aufgedeckt werden.

Zwar ist von den USA eine Belohnung von bis zu zehn Millionen Dollar für Informationen über die Hintermänner der Bali-Attentate ausgeschrieben worden. Aber ob das Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Der enge Kreis um die Rädelsführer wird wohl nicht käuflich sein, da er aus Fanatikern besteht.

Viel wichtiger erscheint aber, die Herzen der jungen Moslems zu gewinnen. Hier stehen die islamischen Glaubenslehrer in der Verantwortung. Sie müssen immer und immer wieder die jungen Leute darauf hinweisen, dass solche Anschläge im Gegensatz zu den Lehren des Korans stehen. Dieser verbietet das Morden von Menschen kategorisch.

Unsere Welt steht im neuen Jahrtausend großen Herausforderungen gegenüber. Armut und Hunger müssen bekämpft werden, und der Terrorismus erhebt überall sein grässliches Haupt. Er ist die größte Bedrohung des Friedens, nicht nur auf Bali.