Thailands hingebungsvoller Monarch
by Peter Cummins
Photos: Mit freundlicher Genehmigung des Büros des
königlichen Haushalts
Vorwort
Seine Majestät vollendet das 78. Lebensjahr am 5. Dezember
und die Nation feiert in tausendfacher Weise. Jeder Bürger wiederholt auf seine
Art den Schwur zur Loyalität und Hingabe an den geliebten König, der in diesem
Jahr auch das 55. Jubiläum seiner Ehe mit Königin Sirikit begeht.
Seine Majestät wurde am Montag, den 5. Dezember 1927, im
Mount Auburn Hospital in Cambridge, Massachusetts, geboren. Er wurde von den
Angestellten des Krankenhaus „Baby Songkhla" benannt, da es noch keinen
offiziellen Namen für den zukünftigen König gab.
Seine
Majestät der König während eines Besuches des königlichen Projekts im Gebiet
von Nong Yai im Bezirk Mueang Chumphon in der Provinz Chumphon am 20. Juni 1998.
Das nächste Jahr wird ganzjährige Feierlichkeiten zum 60.
Regierungsjahr des Königs sehen, der den thailändischen Thron am 9. Juni 1946
bestieg und damit als neunter König der Rama Dynastie der weltweit am längsten
regierende – und dienende – Monarch ist. Eine große Zahl von Empfängen ist
für das nächste Jahr geplant, und das Büro für Königliche
Entwicklungsprojekte organisiert eine Ausstellung mit dem Titel „60 Jahre
Regierung zum Wohle des Volkes".
Seine
Majestät der König pflanzt in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin
Maha Chakri Sirindhorn Vetivergras während eines Besuchs des
Landwirtschaftlichen Forschungs- und Entwicklungszentrums, das unter der
Initiative Seiner Majestät des Königs steht, in Huai Sai, Bezirk Cha-am,
Provinz Phetchaburi, am 14. Juli 1998.
Zwangsläufig werden in dieser Widmung zum 78. Geburtstag
Seiner Majestät einige wohlbekannte Elemente ausgestellt werden, da er solche
Entwicklungsprojekte seit nunmehr über 50 Jahren unterstützt und diese
selbstverständlich auch aus einer geschichtlichen Perspektive gezeigt werden.
Wie auch immer, es gibt viele Aspekte der Theorien, Philosophien und Verfahren
der königlichen Projekte, die zu groß an der Zahl sind, als dass sie in einem
kurzen Artikel wie diesem beschrieben werden können. Sie bieten allerdings
Material für eine größere Forschungspublikation, die das Pattaya Blatt zu
einem anderen Zeitpunkt veröffentlichen wird.
Ein gerechter Herrscher
Bei seiner Krönungszeremonie am 9. Juni 1946 schwor König
Rama IX.: „Wir werden mit Gerechtigkeit zum Nutzen und Glück des siamesischen
Volkes regieren." In den 60 Jahren seit diesem vielversprechenden Tag wurde
das Konzept der Gerechtigkeit stets hochgehalten, und der König hat
fortwährend das alte buddhistische Konzept des Königtums verehrt, das in der Sutta
Pitaka der Tripitaka definiert wird. Ein König wird als Mahasammata
beschrieben – der König der Gerechtigkeit. Die buddhistischen Schriften
definieren auch die Entstehung des Universums und die Erscheinungsformen des
Bösen, die die Menschheit befallen: Gier, das Stehlen und Lügen und die
unweigerlichen Konsequenzen, Tadel und Bestrafung.
Unser König hat unerschütterlich gemäß dieser Prinzipien
regiert und Vorbildlichkeit zum Ausdruck gebracht. Oft hat sich Seine Majestät
gegen den durch das Böse verursachten Kummer ausgesprochen, der so deutlich in
der buddhistischen Philosophie beschrieben wird – das Böse und das Leid, das
in den vergangenen Jahren zunehmend schlimmer geworden zu sein scheint.
Wachstum für das Volk
Vor gut drei Jahren besuchte Seine Majestät den Flughafen
Hua Hin in der Prachuap Khiri Khan Provinz und besichtigte das Königliche
Forschungs- und Entwicklungsinstitut zum Erzeugen künstlichen Regens. Er ging
aber nicht allein, sondern nahm vielmehr eine Gruppe Schüler mit sich zur
Inspektion des königlich initiierten Projektes. Geduldig beschrieb er den
jungen Leuten von der Klai Kangwol-Schule die Mechanismen und die
Vielschichtigkeit des Systems.
Ihre
Majestäten, der König und die Königin, besichtigen das Kontrollzentrum der
„Mass Rapid Transit Authority of Thailand" in Huai Khwang. Sie leiteten
am 3. Juli 2004 die Eröffnungsfeierlichkeiten der Mass Rapid Transit Chaloem
Ratchamongkhon Linie (Hua Lampong – Bang Sue Abschnitt) auf der
Eisenbahnstation Hua Lamphong in Bangkok.
„Ein Projekt wie dieses hilft gegen die oft kritischen
Dürren und Wasserknappheiten speziell in eher trockenen Provinzen wie Prachuab
Khiri Khan und vielen anderen ländlichen Gegenden", erklärte der König
den staunenden Schülern.
Der Ausflug Seiner Majestät mit diesen Schulkindern
unterstrich einmal mehr seine Besorgnis um die Wirksamkeit seiner zahlreichen
Projekte und dass er für die Ärmsten seiner Untertanen da ist. Diese
Begebenheit erinnerte ein wenig an ein Ereignis von vor vier Jahren, als der
König so entschlossen zu seiner Hingabe an das Volk durch den „mittleren
Weg" (die buddhistische Philosophie zur Ausgeglichenheit, Wechselbeziehung
und Selbstvertrauen) war, dass er eine Gruppe Journalisten zum Huay Hong Krai
Center führte, welches als Modell eines Wassereinzugsgebietes für den Norden
dient. Im Hinblick darauf, dass dies der erste Ausflug mit der Presse seit
vielen Jahren war – und sich seitdem auch nicht wiederholt hat – hebt die
Bedeutung hervor, die der König diesen Dingen beimisst, in diesem Fall den
Stellen, an denen Bauern die laufenden Forschungen beobachten und sich für das
entscheiden können, was ihren Nöten an den jeweiligen Orten am ehesten gerecht
wird.
Der König etablierte fünf weitere Bildungszentren über
Königliche Entwicklungshilfe, besser bekannt als „Lebende Museen", jedes
platziert in den unwirtlichsten Gegenden der jeweiligen Region. Diese Zentren
sind die Örtlichkeiten für Experimente in Sachen Aufforstung, Bewässerung,
Urbarmachung und Agrartechnologie, die allesamt innerhalb der örtlichen
Konditionen, sowohl geographisch als auch topographisch, ausgeführt werden. Das
Ziel Seiner Majestät ist es, das natürliche Gleichgewicht wiederherzustellen,
um den Menschen die Selbstversorgung zu ermöglichen.
Das erste Bildungszentrum war das in Khao Hin Son in der
steinigen Gegend des Phanom Sarakam Distrikts in Chachoengsao, das erforscht,
wie man den kargen Boden, verursacht durch Abholzung, wieder fruchtbar machen
kann. Andere Zentren sind an strategischen Punkten im Königreich platziert.
Das Pikul Thong-Zentrum in Narathiwat erforscht das sumpfige
und saure Land der südlichsten Region. Das Phu Phan-Zentrum in Sakhon Nakhon
untersucht den Salzgehalt und die Bewässerung der größten Region des Landes,
dem Nordosten, der regelmäßig unter Trockenheit leidet. Das Krung Kraben
Bay-Zentrum in Chanthaburi erlebt eine Rehabilitation von Mangrovenwäldern und
Küstengebieten nach vorangegangener massiver Zerstörung. Das Huay Sai-Zentrum
in Phetchaburi kümmert sich um die Wiederaufforstung der Wälder und lehrt die
Dorfbewohner, wie man die Wälder schützen kann.
In Zweifelsfällen flog der König selbst über einige
Gebiete, ausgerüstet mit Luftaufnahmen und Karten des Terrains, und notierte
die Charakteristiken der Gebiete. Selbst ein guter Fotograf, machte er
Aufnahmen, um sie später mit den Karten der Gebiete zu vergleichen, um ein
detailliertes Bild der Einzelheiten zu bekommen und sie für die Planung der
verschiedenen Projekte nutzen zu können.
Die scharfsinnige Herangehensweise Seiner Majestät an die
Lösung ortsspezifischer Probleme hat es ihm ermöglicht, neue Theorien zur
agrarkulturellen Entwicklung zu improvisieren, Richtlinien zur Unterrichtung der
Landwirte zur Selbstversorgung zu veröffentlichen, und das Kropf-Problem durch
die Verteilung von Jod an strategisch günstig gelegenen Salzstraßen zu lösen.
Bei all diesen Arbeiten hat der König eine möglichst simple
Annäherung favorisiert, umweltfreundliche Techniken angewandt und moderate
Mengen der örtlich vorhandenen Ressourcen eingesetzt. Zum Beispiel hat er,
bereits bevor die Umweltfreundlichkeit in der allgemeinen Projektplanung als
wichtig angesehen wurde, „Vetiver-Gras" zur Erosionsprävention
eingesetzt, Grundwasserpegel kontrolliert zur Reduktion des Salzgehaltes der
Böden und zur Regenerzeugung Wolken mit einfachen Materialien wie Trockeneis
versetzt.
Ein „einfacher"
Ansatz
Der König hat zu den Entwicklungsproblemen immer eine „Keep
It Simple"-Philosophie befürwortet, sich auf gute Kenntnis der Natur und
ihre unveränderlichen Gesetze gestützt, so z. B. den Gebrauch von Frischwasser
zur Ausspülung von verschmutztem Wasser oder die Verdünnung durch
gezeitenabhängige Wasserbewegungen. Auch die allgegenwärtige
Wasserhyazinthenpflanze kann für die Absorption von Giftstoffen „eingespannt"
werden.
Die Ergebnisse einer jeden Entwicklung, beteuert der König,
muss die Menschen direkt erreichen, um so die Überwindung unmittelbarer
Probleme zu garantieren, sprich für „genug zum Leben, genug zum Essen"
zu sorgen, und den Menschen auf lange Sicht „gutes Leben, gutes Essen" zu
verschaffen.
Seine Majestät vergleicht dies mit dem Gebrauch von Adharma
- das Böse gegen das Böse -, dabei beobachtend, dass sowohl Verschmutzung als
auch Wassergras Plagen sind, sich aber gegenseitig neutralisieren und so den der
Umwelt zugefügten Schaden in Grenzen halten können.
Der König selbst arbeitet nach diesem einfachen Ansatz und
beweist damit eine Sachlichkeit, mit der sich das Volk leicht anfreunden kann.
Er studiert jedes Projekt gründlichst und gibt seine Erkenntnisse dann in
kurzen und leicht verständlichen Schriften bekannt. Gerade die Einfachheit
weist auf die Tiefsinnigkeit der Philosophie, da jeder Artikel einen wesentlich
tieferen Einblick in das gegebene Problem gibt und oft gleichzeitig auf die zu
nutzenden Operationsmethoden hinweist.
Der König etablierte die Königlichen Entwicklungsprojekte
im Jahr 1969, damals in erster Linie um den Opium-Pflanzungen und Brandrodungen
durch Bergvölker Einhalt zu gebieten und deren Lebensstandard zu erhöhen. Das
erste wurde in einem Hmong-Dorf in Doi Pui nahe der Chiang Mai Provinz gestartet
und mittlerweile auf Chiang Rai, Lamphun und Mae Hong Son ausgedehnt. Im Laufe
der Jahre waren die Projekte hilfreich bei der Umwandlung der Klatschmohnfelder
in Frucht- und Gemüseplantagen.
Unter der dynamischen Anleitung des engen Freunds des
Königs, Prinz Bhisadej Rajani, dem Direktor der Projekte, der von seiner Basis
an der Chiang Mai Universität aus arbeitet, gibt es momentan vier
Forschungsstationen und 35 Königliche Projektentwicklungs-Zentren im
Einzugsbereich von etwa 300 Dörfern mit insgesamt 14.000 Haushalten und etwa
90.000 Farmern.
Der Ausschuss für die Königlichen Entwicklungsprojekte, dem
Premierminister unterstehend, dient auch als Sekretariat für die Chai Pattana
Stiftung, die direkt für die Arbeiten, die mit den königlichen Projekten zu
tun haben, verantwortlich ist. Heute, nach mehr als drei Jahrzehnten, können
die Resultate in dem besseren Leben gesehen werden, dass den Bergdörfern
gebracht wurde. Das Grün ist zurückgekehrt zu den vormals entblößten
Waldgebieten und unzugänglichen Hügeln und die Opiumkultivierung, damals ein
Grund zu nationaler Sorge, gehört der Vergangenheit an.
„Der Schlüssel zum Erfolg des Projektes liegt in den
Richtlinien Seiner Majestät", erklärt Prinz Bhisadej. „Sie fokussieren
auf die Erlangung von Wissen durch Forschung, die Vermeidung bürokratischer
Verstrickungen und die schnelle Reaktion auf die Nöte der Dorfbewohner bei
gleichzeitiger Stärkung des Selbstvertrauens", fügt er hinzu. „Die
Effizienz dieses Ansatzes erhielt internationalen Beifall." Zum Beispiel
gewann das Königliche Projekt in 1998 sowohl den „Magsaysay-Preis für
Internationale Verständigung" als auch den Thai Expo-Preis für die
Erlangung des Qualitätsstandards für Thai-Exportgüter.
Seine
Majestät präsidiert in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Maha
Chakri Sirindhorn bei den Eröffnungsfeierlichkeiten der „Thailand
Science-Tech 2004" in der Impact Arnea, Muang Thong Thani, Bezirk Pak Kret,
Provinz Nonthaburi, am 19. Oktober 2004.
In des Königs eigener Ansicht müssen die Projekte die
verschiedenen Regionen, geographischen Begebenheiten und die Lebensart der
Menschen respektieren. „Wir können unsere Ideen nicht den Menschen
aufzwängen – nur vorschlagen. Wir müssen die Leute treffen, ihre Sorgen
herausfinden und dann vorschlagen, was getan werden könnte, um ihre Erwartungen
zu treffen", zeigte der König kürzlich auf.
Die Ideen des Königs stehen in direktem Kontrast zu den
Wünschen der Bürokraten, die ihre Standards von oben nach unten aufzwängen
wollen, mitsamt der dazugehörigen Inflexibilität. „Klebt nicht am
Textbuch", mahnt er die Entwicklungshelfer, die, so sagt er, „Kompromisse
mit der natürlichen und sozialen Umgebung der Kommune schließen müssen."
Der König sieht keinen Bedarf für die Vermeidung
empfindlicher Bereiche (wenn es denn welche gibt), denn er betrachtet den Ansatz
der Regierung als teuer und autoritär, weshalb „sie jämmerlich versagt hat
bei der Lösung der Probleme des Landes."
Epilog
Somit war und ist der König während der vielen Jahrzehnte
seiner Herrschaft die Verkörperung seines Eides anlässlich der
Thronbesteigung: „Wir werden mit Gerechtigkeit zum Wohle und Glück des
siamesischen Volkes regieren."
Der weltweit am längsten regierende Monarch, der in dieser
Woche seinen 78. Geburtstag begeht, wird weiterhin, wie im letzten halben
Jahrhundert seiner gerechten Herrschaft, „das Licht seines Landes, der Stolz
seines Volkes und ein strahlendes Beispiel für alle Völker einer unruhigen
Welt" sein.