Franz
Schmid
Niemand will es gerne hören, aber auch in Europa breitet
sich die Armut rasant aus. Auch Deutschland ist davon schwer betroffen. Und
auch die Niederlande, einst eines der reichsten Länder.
Suppenküchen und Warteschlangen vor der Brotausgabe
passen nicht so recht in das Bild eines wohlhabenden Lands, das jahrelang
bekannt war für sein großzügiges Sozialsystem unter sozialdemokratischen
Regierungen. Heute werden Wohlstand und Wirtschaftswachstum überschattet
von wachsender Armut und Arbeitslosigkeit. Viele erhalten von der Regierung
oder Wohltätigkeitsorganisationen kostenlose Essenspakete, aber Tausende
weitere gehen leer aus.
Menschen schlafen auf Parkbänken und holen sich ihre
Suppe täglich in Armenhäusern ab. Manche erhalten eine Schlafstätte für
einige Nächte, aber zu viele andere warten.
Die Berichte von Regierungen deuten auf eine wachsende
Verschuldung armer Haushalte hin. Beschleunigt wurde diese Entwicklung vor
allem durch die steigende Arbeitslosigkeit und Beitragserhöhungen für die
Renten-, Kranken- und Unfallversicherungen. Die offizielle Arbeitslosenquote
steigt kontinuierlich von Monat zu Monat und hat eine zwei-
stellige Zahl in Deutschland erreicht.
Manche sagen, die Regierungen in Europa steuern in der
Sozialpolitik auf amerikanische Verhältnisse zu. Betroffen sind vor allem
die Schwächsten der Gesellschaft: Arbeitslose, Alleinerziehende, Kranke,
Sozialhilfeempfänger und Einwanderer. Ausländische Familien haben häufig
keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, weil sie die Sprache nicht sprechen.
Ausländer stellen nach den Zahlen von SCP einen Anteil von 33 Prozent der
Armen, obwohl sie weniger als fünf Prozent der Gesamtbevölkerung
ausmachen.
Die Armut wächst so rasant, dass ehrenamtliche
Organisationen wie die Lebensmittelbank den Bedarf nicht decken können.
Einige Einrichtungen müssen sogar Wartelisten einführen. Die
Lebensmittelbanken verteilen jährlich Lebensmittel im Wert von einigen
Millionen Euro.
Man sieht also, wie gut es uns hier in Thailand
eigentlich geht. Oder doch nicht? Überall gibt es
Wohltätigkeitsorganisationen, die armen Menschen helfen und viel Gutes für
sie tun.
Leider werden diese Organisationen immer wieder ein wenig
von nicht so Gutmeinenden nieder gemacht. „Immer dieses Sammeln",
hört man auch hier häufig. Aber, so frage ich mich, soll man denn nicht
den Menschen helfen? Ich meine, wir sind alle gleich, egal welcher Rasse,
Hautfarbe, Religion oder Partei wir angehören. Wir gehören alle zusammen.
In großen Notsituationen wie Tsunami, Erdbeben oder Überflutungen zeigt es
sich, dass die Menschen im Grunde genau das spüren und deshalb sich
gegenseitig helfen, wie es sich eben für wirklich menschliche Menschen
gehört.