„Wie eine Kiefer stehen“

Gesundheitsvorsorge mit Qigong

Frank Leth

Sie „stehen wie eine Kiefer", kommen wie ein „Tiger aus der Höhle" oder „fliegen wie ein Kranich" - mit der chinesischen Atem- und Bewegungstherapie Qigong lernen Patienten der Paracelsus Elena-Klinik in Kassel wieder zu sich selbst zu finden und die Selbstheilungskräfte ihres Körpers zu stärken. Qigong kann bei vielen gesundheitlichen Problemen wie Migräne, Asthma, Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes helfen. Viele Krankenkassen Deutschlands unterstützen bereits Qigong-Kurse. Qigong ist neben Akupunktur, Massage, Diätetik und Kräuterheilkunde eine der tragenden Säulen der traditionellen chinesischen Medizin. Es wird in China seit mehreren tausend Jahren zur Therapie und Gesundheitsvorsorge praktiziert. Übersetzt heißt Qigong „Lebensenergie pflegen".

Ähnlich wie die Akupunktur weiß Qigong, dass im Menschen die Lebensenergie in festen Bahnen im Körper fließt, dem Meridian-System. Sind diese Energiebahnen beispielsweise wegen Stress blockiert, drohen Krankheiten. Qigong kann solche Blockaden wieder auflösen.

Skeptiker bezweifeln zwar, dass es solche Energiebahnen gibt, sicher ist aber, dass Qigong wirkt und für die Gesundheit förderlich ist, da es mit Bewegung, Atmung und Vorstellungskraft arbeitet. In den meist 20- bis 30-minütigen fließenden und zeitlupenartigen Übungen konzentriert man sich auf bestimmte Bilder, wie beispielsweise eine sich öffnende Blüte. Dabei werden ganze Muskelketten und auch die Akupunkturpunkte aktiviert. Die Akupunkturpunkte können bestimmte Organe und vorhandene Beschwerden günstig beeinflussen. Mit den einzelnen Vorstellungen, die oft Tier- und Pflanzenbilder nachempfunden sind, fallen die Bewegungen leichter. In den Bewegungsabläufen werden dabei die Muskeln angespannt und auch immer wieder entspannt.

Die tiefe Atmung hilft, sich besser selbst wahrzunehmen und die Konzentration zu stärken. Studien bei Asthmatikern zeigten, dass regelmäßige Qigong-Übungen das Lungenvolumen zunehmen und Arztbesuche abnehmen lässt. Wichtig ist, dass die Bewegungs- und Atemübungen andere medizinische Therapien unterstützen. Die einzelnen Übungen sollten zudem in der Gruppe gemacht werden.

Die regelmäßigen Übungen führen letztlich zu einer inneren Ausgeglichenheit. In Europa haben Menschen die Kultur der Entspannung verlernt, sie kennen nur Leistung. Mit den einfachen Qigong-Übungen kann wieder den eigenen Rhythmus des Körpers wahrgenommen werden. Bewusstes Aus- und Einatmen sowie An- und Entspannen der Muskeln schärfe die Konzentration und das Körpergefühl.

Die Therapie wird auch bei Patienten mit Restless-Legs-Syndrom (RLS) und Parkinson eingesetzt. Bei RLS leiden die Betroffenen unter häufigen Missempfindungen und Schmerzen vorwiegend in den Beinen, die fast ausschließlich in Ruheposition auftreten und auch Schlafstörungen verursachen. Qigong lindert bei den Patienten die Beschwerden.

Ideal eignet sich Qigong bei Rücken- und Gelenkbeschwerden. Verspannungen werden damit gelöst und die Körperhaltung lockerer und gebessert. Auch Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Migräne können von der chinesischen Bewegungs- und Atemmethode profitieren. Regelmäßiges Qigong wirkt sich positiv auf den Bluthochdruck aus.