Sie „stehen wie eine Kiefer", kommen wie ein „Tiger
aus der Höhle" oder „fliegen wie ein Kranich" - mit der
chinesischen Atem- und Bewegungstherapie Qigong lernen Patienten der
Paracelsus Elena-Klinik in Kassel wieder zu sich selbst zu finden und die
Selbstheilungskräfte ihres Körpers zu stärken. Qigong kann bei vielen
gesundheitlichen Problemen wie Migräne, Asthma, Rückenschmerzen,
Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes helfen. Viele Krankenkassen
Deutschlands unterstützen bereits Qigong-Kurse. Qigong ist neben
Akupunktur, Massage, Diätetik und Kräuterheilkunde eine der tragenden
Säulen der traditionellen chinesischen Medizin. Es wird in China seit
mehreren tausend Jahren zur Therapie und Gesundheitsvorsorge praktiziert.
Übersetzt heißt Qigong „Lebensenergie pflegen".
Ähnlich wie die Akupunktur weiß Qigong, dass im
Menschen die Lebensenergie in festen Bahnen im Körper fließt, dem
Meridian-System. Sind diese Energiebahnen beispielsweise wegen Stress
blockiert, drohen Krankheiten. Qigong kann solche Blockaden wieder
auflösen.
Skeptiker bezweifeln zwar, dass es solche Energiebahnen
gibt, sicher ist aber, dass Qigong wirkt und für die Gesundheit
förderlich ist, da es mit Bewegung, Atmung und Vorstellungskraft
arbeitet. In den meist 20- bis 30-minütigen fließenden und
zeitlupenartigen Übungen konzentriert man sich auf bestimmte Bilder, wie
beispielsweise eine sich öffnende Blüte. Dabei werden ganze Muskelketten
und auch die Akupunkturpunkte aktiviert. Die Akupunkturpunkte können
bestimmte Organe und vorhandene Beschwerden günstig beeinflussen. Mit den
einzelnen Vorstellungen, die oft Tier- und Pflanzenbilder nachempfunden
sind, fallen die Bewegungen leichter. In den Bewegungsabläufen werden
dabei die Muskeln angespannt und auch immer wieder entspannt.
Die tiefe Atmung hilft, sich besser selbst wahrzunehmen
und die Konzentration zu stärken. Studien bei Asthmatikern zeigten, dass
regelmäßige Qigong-Übungen das Lungenvolumen zunehmen und Arztbesuche
abnehmen lässt. Wichtig ist, dass die Bewegungs- und Atemübungen andere
medizinische Therapien unterstützen. Die einzelnen Übungen sollten zudem
in der Gruppe gemacht werden.
Die regelmäßigen Übungen führen letztlich zu einer
inneren Ausgeglichenheit. In Europa haben Menschen die Kultur der
Entspannung verlernt, sie kennen nur Leistung. Mit den einfachen
Qigong-Übungen kann wieder den eigenen Rhythmus des Körpers wahrgenommen
werden. Bewusstes Aus- und Einatmen sowie An- und Entspannen der Muskeln
schärfe die Konzentration und das Körpergefühl.
Die Therapie wird auch bei Patienten mit
Restless-Legs-Syndrom (RLS) und Parkinson eingesetzt. Bei RLS leiden die
Betroffenen unter häufigen Missempfindungen und Schmerzen vorwiegend in
den Beinen, die fast ausschließlich in Ruheposition auftreten und auch
Schlafstörungen verursachen. Qigong lindert bei den Patienten die
Beschwerden.
Ideal eignet sich Qigong bei Rücken- und
Gelenkbeschwerden. Verspannungen werden damit gelöst und die
Körperhaltung lockerer und gebessert. Auch Patienten mit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Migräne können von der chinesischen
Bewegungs- und Atemmethode profitieren. Regelmäßiges Qigong wirkt sich
positiv auf den Bluthochdruck aus.